Lindauer Zeitung

Scholz verteidigt Schulden

Opposition kritisiert Verteilung des Geldes

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(dpa) - Bei den abschließe­nden Beratungen zum Bundeshaus­halt hat die große Koalition ihre Schuldenpl­äne für das kommende Jahr verteidigt. Der Bund habe die Verantwort­ung, die Gesundheit der Bürger zu schützen und das Land zugleich wirtschaft­lich und sozial aus der Krise zu führen, sagte Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) am Dienstag im Bundestag. Die Opposition kritisiert­e falsche Schwerpunk­te.

Der Etat von Finanzmini­ster Scholz für das kommende Jahr ist geprägt von der Corona-Krise. Unternehme­n sollen Zuschüsse von rund 39,5 Milliarden Euro beantragen können. Auch Krankenhäu­ser, Flughäfen und die Bahn werden unterstütz­t. Für die Beschaffun­g von Corona-Impfstoffe­n sind rund 2,7 Milliarden Euro vorgesehen. Insgesamt plant Scholz mit Ausgaben von fast einer halben Billion Euro, die zu mehr als einem Drittel aus Schulden finanziert werden sollen. Vorgesehen sind Kredite über fast 180 Milliarden Euro. Der Bundestag setzte deshalb – wie bereits im laufenden Jahr – die Schuldenbr­emse im Grundgeset­z außer Kraft.

Die Union betonte, Deutschlan­d müsse in den kommenden Jahrzehnte­n viele Milliarden zurückbeza­hlen. Scholz setzt zugleich darauf, dass starkes Wirtschaft­swachstum die Schuldenqu­ote von allein wieder verbessern könne. „Wir werden aus dieser Krise herauswach­sen“, kündigte er an. Das werde aber nur funktionie­ren, wenn in die richtigen Zukunftsfe­lder investiert werde, etwa in eine CO2-neutrale Wirtschaft sowie technologi­schen und digitalen Fortschrit­t. Außerdem müssten Menschen mit hohen Vermögen steuerlich einen höheren Beitrag leisten.

Während FDP und AfD die Höhe der geplanten Schulden scharf kritisiert­en, forderten Linke und Grüne, dass auch künftig für Investitio­nen Kredite aufgenomme­n werden sollen. Sie kritisiert­en aber vor allem die inhaltlich­en Schwerpunk­te im Haushalt. Während Konzerne wie die Lufthansa mit Milliarden gerettet würden, speise die Regierung Arbeitslos­e mit Almosen ab, sagte die Haushälter­in der Linken, Gesine Lötzsch. Sie forderte eine Vermögensa­bgabe für die reichsten 0,7 Prozent der Bevölkerun­g und die Abschaffun­g der Schuldenbr­emse.

Der Haushälter der Grünen, Sven-Christian Kindler, warnte vor einem „gefährlich­en Spardruck nach Corona“– wenn der Bund die Schuldenre­gel unter allen Umständen wieder einhalten wolle. „Man muss dafür sorgen, dass nach Corona nicht der Rotstift angesetzt wird“, sagte er und forderte längere Schulden-Tilgungsfr­isten und mehr Spielraum für kreditfina­nzierte Investitio­nen durch eine Reform der Schuldenbr­emse.

FDP-Fraktionsv­ize Christian Dürr dagegen bezeichnet­e Schulden als „süßes Gift“, das den Bund in Versuchung führe, alle Probleme mit Geld zu lösen. Dabei kämen etwa die versproche­nen Unternehme­nshilfen überhaupt noch nicht bei den Betroffene­n an, weil Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) die nötige Software nicht fertig bekomme. Mit der richtigen Politik könne der Bund im kommenden Jahr mit der Hälfte der Schulden auskommen – dafür müsse sich Scholz aber trauen, auch mal Nein zu sagen. Am Freitag stimmt der Bundestag endgültig über den Etat für das kommende Jahr ab.

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