Vier Heimbewohner sind an Corona gestorben
Infektionen gibt es auch wieder an Schulen und in einem Lindauer Kindergarten
- Vier Menschen sind zum Ende der Woche im Kreis Lindau an Corona gestorben. Der Landkreis bleibt bei hohen Ansteckungszahlen knapp unter der 200er-Marke. Es gibt wieder Fälle an Schulen und in einer Kita.
Bei den vier Menschen, die an ihrer Corona-Infektion gestorben sind, handele es sich um Bewohner verschiedener Pflegeheime. Die LZ hatte bereits berichtet, dass es CoronaAusbrüche im Heilig-Geist-Hospital und in Altenheimen im Westallgäu gibt. In der vergangenen Woche haben sich in diesen Einrichtungen 40 Frauen und Männer mit dem Virus angesteckt, die dort leben. Hinzu kommen 13 Pflegerinnen und Pfleger, die sich seit dem Freitag der vergangenen Woche neu angesteckt haben.
Weil kranke Mitarbeiter daheim sind und andere in Quarantäne müssen, fehlt in den Heimen jetzt Personal. Neben ehrenamtlichen Helfern kommen in den Heimen deshalb jetzt auch Soldaten zum Einsatz, wie Landrat Elmar Stegmann am Donnerstag im Kreistag berichtete. Weil sie keine Erfahrung in der Pflege haben, entlasten sie die Heime aber bei hausmeisterlichen Tätigkeiten. Wenn jemand mit medizinischen Kenntnissen zum Dienst bereit ist, kann er sich im Heilig-Geist-Hospital oder im Landratsamt melden.
Grundsätzlich sind die Heimträger für Hygiene- und Schutzmaßnahmen verantwortlich, teilt Sibylle Ehreiser, Pressesprecherin des Landratsamts, der LZ auf Anfrage mit. Allerdings habe die Behörde für die Einrichtungen Personal der Bundeswehr angefordert und die Heime beraten, wie sie am besten abgetrennte Bereiche für infizierte Bewohner einrichten. Das Landratsamt habe zudem Sets mit Schnelltests und PCR-Tests zur Verfügung gestellt und bei der Organisation von Reihentests unter Bewohnern und Mitarbeitern geholfen. Auch in allen anderen Heimen gilt eine regelmäßige Testpflicht für Mitarbeiter. Und Besucher dürfen nur in die Heime, wenn sie einen aktuellen Coronatest vorweisen können, der belegt, das sie nicht infiziert sind.
Insgesamt geht mehr als ein Drittel der Neuinfektionen der vergangenen Woche auf die Altenheime zurück. 171 Kinder, Frauen und Männer haben sich seit dem vergangenen Freitag im Landkreis angesteckt. Dabei sind alle Gemeinden betroffen. Auffällig ist auch, dass es in jeder Altersgruppe Menschen gibt, die sich mit Corona angsteckt haben. So waren in der vergangenen Woche 15 Infizierte
zwischen 0 und 14 Jahre alt, 35 waren zwischen 15 und 34 Jahre alt, 64 zwischen 35 und 59 Jahre alt, 27 zwischen 60 und 79 Jahre alt und 30 älter als 80 Jahre.
Mit dem steigenden Alter der Infizierten nimmt auch die Zahl derer zu, die in eine Klinik müssen. Das Landratsamt berichtet, dass derzeit 17 Menschen im Krankenhaus liegen. Laut Intensivregister waren am Freitag Nachmittag drei Menschen in Lindau oder Lindenberg auf der Intensivstation, die allesamt invasiv beatmet werden mussten. Bekannt ist zudem, dass Patienten, denen es besonders schlecht geht, in Kliniken außerhalb des Landkreises geflogen werden. Wie viele davon derzeit betroffen sind, ist unbekannt.
Laut Landratsamt sind wieder vermehrt Schulen betroffen, derzeit gebe es Fälle im Valentin-HeiderGymnasium, an der Berufsschule und an der Antonio-Huber-Schule. Betroffen sind auch zwei Kitas, die das Landratsamt aber nicht näher nennt. Die Stadt Lindau teilt mit, dass es sich um die Kindertagesstätte am Hoyerberg handelt, die deshalb bis auf weiteres geschlossen bleibt. Dort hat sich eine Mitarbeiterin angesteckt. Nachdem am Mittwochnachmittag Verdacht auf eine Coronainfektion aufgekommen sei, habe die Stadt sofort die Eltern informiert und Kontakt mit dem Gesundheitsamt aufgenommen. Zudem wurde die Kita vorsorglich am Donnerstag geschlossen. Am Freitag habe sich der Verdacht bestätigt. Daraufhin hat das Gesundheitsamt die Kindertagesstätte bis einschließlich 23. Dezember geschlossen. Auch darüber wurden die Eltern unverzüglich informiert. Über weitere Maßnahmen wie Quarantäne oder Tests werde Gesundheitsamt jetzt die Eltern und Kolleginnen informieren.
Für Unsicherheit sorgt unter Lindauern nach wie vor, dass als Maßstab für strengere Maßnahmen seit dieser Woche nicht mehr die vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) erhobenen und veröffentlichten Zahlen gelten, sondern die des Robert-KochInstituts (RKI). Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“und andere Medien berichten bereits seit einigen Wochen, dass die RKI-Zahlen wegen der zugrundeliegenden Daten, die unvollständig sind, zu niedrig sind. So ist die Sieben-Tage-Quote im Kreis Lindau laut RKI seit Tagen knapp unter der Marke von 200, während das LGL am Mittwoch erstmals eine Quote knapp darüber berechnet hatte und den Kreis Lindau erstmals als dunkelrot gewertet hat. Strenge Maßnahmen gelten dennoch nicht, weil ja neuerdings die RKI-Zahlen maßgeblich sind.
Dazu würden nächtliche Ausgangssperre und Distanzunterricht für alle älteren Schüler gehören. Landrat Elmar Stegmann hat den Wechsel am Donnerstag im Kreistag erklärt: „Die bayerische Staatsregierung will damit eine bessere Vergleichbarkeit mit den übrigen 15 Bundesländern schaffen, die schon bisher alle mit den RKI-Zahlen arbeiten.“Er könne aber nachvollziehen, dass dieser Wechsel einige Menschen verunsichere und dass das Kritik auslöse, sagte Stegmann später im Gespräch mit der LZ. Den Kreisräten erklärte der Landrat, dass „die Zahlen
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des LGL immer eine Momentaufnahme sind“, weil sie kontinuierlich fortgeschrieben würden. Kommen da nur wenige Infizierte hinzu, dann ergebe das gleich einen Unterschied von sechs bis acht Inzidenzpunkten.
Grundlage für den rechtlichen Rahmen ist die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung, die auf das Infektionschutzgesetz des Bundes verweist, das in Paragraf 28a die RKIZahlen zum verbindlichen Maßstab macht. Da habe der Freistaat keinen Spielraum mehr, erklärt Aleksander Szumilas auf Anfrage der LZ. Der Pressesprecher des LGL weist damit Spekulationen zurück, der Freistaat wolle die Zahlen beschönigen.
Auch wenn die Zahlen derzeit sehr hoch sind, geht von den Erklärungen des Landratsamt auch etwas Beruhigendes aus. Denn es gibt derzeit kaum diffuses Infektionsgeschehen, bei dem die Behörde die Ursache nicht zurückverfolgen kann. Zwei Drittel der Fälle in der vergangenen Woche könne man sicher einigen schon bekannten Infektionsherden zuordnen. Die nicht erklärbaren Fälle bewegen sich also in der Größenordnung von weniger als 60. Zum Vergleich: Vor einem Monat lag diese Zahl um das Dreifache höher.
Über die Coronabilanz des Landrats berichten wir ausführlich auf