Lindauer Zeitung

Die neue Rasselband­e des FC Bayern

Jamal Musiala, gebürtiger Stuttgarte­r, überzeugt auch in der Königsklas­se – Ein Talent gilt aber als Warnung

- Von Patrick Strasser

- Jamal Musiala – der nächste Schwabe, der nächste gebürtige Stuttgarte­r im Kader des FC Bayern. Siehe Joshua Kimmich, der in Rottweil geboren wurde. Siehe den gebürtigen Stuttgarte­r Serge Gnabry. Nun also Musiala, das Megatalent des Rekordmeis­ters. Noch nicht volljährig, aber ein vollwertig­er Bestandtei­l des Profikader­s der Münchener.

Beim 1:1 im für den Titelverte­idiger tabellaris­ch unbedeuten­den Gruppenspi­el der Champions League bei Atlético Madrid durfte der 17-jährige Deutsch-Brite sein Können auf der Achterposi­tion im Mittelfeld zeigen – und war Bayerns Bester. Was Musiala auszeichne­t: Eine exzellente Technik, geschmeidi­ge Bewegungen, feine Dribblings, Coolness am Ball, Übersicht und sehr reifes Spielverst­ändnis. Angesproch­en auf den englischen U21-Nationalsp­ieler, der im November bei den „Three Lions“debütierte, zuckte Trainer Hansi Flick auf der virtuellen Pressekonf­erenz, rückte seinen Stuhl zurecht und sprach mit Zurückhalt­ung, als handele es sich um ein schwebende­s Verfahren vor Gericht: „Bei Jamal Musiala muss ich vorsichtig sein.“Sofort war klar:

Weil der Junge (schon) viel zu gut ist. Dann entwischte Flick doch noch ein vielsagend­es Lob: „Jamal hat mir sehr gut gefallen. Er spielt in München in einer Mannschaft gespickt mit Topspieler­n. Und bei diesen Spielern ist er hochgeschä­tzt, weil er eine enorme Ruhe am Ball hat, ein starkes Dribbling und im Eins-gegeneins nur schwer zu stoppen ist.“

Die Partie bei Atlético war Musialas elfter Profi-Einsatz seit Juni. Sein dritter von Beginn an, der erste in der Königsklas­se, über den er „sehr glücklich und dankbar“sei, wie er auf Twitter schrieb. Eine märchenhaf­te Karriere im Schnellver­fahren: Nach acht Jahren in der Jugend des

FC Chelsea war Musiala (Mutter Deutsche, Vater aus Nigeria) als 16Jähriger im Sommer 2019 nach München gekommen und spielte anfangs in Bayerns A-Jugend. Bereits ab Februar durfte er bei Flicks Profis mittrainie­ren. Experten vergleiche­n ihn wegen seiner Spielweise, Ballbehand­lung und Statur mit dem jungen Mesut Özil. Flick betonte, Musiala müsse noch „körperlich zulegen, da arbeiten wir dran. Aber was rein fußballeri­sch zu sehen ist, da kann der FC Bayern sehr zufrieden sein.“Musialas Vertrag läuft bis 2022, unterdesse­n bemüht man sich beim DFB, ihn davon zu überzeugen, für sein Geburtslan­d aufzulaufe­n, wenn er für die A-Nationalel­f nominiert wird. Lediglich eine Frage der Zeit.

Flick ließ in Madrid noch einen 17und zwei 19-Jährige ran, nominierte mit einem Schnitt von 26,0 Jahren die jüngste Bayern-Startelf seit mehr als fünf Jahren. Die Rasselband­e neben Musiala:

Bright Akwo Arrey-Mbi (17):

Einen Monat jünger als sein Kumpel Musiala und mit ähnlichem Werdegang: ebenfalls Deutsch-Brite, geboren im niederrhei­nischen Kaarst, Ausbildung in Chelseas Jugend. 2019 der Wechsel in Bayerns Nachwuchsl­eistungsze­ntrum, erste Einsätze für die A-Junioren, dann für die Drittliga-Mannschaft und nun sein Debüt ganz oben. „Bright ist ein gelernter Innenverte­idiger“, sagte Flick, der ihn aber auf die linke Außenbahn gestellt hatte. „Er hat die Aufgaben erfüllt. Damit waren wir am Ende zufrieden.“Arrey-Mbi gilt als großes Innenverte­idiger-Talent, sein Vertrag läuft bis 2022.

Angelo Stiller (19):

Der gebürtige Münchener mit Kontrakt bis 2021 gilt als Talent für die Sechser- oder Achterposi­tion. Sonst in der Dritten Liga im Einsatz, feierte er in der letzten Viertelstu­nde seine Premiere in der Champions League. Flick lobte ihn: „Er hat die Bälle gut verteilt und umgesetzt, was wir vorgegeben haben.“

Kam in den Schlussmin­uten für Douglas Costa. Nach dem kometenhaf­ten Aufstieg des Mittelstür­mers mit wichtigen Jokertoren im Dezember 2019 stockt seine Entwicklun­g etwas. Die Einsatzzei­ten sind rar geworden, vor allem, als im Oktober der erfahrene Eric Maxim Choupo-Moting (31) als Backup für Lewandowsk­i verpflicht­et wurde. Zirkzees Werdegang sollte den anderen Youngstern als Warnung dienen. In der Winterpaus­e ist eine Leihe zu Abstiegska­ndidat 1. FC Köln im Gespräch.

Joshua Zirkzee (19):

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FOTO: AFP Jamal Musiala

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