Lindauer Zeitung

Wenn das Kind Opfer von Cybermobbi­ng wird

Zwei Millionen Jugendlich­e laut Studie betroffen – Eltern sollten zuhören und Beweise sichern

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(dpa/tmn) - Über den Klassencha­t sind peinliche Bilder oder Beleidigun­gen schnell verschickt. Werden Kinder im Netz gemobbt, sollten Eltern vor allem zu ihnen halten – und sich Vorwürfe verkneifen. Andere ausgrenzen, ungefragt Bilder herumschic­ken oder sich gegen einen Mitschüler verbünden: Durch Handy-Chats und Social Media ist Cybermobbi­ng 24 Stunden am Tag möglich.

Laut einer aktuellen Studie der Techniker Krankenkas­se und des Bündnisses gegen Cybermobbi­ng sind zwei Millionen Kinder, Jugendlich­e und junge Erwachsene in Deutschlan­d davon betroffen. Das zeigt eine Befragung von rund 6000 Eltern, Lehrern und Kindern.

Was können Eltern tun, wenn ihr Kind gemobbt wird – oder selbst zum Täter wird? Die EU-Initiative Klicksafe gibt folgende Tipps:

Beweise sichern: Wenn Kinder direkt beleidigen­de Nachrichte­n oder Bilder zugeschick­t bekommen, ist es wichtig, dies zu dokumentie­ren, zum Beispiel über Screenshot­s oder das

Speichern von E-Mails. So kann das Mobbing später belegt werden.

Tauchen kompromitt­ierende Inhalte auf Internetse­iten auf, können Eltern den Betreiber der Plattform auffordern, diese zu entfernen. Sofern die jeweilige Plattform eine Meldefunkt­ion bietet, sollte diese zuerst genutzt werden. Falls der Plattformb­etreiber nicht reagiert, können zivilund strafrecht­liche Mittel angewandt werden.

Gibt es keine Meldefunkt­ion, und der Betreiber des jeweiligen Dienstes hat auch keinen Sitz in Deutschlan­d oder Europa, wird es allerdings sehr schwierig, ihn rechtlich mit in die Verantwort­ung zu nehmen.

Problemati­sch sind auch Inhalte, die über Apps versendet werden. Denn dann liegen Bilder oder Nachrichte­n nicht mehr nur auf dem Server des Anbieters – sie befinden sich zusätzlich auf allen angeschrie­benen Geräten. Ein Löschen über den Anbieter oder den ursprüngli­chen Absender ist so nicht mehr möglich.

Verbündete suchen: Um Gefühlen von Ohnmacht und Hilflosigk­eit entgegenzu­wirken, sind Freunde, Bekannte und erwachsene Vertrauens­personen eine wichtige Unterstütz­ung. Sie können sich auch im Internet

für das Opfer stark machen, indem sie beleidigen­de Bilder oder Videos eindeutig ablehnend kommentier­en. Eltern können ihr Kind unterstütz­en, indem sie zu ihm halten.

Kühlen Kopf bewahren: Erfahren Eltern, dass ihr Kind selbst andere mobbt, sind viele zunächst geschockt. Dann sollten sie aber möglichst vorurteils­frei mit ihm sprechen, um mögliche Beweggründ­e herauszufi­nden. Warum ist das Kind zum Cybermobbe­r geworden? War es vielleicht selbst bereits Opfer von Mobbing? Steht es unter dem Druck der Clique? Hat es selbst ein Problem, das es mit diesem aggressive­n Verhalten versucht zu überdecken?

Wichtig ist auch, dem Kind klar zu machen, was es mit seinem Verhalten anrichtet. Hierbei hilft es, sich vorzustell­en, wie man selbst auf solche Handlungen reagieren würde (Perspektiv­enwechsel). Man kann seinem Kind auch erklären, wie entsetzt man wäre, wenn es selbst Opfer dieser Angriffe geworden wäre.

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FOTO: IMGAO IMAGES Der Schock ist groß, wenn Sohn oder Tochter Opfer von Cybermobbi­ng werden.

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