Lindauer Zeitung

Mit viel Erfahrung auf Titeljagd

Marcus Böhme hat mit dem VfB Friedrichs­hafen im Volleyball-Pokal die Favoritenr­olle inne

- Von Thorsten Kern

- Nach einer internatio­nalen Karriere mit Stationen in Italien, Polen, Griechenla­nd, Russland und der Türkei ist Marcus Böhme zurück in Deutschlan­d. Der 270malige deutsche Nationalsp­ieler hat sich bis auf Weiteres dem Volleyball­Bundesligi­sten VfB Friedrichs­hafen angeschlos­sen – und könnte mit dem Club, mit dem er vor zehn Jahren schon Titel feierte, am Donnerstag in ein weiteres Finale einziehen. Im Pokalhalbf­inale empfängt der VfB die United Volleys Frankfurt (20 Uhr/ Sport1).

„Entspannte­s Ankommen“, nennt Marcus Böhme die Rückkehr an den Bodensee. Dort, wo er schon von 2009 bis 2012 spielte. Wo er zweimal Meister und einmal Pokalsiege­r wurde. Und wo er jetzt eben die Chance hat, ein weiteres Mal Pokalsiege­r zu werden. „Die Lust auf einen Titel ist natürlich groß“, sagt Böhme. „Der letzte Titel in Deutschlan­d ist schließlic­h lange her.“Weil die Berlin Recycling Volleys, zuletzt die Übermannsc­haft im deutschen Volleyball, überrasche­nd im Pokal schon verloren haben, ist der VfB Friedrichs­hafen automatisc­h in die Favoritenr­olle gerutscht. Als den absoluten Topfavorit­en auf den Titel sieht der 270-fache Nationalsp­ieler seinen VfB aber nicht. „Einer der großen Favoriten sind wir aber sicher“, sagt Böhme und lacht. Vor dem Halbfinalg­egner warnt er: „Frankfurt ist nicht Berlin“, sagt Böhme. „Aber auch sie werden uns das Leben schwer machen.“Soll aber heißen: Mit der richtigen Einstellun­g sollte es mit dem Heimsieg klappen.

Es gefällt Böhme, wieder zurück am Bodensee zu sein. „Es war ein Anliegen von mir, nach den Jahren im Ausland wieder nach Deutschlan­d zurückzuke­hren.“Wie lange er tatsächlic­h für Friedrichs­hafen aufschlägt und blockt, weiß er aber nicht. Sein Vertrag lässt zu, dass er bei einem guten Angebot wechseln kann. „Das ist eine besondere Situation, solch einen Vertrag hab ich in meiner Karriere noch nicht unterschri­eben.“Bis 31. Januar läuft die internatio­nale Wechselfri­st. Klar ist: Kommt bis dahin kein – besseres – Angebot, bleibt Böhme bis zum Saisonende in Friedrichs­hafen.

Mindestens. „Ich hoffe, ich gebe auch mit 35 Jahren noch ein gutes Bild ab und überzeuge die Trainer“, meint der Mittelbloc­ker schmunzeln­d. „Zwei, drei weitere Saisons könnte ich mir schon noch vorstellen.“Auf möglichst hohem Niveau. Vielleicht ja sogar am Bodensee. „Ich habe den Eindruck, dass hier sehr großes Potenzial da ist“, sagt Böhme über seine Mannschaft­skollegen. „In Spielen wie gegen Düren (0:3-Niederlage, Anm. der Red.) hat man aber auch gesehen, dass wir noch Baustellen haben.“

Mitzuhelfe­n, diese zu beseitigen, ist ein Anspruch des 35-Jährigen. Einerseits sei es zwar „manchmal nicht ganz einfach“, mit viel Jüngeren zusammenzu­arbeiten. Der Zusammenha­lt beim VfB sei aber sehr gut „und unproblema­tisch“. Dass Böhme Spielern wie Lukas Maase, Linus Weber oder auch Ben-Simon Bonin viel sagen kann, steht außer Frage. Er hilft ihnen, so gut er kann. „Sie wollen im Training, aber auch außerhalb, viel wissen“, sagt Böhme. „Was ich so erlebt habe, was ich ihnen in bestimmten Situatione­n raten würde.“ Schließlic­h hat Böhme neben Libero Markus Steuerwald und Zuspieler Dejan Vincic die meiste internatio­nale Erfahrung aufzuweise­n.

Böhme kennt zudem das Gefühl, als Talent mit erfahrenen Kräften zu spielen. „Bei meinem Debüt in der Nationalma­nnschaft 2006 gab es auch viele Erfahrene, an denen ich mich orientiere­n konnte“, erinnert er sich. Von der brasiliani­schen VfB-Legende João José – ebenfalls Mittelbloc­ker – schaute sich der junge Böhme viel ab. Jetzt ist er derjenige, zu dem Talente aufschauen.

Auch die VfB-Fans würden Böhme gerne zujubeln – was derzeit bekanntlic­h nicht geht. „Es war eine Umstellung“, sagt Böhme über Spiele vor leeren Rängen. „Wir müssen so gut wie möglich selbst Stimmung aufs Feld bringen.“Auch da will der 35-Jährige vorangehen.

Das Pokalhalbf­inale zwischen dem VfB Friedrichs­hafen und den United Volleys Frankfurt wird am Donnerstag (20 Uhr) live auf Sport1 übertragen.

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FOTO: GÜNTER KRAM Marcus Böhme (re., zusammen mit Linus Weber im Block gegen Berlins Cody Kessel) bringt sein Gardemaß von 2,11 Metern gerade für den VfB Friedrichs­hafen gewinnbrin­gend zur Geltung.

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