Popmusiker startet Projekt: Fans helfen ihm
Rainer von Vielen sammelt Geld für eine CD, die eine heilsame Wirkung haben soll
- Wer von der Musik lebt, hat es derzeit schwer. Keine Konzerte, keine Kohle. Auch Rainer von Vielen alias Rainer Hartmann kämpft mit den Folgen des CoronaLockdowns. Als Sänger, Komponist und Soundtüftler der Bands „Rainer von Vielen“und „Orange“musste der Allgäuer in diesem Jahr gut 50 Konzerte absagen. „Was kann ich im Lockdown machen, was kann ich alleine und im kleinen Rahmen umsetzen?“Dies fragte sich der Berufsmusiker, der mit seiner Frau und drei Kindern in einem idyllisch gelegenen ehemaligen Bauernhof bei Sulzberg (Oberallgäu) lebt. Der 43Jährige durchforstete sein SoundArchiv, und langsam entstand die Idee für ein neuartiges Solo-Projekt, bei dem er auf die Hilfe der Fans hoffte. Und die ließen ihn nicht hängen. „Oriom“heißt Rainer Hartmanns neues Musik-Projekt. Der Name ergibt sich aus dem Sternbild Orion und der meditativ-mantrahaften Klangsilbe Om. Die Musik ist bereits aufgenommen, und nun soll das Ganze auf CD. Doch die kostet Geld, das der Musiker in diesen Zeiten
nicht hat. Deshalb hat Rainer Hartmann am vergangenen Dienstag auf dem Crowdfunding-Internetportal Startnext eine Kampagne gestartet, die schon am ersten Tag seine kühnsten Erwartungen übertraf. Erstes Funding-Ziel war es, 2000 Euro für die Herstellung der CD (Mastering, Grafik, Pressung) zusammenzubekommen. 7500 Euro war sein Wunschziel: Mit dem Geld möchte er eine Oriom-Live-Performance auf einem Allgäuer Berggipfel mit Kameradrohnen auf Video festhalten.
Darauf darf man nun gespannt sein. Denn schon innerhalb der ersten 24 Stunden der CrowdfundingKampagne hatte Hartmann 11 000 Euro zusammen. Das machte selbst den erfahrenen Musik-Profi sprachlos. „Ich bin völlig überrascht und total begeistert.“Inzwischen sind es schon 13 000 Euro von 260 Unterstützern. Bis 10. Januar läuft die Crowdfunding-Kampagne.
Viele entschieden sich für eines seiner „Dankeschöns“, die Hartmann bei der Kampagne als Gegenleistung anbot. Für zehn Euro kann man sich etwa das Album ab Mitte März downloaden. 110 Fans sicherten sich für den „Early Bird“-Preis von 18,50 Euro die CD-Box, über 20 Fans bestellten ein Oriom-T-Shirt (25 Euro), und 40 Fans machten jeweils 36 Euro locker für ein exklusives Allgäu-Konzert im nächsten Jahr (sofern Corona es zulässt). Über 100 Fans spendeten mittlerweile insgesamt rund 2900 Euro und unterstützen damit das Projekt, ohne eine Gegenleistung zu bekommen. Diese Hilfsbereitschaft in schweren Zeiten tut richtig gut, sagt Hartmann. Natürlich habe ihm auch sein Bekanntheitsgrad als Sänger und Musiker der Bands Rainer von Vielen und Orange geholfen. Das habe er an den vielen Rückmeldungen über Facebook und Instagram gesehen.
Das „Oriom“-Projekt kann Hartmann live ganz allein, ohne Band, verwirklichen – in einem Club, auf der grünen Wiese oder in einem privaten Wohnzimmer. „Healing Source“(Heilende Quelle) hat er nicht umsonst das 77-minütige Album getauft. „Ich wollte der existenziellen Krise etwas Heilsames entgegensetzen.“
Die Musik ist ein Mix aus TripHop-Beats, Dub-Elementen, atmosphärischen Sounds und Samples. Und natürlich kommt Hartmanns phänomenaler Kehlkopf- und Obertongesang zum Einsatz. Aber es gibt noch etwas ganz Besonderes: Jeder der sechs Songs ist auf einen Planeten unseres Sonnensystems gestimmt. Das physikalische Weltbild lasse sich durch Frequenzen ausdrücken, sagt Hartmann. Und so könne man die Bewegungen der Planten in einen hörbaren Bereich hochoktavieren. „Das klingt krass und ist es auch“, sagt der Soundtüftler, der auch den Jahreston der Erde vertont hat. „Zu meiner Musik kann man meditieren, man kann aber auch tanzen, ein Buch lesen oder mit dem Sound im Ohr die Natur erleben.“Ein Hörbeispiel gibt es im Internet unter www.oriom.space