Soldaten unterstützen Pflege in Heimen
Landrat dankbar für jede Hilfe – Hohe Zahl an Corona-Infizierten bereitet ihm Sorgen
- Maskenpflicht, Abstand halten, so gut wie keine Kontakte mehr. All das befolgen die meisten Menschen zwischen Westallgäu und bayerischem Bodensee. Dennoch explodiert seit gut zehn Tagen die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten im Landkreis Lindau. Bange beobachtet Landrat Elmar Stegmann, wie der Inzidenzwert aktuell um die 200 pendelt – steigt er darüber, gelten für die Kreisbewohner noch drastischere Einschränkungen. Nur eine halbwegs gute Nachricht konnte Stegmann im Kreistag zur Corona-Pandemie verkünden: Soldaten der Bundeswehr werden jetzt in den besonders von Corona betroffenen Pflegeheimen mitarbeiten.
Stegmann ist als oberster Kopf im Kampf gegen die Pandemie im Kreis Lindau aber nicht nur gewählter Landkreis-Chef, sondern auch staatlicher Beamter. Als solcher hat er in den vergangenen Wochen 18 neue Arbeitsverträge unterschrieben, um das Gesundheitsamt zu stärken. „Zu Beginn der Pandemie gab es dort zehn Beschäftigte – zeitweise arbeiten nun bis zu hundert Leute dort“, schilderte Stegmann.
Dabei würden auch immer wieder Mitarbeiter der Kreisverwaltung einspringen. Wie groß der Arbeitsaufwand mit Kontaktverfolgung und Quarantäneüberwachung ist, zeigte der Landrat im Kreistag mit einer Zahl auf: Allein im November haben sich nach seinen Worten Corona-bedingt 13 000 Überstunden angehäuft.
Um Verständnis bat er die Kreisräte, dass vor diesem Hintergrund die Kreisverwaltung nicht jede Anfrage sofort beantworten könne. Auch die Bürger müsse er um Geduld bitten, wenn das Bearbeiten ihrer Anliegen länger dauere als gewohnt. Dafür könne es durchaus passieren, dass sie eine Antwort per E-Mail plötzlich an einem Samstagabend erhalten – „weil wir im Landratsamt seit Monaten die Sieben-Tage-Woche haben“und weil zudem viele Mitarbeiter mittlerweile von zu Hause aus arbeiten, also im Homeoffice.
Immerhin bezahle der Freistaat jeden Beschäftigten, der wegen der Corona-Pandemie fürs Gesundheitsamt arbeite, zeigte sich der Landrat im Gespräch mit der LZ zufrieden. Der pandemiebedingte Personaleinsatz bedeute für den Landkreis also. keine Mehrausgaben. Auch die Teststrecke an der Bösenreutiner Steig und die Impfzentren in der Lindauer FOS-Turnhalle sowie im frühen Feriendorf
Nadenberg in Lindenberg würden direkt über München abgerechnet.
Froh ist Stegmann, dass viele Einrichtungen wie THW, Rotes Kreuz, Polizei und Feuerwehr die Arbeit des Gesundheitsamtes unterstützen. Und dass im Landratsamt seit einiger Zeit auch Soldaten der Bundeswehr mitarbeiten. An den Anblick von Frauen und Männer in Uniform werden sich jetzt auch die Bewohner des ein oder anderen Pflegeheims im Kreis Lindau gewöhnen müssen: Stegmann verkündete, dass ab sofort Soldaten die Pflegekräfte in den vom Corona-Virus betroffenen Häusern unterstützen werden. „Nicht unbedingt in der Pflege selbst, aber bei vielen anderen Handreichungen“, wie es der Landrat im Kreistag formulierte.
Hörbar gereizt war Stegmann, als es um das Thema fehlende Amtsärzte
ging. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Thomas Gehring hatte vor kurzem informiert, dass München nun neue Mediziner ins Lindauer Landratsamt schicke. „Ja, offiziell haben wir vergangene Wochen einen Amtsarzt zugewiesen bekommen“, bestätigte Stegmann den Kreisräten. „Aber dieser Mann geht am 28. Februar in den Ruhestand“, fügte er an. Was bei etlichen Kreisräten für Unmut sorgte.
Was Stegmann nach den Erfahrungen aus dem ersten Lockdown im Frühjahr auf keine Fall mehr sehen möchte: eine abgeriegelte Grenze zum benachbarten Vorarlberg. „Ich will keine Grenzschließungen mehr“, betonte er im Kreistag. „Aber wir müssen hier passgenaue Lösungen finden.“Wie die aussehen könnten, sagte Stegmann im Kreistag nicht. Aber er unterstrich im Kreistag seine Überzeugung, dass sich die Grenzpendler etliche Wochen lang regelmäßig Corona-Tests unterziehen mussten.
Klar ist für den Lindauer Landrat: Auch wenn im neuen Jahr die Impfungen gegen das Corona-Virus anlaufen, „gelten noch eine ganze Weile weiterhin Maskenpflicht, Abstand und Kontaktbeschränkungen“. Das hält Stegmann auch für wichtig, wie er im Kreistag sagte: „Ich persönlich könnte mir derzeit eher noch deutlich strengere Maßnahmen vorstellen.“Damit die Hängepartie mit dem aktuellen 200er-Inzidenzwert schnellstmöglichst vorbeigeht, die Zahl der Infizierten im Kreis Lindau endlich wieder spürbar sinkt und weniger Menschen in den Pflegeheimen oder auch anderswo an Covid 19 sterben.