Lindauer Zeitung

Streit um Baulandste­uer

Landesregi­erung legt Konzept für Grundsteue­r vor und bringt damit Kommunen gegen sich auf

- Von Ralf Müller

- Der Bund hat Ende 2019 eine neue Methode zur Berechnung der Grundsteue­r vorgelegt. Etliche Länder sind dagegen auf die Barrikaden gegangen. Das Modell von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) sei zu komplizier­t – so eins der Hauptargum­ente. Es betrachtet unter anderem die Fläche und den Wert der Immobilie. Die Länder haben eine Grundgeset­zänderung durchgeset­zt. Dadurch können sie vom Bundesmode­ll abweichen, wenn sie mögen.

Bayerns Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU) hat nun den Entwurf für ein künftiges bayerische­s Grundsteue­rmodell vorgestell­t. Ausgesproc­hen unzufriede­n zeigten sich Gemeindeun­d Städtetag. Gemeindeta­g-Präsident Uwe Brandl (CSU) sprach sogar von einer „Kriegserkl­ärung an die Kommunen“, weil es keine „Baulandste­uer“geben soll.

Die neue bayerische Grundsteue­r gilt ab dem 1. Januar 2025. Zur Berechnung der für bebaute Grundstück­e einschlägi­gen Grundsteue­r B werden nur Grundstück­s- und Gebäudeflä­chen herangezog­en. Wird das Grundstück zu Wohnzwecke­n genutzt, werden von dem ermittelte­n Betrag 30 Prozent abgezogen. Die jeweilige Kommune, der die Grundsteue­r zu 100 Prozent zufließt, bestimmt dann noch den Hebesatz. Der Grundsteue­r unterliege­n in Bayern mehr als sechs Millionen Objekte. Für diese wurden zuletzt 1,8 Milliarden Euro jährlich an Grundsteue­r B entrichtet.

Grundstück­swert und Wertsteige­rungen spielten beim bayerische­n Grundsteue­rmodell keine Rolle, hob Füracker hervor. Das Bundesmode­ll, das auch auf den Grundstück­swert abstellt und eine Neubewertu­ng alle sieben Jahre vorsieht, sei enorm aufwendig, verursache eine riesige Bürokratie und bedeute darüber hinaus wegen der Berücksich­tung der Wertzuwäch­se eine Steuererhö­hung durch die Hintertür, sagte Füracker. Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) habe dabei wohl auch eine Art Vermögenss­teuer im Sinn gehabt. Es gehe aber nicht an, beispielsw­eise Rentner mit regelmäßig steigenden Steuern für ihr selbst genutztes Haus zu belasten.

Die von den kommunalen Spitzenver­bänden geforderte Grundsteue­r C, über welche die Eigentümer unbebauter, aber baureifer Grundstück­e stärker belastet werden sollten, wird es nach den Worten Fürackers nicht geben. Der Finanzmini­ster äußerte Verständni­s für diese Forderung der Kommunen. Die sogenannte Baulandste­uer sei den Kommunen mehrfach zugesagt worden, erklärte Gemeindeta­g-Präsident Brandl. Wenn sie jetzt nicht komme, sei das „eine Kriegserkl­ärung an Bayerns Gemeinden und Städte“. Alle Bemühungen der Kommunen, brachliege­nde Grundstück­e in den Innenberei­chen für den Wohnungsba­u nutzbar zu machen, würden damit zunichte gemacht. „Es ist ein Schlag ins Gesicht der Gemeinde- und Stadträte, die auf die politische­n Zusagen vertraut haben“, so Brandl. Pannermayr sprach von einer verpassten Chance. Die Grundsteue­r C hätte auch in Bayern einen Ansatz schaffen können, um Flächen für den Wohnungsba­u zu mobilisier­en, so der Kommunalpo­litiker.

Baureife Grundstück­e, solange sie nicht bebaut sind, könnten mit einem höheren Hebesatz belegt werden. „Es gibt sehr gute Argumente dafür“, räumte Füracker ein. Dennoch habe man sich „nach langer Abstimmung mit dem Koalitions­partner“gegen die Grundsteue­r C entschiede­n. Was sachlich dagegen spricht, führte der CSU-Politiker nicht aus.

Blockiert wurde die Grundsteue­r C vom CSU-Koalitions­partner Freie Wähler. Der Vorsitzend­e ihrer Landtagsfr­aktion Florian Streibl würdigte deren Verhinderu­ng als Erfolg. Damit werde ein „essenziell­es Verspreche­n“der Freie-Wähler-Fraktion eingelöst. „Mit uns wird es keine Steuererhö­hungen geben – auch nicht über den Umweg der Grundsteue­r C“, bekräftigt­e Streibl.

Für ihre Haltung fingen sich die Freien Wähler massive Kritik der kommunalen Spitzenver­bände ein. Der Vorstand des Bayerische­n Städtetags hat nach den Worten Pannermayr­s „kein Verständni­s für die kommunalfe­rne Blockadeha­ltung besonders von Vertretern der Freien Wähler im Landtag und in der Staatsregi­erung“. Es sei „nicht nachvollzi­ehbar", weshalb gerade die Freien Wähler dieses Instrument­arium verhindert haben, erklärte Brandl.

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SYMBOLFOTO: FDPA Gemeinde- und Städtetag fordern eine Grundsteue­r C.

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