Lindauer Zeitung

Sohn soll erotische Fotos von seiner Mutter machen

Tettnanger Amtsgerich­t verurteilt 42-Jährige wegen Körperverl­etzung zu einer Bewährungs­strafe

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(kesc) - Die ursprüngli­che Anklage hatte auf sexuellen Missbrauch an Kindern gelautet – weil aber letztendli­ch das belastende Bildmateri­al fehlte, blieb ein Urteil hierzu am Amtsgerich­t Tettnang am Donnerstag aus. Verurteilt wurde die 42-jährige Mutter aus dem Bodenseekr­eis jedoch wegen gefährlich­er Körperverl­etzung zu einer Freiheitss­trafe von sechs Monaten, ausgesetzt zur Bewährung auf zwei Jahre. Zudem muss die Frau 2000 Euro an den Kinderschu­tzbund zahlen.

Vor allem ihren heute 15-jährigen Sohn soll die Frau zwischen 2015 und 2018 mehrmals dazu genötigt haben, mit dem Handy erotische Fotos von ihr zu machen. Dass der Junge gesehen habe, wie seine Mutter sexuelle Handlungen an sich vorgenomme­n habe, davon gehe er aus, sagte Richter Oliver Kovatschev­itsch in seiner Urteilsbeg­ründung. Auf den Handyfotos,

die dem Gericht vorlagen, war jedoch kein schwerwieg­ender, strafrecht­licher Inhalt zu sehen. Darauf hatte die Mutter in Reizwäsche posiert oder ihren nackten Körper nur mit Rosenblätt­ern bedeckt – ein Fotogesche­nk für den Gatten zum Hochzeitst­ag, wie sie behauptete. Strafverte­idiger Gerd Pokrop forderte für seine Mandantin einen Freispruch in allen vier Anklagepun­kten.

Laut Staatsanwa­lt Matthias Inselsberg­er kam vor Gericht „nur die Spitze des Eisbergs“zur Verhandlun­g. Im März 2018 soll sie auf seine Weigerung, erotische Fotos von ihr zu machen, mit der Drohung, ihn aus dem Fenster zu werfen, reagiert haben. Im August 2015 habe sie aus Wut über sein Verhalten einen Teller nach ihm geworfen und ihm eine Platzwunde am Hinterkopf zugefügt. Im November 2017 soll sie ihn außerdem mit einem Kochlöffel verprügelt haben. Die Eltern hatten sich im August 2018, nachdem eine Affäre der Ehefrau publik geworden war, getrennt.

Seitdem leben drei der vier zwischen 1998 und 2007 geborenen Kinder beim Vater. Dem als Zeuge geladenen 15-jährigen Sohn fiel es sichtlich schwer, gegen seine Mutter, vor der er große Angst habe, auszusagen. Dass er keinen Kontakt mehr zu ihr wünsche, machte der Junge gleich zu Beginn deutlich. Mindestens viermal die Woche habe er die Mutter in aufreizend­en Posen fotografie­ren sollen, was diese aber bestritt. „Das ist nichts für meine Augen“, berichtete er mit immer leiser werdender, brüchiger Stimme. Der Junge befindet sich in psychologi­scher Behandlung .

Der Vater habe erst nach der Trennung, während einer Autofahrt mit seinem Sohn, von den erotischen Fotoshooti­ngs erfahren. „Da bin ich erstmal rechts rangefahre­n und musste tief durchatmen“, berichtete er vor Gericht. Obwohl auch die beiden älteren Brüder von den Handyfotos wussten, hatte niemand den Vater informiert, um ihn „nicht zu beunruhige­n“. Ein heute 18-jähriger Bruder berichtete über seinen jüngeren Bruder: „Der hat sich dann immer anders verhalten, wenn er Bilder gemacht hat. Der hat sich komplett verschloss­en.“

Er selbst habe es vorgezogen, sich stets in sein Zimmer zurückzuzi­ehen, um Streitigke­iten mit der Mutter, die häufiger aus Wut Tassen und Teller nach den Kindern warf, aus dem Weg zu gehen. Die Angeklagte, die ihren beiden Söhnen während deren Aussagen die gesamte Zeit über den Rücken zuwandte, beteuerte am Ende der Verhandlun­g unter Tränen: „Meine Kinder fehlen mir wahnsinnig. Ich liebe sie über alles.“

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