Die neue Rasselbande des FC Bayern
Jamal Musiala, gebürtiger Stuttgarter, überzeugt auch in der Königsklasse – Ein Talent gilt aber als Warnung
- Jamal Musiala – der nächste Schwabe, der nächste gebürtige Stuttgarter im Kader des FC Bayern. Siehe Joshua Kimmich, der in Rottweil geboren wurde. Siehe den gebürtigen Stuttgarter Serge Gnabry. Nun also Musiala, das Megatalent des Rekordmeisters. Noch nicht volljährig, aber ein vollwertiger Bestandteil des Profikaders der Münchener.
Beim 1:1 im für den Titelverteidiger tabellarisch unbedeutenden Gruppenspiel der Champions League bei Atlético Madrid durfte der 17-jährige Deutsch-Brite sein Können auf der Achterposition im Mittelfeld zeigen – und war Bayerns Bester. Was Musiala auszeichnet: Eine exzellente Technik, geschmeidige Bewegungen, feine Dribblings, Coolness am Ball, Übersicht und sehr reifes Spielverständnis. Angesprochen auf den englischen U21-Nationalspieler, der im November bei den „Three Lions“debütierte, zuckte Trainer Hansi Flick auf der virtuellen Pressekonferenz, rückte seinen Stuhl zurecht und sprach mit Zurückhaltung, als handele es sich um ein schwebendes Verfahren vor Gericht: „Bei Jamal Musiala muss ich vorsichtig sein.“Sofort war klar:
Weil der Junge (schon) viel zu gut ist. Dann entwischte Flick doch noch ein vielsagendes Lob: „Jamal hat mir sehr gut gefallen. Er spielt in München in einer Mannschaft gespickt mit Topspielern. Und bei diesen Spielern ist er hochgeschätzt, weil er eine enorme Ruhe am Ball hat, ein starkes Dribbling und im Eins-gegeneins nur schwer zu stoppen ist.“
Die Partie bei Atlético war Musialas elfter Profi-Einsatz seit Juni. Sein dritter von Beginn an, der erste in der Königsklasse, über den er „sehr glücklich und dankbar“sei, wie er auf Twitter schrieb. Eine märchenhafte Karriere im Schnellverfahren: Nach acht Jahren in der Jugend des
FC Chelsea war Musiala (Mutter Deutsche, Vater aus Nigeria) als 16Jähriger im Sommer 2019 nach München gekommen und spielte anfangs in Bayerns A-Jugend. Bereits ab Februar durfte er bei Flicks Profis mittrainieren. Experten vergleichen ihn wegen seiner Spielweise, Ballbehandlung und Statur mit dem jungen Mesut Özil. Flick betonte, Musiala müsse noch „körperlich zulegen, da arbeiten wir dran. Aber was rein fußballerisch zu sehen ist, da kann der FC Bayern sehr zufrieden sein.“Musialas Vertrag läuft bis 2022, unterdessen bemüht man sich beim DFB, ihn davon zu überzeugen, für sein Geburtsland aufzulaufen, wenn er für die A-Nationalelf nominiert wird. Lediglich eine Frage der Zeit.
Flick ließ in Madrid noch einen 17und zwei 19-Jährige ran, nominierte mit einem Schnitt von 26,0 Jahren die jüngste Bayern-Startelf seit mehr als fünf Jahren. Die Rasselbande neben Musiala:
Bright Akwo Arrey-Mbi (17):
Einen Monat jünger als sein Kumpel Musiala und mit ähnlichem Werdegang: ebenfalls Deutsch-Brite, geboren im niederrheinischen Kaarst, Ausbildung in Chelseas Jugend. 2019 der Wechsel in Bayerns Nachwuchsleistungszentrum, erste Einsätze für die A-Junioren, dann für die Drittliga-Mannschaft und nun sein Debüt ganz oben. „Bright ist ein gelernter Innenverteidiger“, sagte Flick, der ihn aber auf die linke Außenbahn gestellt hatte. „Er hat die Aufgaben erfüllt. Damit waren wir am Ende zufrieden.“Arrey-Mbi gilt als großes Innenverteidiger-Talent, sein Vertrag läuft bis 2022.
Angelo Stiller (19):
Der gebürtige Münchener mit Kontrakt bis 2021 gilt als Talent für die Sechser- oder Achterposition. Sonst in der Dritten Liga im Einsatz, feierte er in der letzten Viertelstunde seine Premiere in der Champions League. Flick lobte ihn: „Er hat die Bälle gut verteilt und umgesetzt, was wir vorgegeben haben.“
Kam in den Schlussminuten für Douglas Costa. Nach dem kometenhaften Aufstieg des Mittelstürmers mit wichtigen Jokertoren im Dezember 2019 stockt seine Entwicklung etwas. Die Einsatzzeiten sind rar geworden, vor allem, als im Oktober der erfahrene Eric Maxim Choupo-Moting (31) als Backup für Lewandowski verpflichtet wurde. Zirkzees Werdegang sollte den anderen Youngstern als Warnung dienen. In der Winterpause ist eine Leihe zu Abstiegskandidat 1. FC Köln im Gespräch.
Joshua Zirkzee (19):