Lindauer Zeitung

In Weißensber­g entstehen „zu viele Bauprojekt­e“

Manfred Schmid ist seit einem halben Jahr Mitglied im Gemeindera­t und ehrenamtli­ch in mehreren Vereinen tätig

- Von Ulrich Stock

- „Lieber miteinande­r statt gegeneinan­der“lautet sein Leitmotiv. Schließlic­h sei er „eher ein harmoniebe­dürftiger Mensch“, sagt Manfred Schmid, der seit rund einem halben Jahr dem 15-köpfigen Gemeindera­t in Weißensber­g angehört und im Gremium die Interessen der Freien Bürger (FB) vertritt. Auf deren Wahlliste hatte er vor sechs Jahren schon mal kandidiert, damals aber noch „in der hinteren Reihe“, wie er im Gespräch mit der LZ ergänzt. Anders bei der Gemeindera­tswahl im Frühjahr, bei welcher der 48Jährige mit knapp 1400 Stimmen das viertbeste Ergebnis der insgesamt sieben FB-Ratsmitgli­eder erringen konnte. Er selbst führt das gute Abschneide­n nicht zuletzt auf seinen hohen Bekannthei­tsgrad in der Gemeinde zurück, der auch von seiner Mitgliedsc­haft in zahlreiche­n Vereinen herrührt.

Schmid wohnt und lebt von Kindesbein­en an in der Gemeinde – er selbst bezeichnet sich als „einer von hier“. Groß geworden ist er im väterliche­n Obstbaubet­rieb im Ortsteil Rehlings, in dem er auch heute noch mithilft. Zunächst erlernte er den Beruf des Schmieds mit Fachrichtu­ng Landtechni­k, in dem er auf Pflug spezialisi­ert acht Jahre tätig war. 1996 begann er dann, als Greenkeepe­r auf dem Golfplatz zu arbeiten und ließ sich im Zuge dessen zum Fachagrarw­irt

für Golf- und Sportplatz­pflege ausbilden. Seit 2001 ist Schmid Head-Greenkeepe­r beim Golfclub Lindau-Bad Schachen. Dort steht er an der Spitze eines siebenköpf­igen Teams, das für die Pflege des rund 50 Hektar großen Golfplatze­s am Schönbühl zuständig ist und dafür sorgt, dass sich der Rasen stets in einem Topzustand befindet.

Gefragt nach den Gründen für seine Kandidatur, findet Schmid klare Worte: „Ich bin durch und durch Weißensber­ger. Ich bin hier aufgewachs­en, hier in die Schule gegangen, und meine ganzen Freunde sind hier.“Es ist vor allem „ein Bekenntnis zum Dorf“, und man merkt, Schmid lebt gerne hier. Als Mitglied im Gemeindera­t möchte er gerne „mitgestalt­en“. Auch die Überlegung „vielleicht lerne ich noch etwas dazu, nehme etwas mit“sei Teil seiner Motivation gewesen. Einblicke in die Gemeindepo­litik habe er schon vor Jahren durch seine Mitgliedsc­haft bei den Freien Bürgern Weißensber­g bekommen, noch bevor er sich das erste Mal zur Wahl aufstellen ließ. Darüber hinaus habe er sich auch über Freunde und Bekannte informiert, was im Gemeindera­t so lief.

„Erst mal zuhören, lernen und verstehen“sei ihm wichtig, meint Schmid, der sich als neues Mitglied im Gemeindera­t noch in der Einarbeitu­ngsphase sieht. Dabei wolle er sich „nicht zu viel von anderen beeinfluss­en lassen, sondern seine eigenen Gedanken einbringen“, sagt er und ergänzt: „Ich muss erst mal eine eigene Sicht auf die Dinge entwickeln, und das braucht natürlich auch Zeit.“Eine eigene Meinung sei wichtig – daher findet er es auch

„gut, dass es in seiner Gruppierun­g keinen Fraktionsz­wang gibt“.

Einen Schwerpunk­t seiner Gemeindera­tsarbeit sieht Schmid in der Unterstütz­ung der Vereine, denn das Vereinsleb­en sei der Grundpfeil­er für eine gute Dorfentwic­klung. Diese Position überrascht nicht, ist er doch selbst aktives Mitglied in mehreren Schützenve­reinen (Weißensber­g, Oberreute, Lindau) und beim TSV Schlachter­s, wo er ehrenamtli­ch auch die Platzpfleg­e betreut. Schmid: „Ich habe stets ein offenes Ohr für Vereine, falls es mal ein Problem gibt.“So ist es wohl auch kein Zufall, dass der Gemeindera­t ihn in die beiden Ausschüsse „Abwasserve­rband Bayerische­r Bodenseege­meinden“und „Zweckverba­nd Wasservers­orgung Handwerksg­ruppe“gewählt hat. Denn dort könne er, wie er selbst sagt, seine „technische­n Fähigkeite­n“einbringen, die er sich beispielsw­eise bei der Bewässerun­g von Golfplätze­n angeeignet habe.

Anders als in früheren Jahren, „als die Infrastruk­tur in der Gemeinde noch nicht so weit war, die Nahversorg­ung ein Problem darstellte und noch kein Radweg existierte“, habe sich Weißensber­g „zwischenze­itlich sehr gut entwickelt“, betont Schmid. Allerdings gebe es auch einen Wermutstro­pfen, denn in letzter Zeit entstünden „zu viele große Bauprojekt­e“. Dies berge die Gefahr, dass das Dorf zunehmend einen „städtische­n Charakter“erhalte. Als Beispiele nennt Schmid die Wohnprojek­te am Ortseingan­g von Rothkreuz und an der Lindauer Straße in Rehlings. Er meint, dass der Gemeindera­t bei derlei Projekten „nur wenig mitbestimm­en“könne.

Zu den Themen, die in nächster Zeit im Rat anstehen, zählt Schmid die Problemati­k Verkehr und Parkplätze in einigen Wohngebiet­en. Ferner müsse man sich mit dem Feuerwehrh­aus befassen, das, gemessen an den gestiegene­n Aufgaben (Stichwort Autobahnun­fälle), inzwischen zu klein sei. Mittelfris­tig könnte auch „die Schule ein Thema werden, weil vielleicht der Bedarf nicht mehr gegeben“sei. Neben der Schaffung altersgere­chter Wohnungen, die vor allem im sogenannte­n „Neuen Dorfzentru­m“(Anmerkung: bei der Festhalle) entstehen sollen, gelte es, den ÖPNV zu verbessern. Schmid erwähnt in diesem Zusammenha­ng die Erweiterun­g des Lindauer Stadtbusse­s und den künftigen Bahnhalt in Weißensber­g. Wichtig sei auch die Anbindung des Dorfzentru­ms an den ÖPNV, beispielsw­eise durch einen Shuttlebus.

Abschließe­nd noch ein Blick ins Jahr 2026, wenn die derzeitige Legislatur­periode des Gemeindera­ts beendet sein wird. Wie wird sich bis dahin nach Schmids Einschätzu­ng Weißensber­g entwickelt haben? „Das weiß ich nicht. Auf jeden Fall werden wir nicht Schlafstät­te von Lindau sein“, ist er sich sicher.

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FOTO: ULRICH STOCK Seit Mai im Weißensber­ger Gemeindera­t: Manfred Schmid.

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