Auf ein Neues
Die Staatstheater Stuttgart stellen ihre Pläne für die zweite Spielzeithälfte von Februar bis Juli 2021 vor
In Bertolt Brechts „Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens“heißt es: „Ja, mach nur einen Plan!/Sei nur ein großes Licht!/Und mach dann noch’nen zweiten Plan/Gehn tun sie beide nicht.“Inzwischen können wir alle ein Lied davon singen. Auch die Kulturinstitutionen, die sich zwischen den Lockdowns neu formiert, umgestellt, verändert haben, nur um dann feststellen zu müssen, dass es so auch nicht geht.
Doch unverzagt haben am Dienstag die Intendanten von Ballett, Schauspiel und Oper der Staatstheater Stuttgart die zweite Hälfte der Spielzeit 2020/21 in einer VideoPressekonferenz vorgestellt. Im Februar wollen sie wieder starten. „Wir arbeiten an unserer Zukunft“, sagt Ballettchef Tamas Dietrich und kündigt unter anderem an, dass die Choreografen Christian Spuck und Marco Goecke neue Arbeiten vorstellen werden. Zu Ehren von Beethovens 250. Geburtstag wird es Choreografien von Hans van Manen und Mauro Bigonzetti geben. Und als Verneigung vor John Cranko, der vor 60 Jahren die berühmte Stuttgarter Compagnie gegründet hat, gibt es den „Eugen Onegin“in neuer Besetzung.
Schauspielchef Burkhard C. Kosminski stellt sich die Frage: „Welches Jetzt wollen wir haben?“Es soll ab Februar noch sieben Neuproduktionen geben. In den Stücken von Milo Rau, Gernot Grünewald oder Roland Schimmelpfennig (alles Auftragsarbeiten des Staatsschauspiels) geht es um die Themen Familie, Klimaschutz, Flüchtlinge. Aus Großbritannien kommt die junge Regisseurin Rebecca Frecknall mit dem Stück „Leuchtfeuer“von Nancy Harris. Und nachgeholt werden soll die lange Hölderlin-Nacht unter dem Titel „Pallaksch“, bei der die drei Sparten Ballett, Schauspiel und Oper zusammenarbeiten. Und dann sei auch Harald Schmidt schon ganz ungeduldig. Der Entertainer habe ganz viel vor und könne es kaum erwarten, mit seinem Show-Format auf die Bühne des Staatstheaters zurückzukehren, erzählt Kosminski.
Für das Musiktheater kündigt Opernchef Viktor Schoner Ungewöhnliches
an: das Musical „Jesus Christ Superstar“auf der Opernbühne mit Kammersänger Matthias Klink in der Titelrolle. Aber das Staatstheater will nicht den Musicaltheatern das Wasser abgraben. Vielmehr wird das Werk von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice mit Arvo Pärts Miserere kombiniert. Marco Storman inszeniert, André de Ridder steht am Pult des Staatsorchesters. Und Schoner kündigte weitere ungewöhnliche Kooperationen an: Punkkünstler Schorsch Kamerun liefert Songs und Texte, Dennis Russell Davies dirigiert Ravels „Das Kind und die Zauberdinge“und „Ma Mère L’Oye“. Der für sein Maschinentheater bekannte Regisseur Ulrich Rasche bereitet eine szenische Version von Bachs Johannespassion vor. Am Pult: Generalmusikdirektor Cornelius Meister. Der wird auch drei Opern konzertant aufführen: „Falstaff “, „Ariadne auf Naxos“und „Der fliegende Holländer“. Und dann heißt es auch noch, Bühne frei für die bereits fertig geprobten Neuinszenierungen von Massenets „Werther“und Vivaldis „Juditha triumphans“.
Auf welche Produktionen man sich vielleicht im neuen Jahr freuen darf, wenn sich die Lage bessert, ist im Programmbuch auf der Homepage des Staatstheaters Stuttgart (www.staatstheater-stuttgart.de) nachzulesen.