Nonnenhorner Zahnarzt kann nicht in Bolivien helfen
Normalerweise reist Ekkehard Schlichtenhorst mehrmals im Jahr in das Land – Dieses Jahr hat er ein neues Ziel
- Eigentlich reist Ekkehard Schlichtenhorst jedes Jahr zwei Mal nach Bolivien. Denn dort hat er vor einigen Jahren eine Zahnarztpraxis aufgebaut. Und das mit Erfolg: Die Zähne der Menschen dort haben sich merklich verbessert. In diesem Jahr musste er die Arbeit vor Ort aber leider aussetzen.
Vor sieben Jahren hat Ekkehard Schlichtenhorst mit dem Verein Förderkreis Clinic Santa Maria (FCSM) in Bolivien eine Zahnarztpraxis aufgebaut. 2016 kam dann ein Labor und zwei Jahre später noch ein Prophylaxeraum dazu. Ein Zahnarzt oder eine Zahnärztin behandeln die Menschen dort dann meistens mit ein oder zwei Studenten zusammen. Zwei Zahntechniker sind auch vor Ort. Wenn jemand ausfällt, legt der 77-Jährige auch selbst Hand an – sonst kümmert Schlichtenhorst sich als Geschäftsführer um Administratives und organisiert.
Nur in diesem Jahr ging das leider nicht. Wegen Corona konnten die Ärzte nicht nach Bolivien einreisen. „Das war sehr schlimm für mich“sagt Schlichtenhorst. Er und sein Team werden dort vermisst.
Schade sei das auch für die Studierenden gewesen, die in diesem Jahr nicht die Möglichkeit hatten, Auslandserfahrungen zu sammeln. „Die Voluntarios kommen meist zurück und sind begeistert“, sagt Schlichtenhorst.
„Die durchschnittliche Verweildauer in den Projekten liegt bei vier Wochen“, sagt Schlichtenhorst. Die meisten der Studenten hätten einen Bezug zu Deutschland, weil sie hier studiert haben oder aufgewachsen sind. „Ich habe ganz viele Voluntarios
Weil er nicht nach Bolivien reisen konnte, zeigt der Nonnenhorner Zahnarzt seinen Einsatz für drei Woche auf der griechischen Insel Lesbos. Dort behandelte er im November die Zähne von den Geflüchteten in dem Lager Kara Tepe, das auch bekannt ist unter dem Namen Moria 2.
Nach einer Zwangspause war Schlichtenhorst einer der ersten Zahnärzte, die die Geflüchteten wieder zahnmedizinisch behandelten. Von April bis Oktober gab es mit Migrationshintergrund“, sagt Schlichtenhorst. Mit ihnen sei er am besten zurechtgekommen. Denn: Sie seien ehrgeizig und wissbegierig.
Mangel an Bewerbungen von Studenten gebe es nicht. „Das sind tatsächlich noch recht viele, die sich bewerben und man kann Gott sei Dank ein bisschen auswählen“, sagt der Nonnenhorner. Komplizierter sei es da schon, an Ärztinnen und keinen Zahnarzt in dem Camp. Der Grund: Die ehemalige Organisation musste abgelöst werden von einer, die den bürokratischen Anforderungen des griechischen Staates entspricht.
Ekkehard Schlichtenhorst und die anderen Helfer arbeiteten im Namen der neu gegründete Organisation Crisis Management Association (CMA).
Organisiert sind die Zahnärzte über den Verein „Dental Emergency Team“(Dental EMT), also das Ärzte zu kommen. „Wenn sie eigene Praxen haben, ist es oft schwer, dass sie für drei Wochen ins Ausland gehen“, sagt Ekkehard Schlichtenhorst.
Das Projekt in Bolivien, genauer in Huancarani, ein Dorf südwestlich von Cochabamba, nahe La Paz zeigt Erfolge. Als der Zahnarzt dort startete, musste noch bei fast drei Viertel der Behandlungen ein Zahn gezogen werden und in jedem dritten Fall gab es Füllungen. „Mittlerweile ist das genau umgedreht“, sagt Schlichtenhorst. „Das zeigt eine deutliche Verbesserung der Mundverhältnisse der Menschen.“
34-mal war Ekkehard Schlichtenhorst in den vergangenen Jahren notärztliche Team für Zahnärzte. Dieses finanziert die Zahnmedizin vor Ort und bringt die Ausrüstung auf die Insel.
Während der Zwangspause hatte es einen Hilferuf von anderen Helfern aus dem Camp gegeben, dass die zahnmedizinische Versorgung vor Ort fehle. Schlichtenhorst hat dann über seinen eigenen Verein namens Förderkreis Clinica Santa Maria (FCSM), der eigentlich zahnmedizinische Einsätze in Südamerika organisiert, aufgerufen. (rst) während seines Ruhestands im Ausland. Zuvor hatte er 37 Jahre lang seine Praxis am See betrieben.
Der Beruf des Zahnarztes wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Denn er kommt aus einer ZahnarztFamilie. „Ich bin praktisch in einem zahntechnischen Labor aufgewachsen“, sagt Schlichtenhorst. Im Labor des Zahntechnikers, der auch bei seinem Vater beschäftigt war, habe er sich am liebsten aufgehalten. „Schon bevor er zur Schule ging, konnte ich mit Wachs und Gips umgehen.“Das sei ihm später im Studium zugute gekommen.
Besonders reizvoll für die Voluntarios sei das mobile Projekt des Vereins. Passend auch der Name: „Bolivia movil“– also Bolivien mobil. Mobil deshalb, weil es keinen festen
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Standort gibt, sondern zwei Teams unterwegs sind, bestehend aus je einem Zahnarzt und zwei Studenten. Ausgestattet mit einem besonderen Koffer fahren sie durch die Provinz Chuquisaca. In dem Koffer sind die Geräte verbaut: Turbine, Kompressor, Wasserflasche – alles, was ein Zahnarzt braucht. Auch ein Zahnarztstuhl zum Einklappen kommt ins Auto. Bei diesem Projekt würden sich auch bolivianischen Zahnärzte anschließen. In den Krankenhäusern gebe es oft auch Zahnstationen, in denen Zahnärztinnen und Zahnärzte arbeiten, nur meistens seien die unterbeschäftigt. „Sie haben sogar Fahrzeuge, mit denen sie aufs Land fahren könnten“, sagt Schlichtenhorst. Das Problem allerdings: Die Fahrzeuge sind nicht gemacht für die ruckeligen Straßen auf dem Land. Dazu kommt: Zahnärzte vor Ort sind oft schlecht ausgerüstet und froh, wenn sie von den deutschen Teams Material bekommen. „Füllungsmaterial, zum Beispiel, wird oft gebraucht“, sagt Schlichtenhorst. „Sie haben ganz oft nichts.“
Damit die Arbeit in der Praxis in Bolivien und auch die mobilen Projekte wieder anlaufen können, hofft Ekkehard Schlichtenhorst, im nächsten Jahr wieder nach Bolivien reisen zu können.
Mehr Informationen über die Arbeit und Projekte des Förderkreis Clinic Santa Maria unter
fcsm.org
Im aktuellen Lindau-Podcast hat Volontärin Ronja Straub auch mit Ekkehard Schlichenhorst über seinen ehrenamtliche Arbeit gesprochen. Zu finden auf schwaebische.de/sonstiges/ podcasts/lindau-podcast und überall, wo es Podcasts gibt.
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