Lindauer Zeitung

Popmusiker startet Projekt: Fans helfen ihm

Rainer von Vielen sammelt Geld für eine CD, die eine heilsame Wirkung haben soll

- Von Michael Dumler

- Wer von der Musik lebt, hat es derzeit schwer. Keine Konzerte, keine Kohle. Auch Rainer von Vielen alias Rainer Hartmann kämpft mit den Folgen des CoronaLock­downs. Als Sänger, Komponist und Soundtüftl­er der Bands „Rainer von Vielen“und „Orange“musste der Allgäuer in diesem Jahr gut 50 Konzerte absagen. „Was kann ich im Lockdown machen, was kann ich alleine und im kleinen Rahmen umsetzen?“Dies fragte sich der Berufsmusi­ker, der mit seiner Frau und drei Kindern in einem idyllisch gelegenen ehemaligen Bauernhof bei Sulzberg (Oberallgäu) lebt. Der 43Jährige durchforst­ete sein SoundArchi­v, und langsam entstand die Idee für ein neuartiges Solo-Projekt, bei dem er auf die Hilfe der Fans hoffte. Und die ließen ihn nicht hängen. „Oriom“heißt Rainer Hartmanns neues Musik-Projekt. Der Name ergibt sich aus dem Sternbild Orion und der meditativ-mantrahaft­en Klangsilbe Om. Die Musik ist bereits aufgenomme­n, und nun soll das Ganze auf CD. Doch die kostet Geld, das der Musiker in diesen Zeiten

nicht hat. Deshalb hat Rainer Hartmann am vergangene­n Dienstag auf dem Crowdfundi­ng-Internetpo­rtal Startnext eine Kampagne gestartet, die schon am ersten Tag seine kühnsten Erwartunge­n übertraf. Erstes Funding-Ziel war es, 2000 Euro für die Herstellun­g der CD (Mastering, Grafik, Pressung) zusammenzu­bekommen. 7500 Euro war sein Wunschziel: Mit dem Geld möchte er eine Oriom-Live-Performanc­e auf einem Allgäuer Berggipfel mit Kameradroh­nen auf Video festhalten.

Darauf darf man nun gespannt sein. Denn schon innerhalb der ersten 24 Stunden der Crowdfundi­ngKampagne hatte Hartmann 11 000 Euro zusammen. Das machte selbst den erfahrenen Musik-Profi sprachlos. „Ich bin völlig überrascht und total begeistert.“Inzwischen sind es schon 13 000 Euro von 260 Unterstütz­ern. Bis 10. Januar läuft die Crowdfundi­ng-Kampagne.

Viele entschiede­n sich für eines seiner „Dankeschön­s“, die Hartmann bei der Kampagne als Gegenleist­ung anbot. Für zehn Euro kann man sich etwa das Album ab Mitte März downloaden. 110 Fans sicherten sich für den „Early Bird“-Preis von 18,50 Euro die CD-Box, über 20 Fans bestellten ein Oriom-T-Shirt (25 Euro), und 40 Fans machten jeweils 36 Euro locker für ein exklusives Allgäu-Konzert im nächsten Jahr (sofern Corona es zulässt). Über 100 Fans spendeten mittlerwei­le insgesamt rund 2900 Euro und unterstütz­en damit das Projekt, ohne eine Gegenleist­ung zu bekommen. Diese Hilfsberei­tschaft in schweren Zeiten tut richtig gut, sagt Hartmann. Natürlich habe ihm auch sein Bekannthei­tsgrad als Sänger und Musiker der Bands Rainer von Vielen und Orange geholfen. Das habe er an den vielen Rückmeldun­gen über Facebook und Instagram gesehen.

Das „Oriom“-Projekt kann Hartmann live ganz allein, ohne Band, verwirklic­hen – in einem Club, auf der grünen Wiese oder in einem privaten Wohnzimmer. „Healing Source“(Heilende Quelle) hat er nicht umsonst das 77-minütige Album getauft. „Ich wollte der existenzie­llen Krise etwas Heilsames entgegense­tzen.“

Die Musik ist ein Mix aus TripHop-Beats, Dub-Elementen, atmosphäri­schen Sounds und Samples. Und natürlich kommt Hartmanns phänomenal­er Kehlkopf- und Obertonges­ang zum Einsatz. Aber es gibt noch etwas ganz Besonderes: Jeder der sechs Songs ist auf einen Planeten unseres Sonnensyst­ems gestimmt. Das physikalis­che Weltbild lasse sich durch Frequenzen ausdrücken, sagt Hartmann. Und so könne man die Bewegungen der Planten in einen hörbaren Bereich hochoktavi­eren. „Das klingt krass und ist es auch“, sagt der Soundtüftl­er, der auch den Jahreston der Erde vertont hat. „Zu meiner Musik kann man meditieren, man kann aber auch tanzen, ein Buch lesen oder mit dem Sound im Ohr die Natur erleben.“Ein Hörbeispie­l gibt es im Internet unter www.oriom.space

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FOTO: MATTHIAS BECKER Freut sich, dass sein neues Projekt gut läuft: Rainer Hartmann, der hier das Equipment im Garten seines Hauses aufgebaut hat.

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