Grünes Licht für einen 32-Meter-Riesen
Memminger Stadträte stimmen mit knapper Mehrheit dem Bau eines Verteilzentrums der Firma Dachser im Memminger Gewerbegebiet-Nord zu
- Für eine kontroverse Diskussion im Memminger Bauausschuss hat jetzt ein Bauantrag der Firma Dachser gesorgt. Es ging um ein neues Verteilzentrum mit Hochregallager im Gewerbegebiet-Nord. Kern der Debatte war die Höhe des geplanten Gebäudes, das einmal am Oberen Buxheimer Weg etwa 32 Meter aus dem Boden ragen soll. Am Ende votierte das Gremium mit acht zu sechs Stimmen für das Bauprojekt des Logistik-Unternehmens, das bereits seit vielen Jahren eine große Niederlassung in Memmingen betreibt – und zwar nur ein paar hundert Meter entfernt vom angedachten Verteilzentrum. Die Firma aus Kempten will nach eigenen Angaben etwa 25 Millionen Euro investieren und möglichst im Februar mit dem Bau beginnen.
Die Pläne des weltweit agierenden Unternehmens erläuterte Baureferatsleiter Fabian Damm in der Sitzung. Demnach besteht das Gesamtgebäude aus einem automatischen Hochregallager mit einer Grundfläche von 7350 Quadratmetern und einem vorgelagerten Bau für Anlieferung, Verladen und Verwaltung. Dieser Gebäudeteil soll 15,50 Meter hoch werden und eine Grundfläche von 2750 Quadratmetern aufweisen.
Wie Damm weiter ausführte, sind für eine Genehmigung des Projekts sieben Befreiungen von den Vorschriften des Bebauungsplans nötig. Dazu gehört etwa die Überschreitung von Baugrenzen und Zufahrtsbreiten. Zudem können aufgrund von Platzmangel statt der festgelegten 122 nur 73 Bäume gepflanzt werden. Hauptstreitpunkt in der Sitzung war jedoch die Überschreitung der festgesetzten Gebäudehöhe. Denn laut Bebauungsplan darf dort nur maximal 16 Meter hoch gebaut werden. Das geplante Hochregallager wäre somit etwa doppelt so hoch. Laut Damm können für einzelne Gebäude aber Ausnahmen zugelassen werden, wenn diese technisch bedingt und städtebaulich vertretbar sind. Laut Bauverwaltung ist dies beim Dachser-Projekt der Fall.
Darüber hinaus regte Damm an, dass die Stadt prüfen soll, ob eine Höhenbeschränkung auf 16 Meter noch zeitgemäß ist. Schließlich hätten sich die Anforderungen an Unternehmen in den vergangenen Jahren verändert. Zudem spiele flächensparendes Bauen aus ökologischer Sicht mittlerweile eine große Rolle. Dieser Vorschlag wurde letztlich in den Beschluss mit aufgenommen. Ebenso, dass die Firma der Stadt einen noch festzulegenden Betrag
zahlt, den die Kommune zur ökologischen Aufwertung des Gewerbegebiets einsetzen muss. Dies gilt als Ausgleich für die fehlenden Bäume. Ferner müssen an der Ostund Nord-Fassade des Lagers schnell wachsende Kletterpflanzen eingesetzt und davor hochwachsende Bäume gepflanzt werden. Die Fassade muss eine helle Farbe haben.
Bei der anschließenden Diskussion warnte Michael Hartge (ÖDP) davor, einen „Präzedenzfall“zu schaffen: „Wenn wir eine so große Überschreitung der festgelegten Gebäudehöhe zulassen, lassen wir den Geist aus der Flasche. Dann werden andere Unternehmen nachziehen.“Zugleich erinnerte er an einen Vorschlag des Memminger Gestaltungsbeirats. Wie berichtet, schlägt das Gremium vor, das Lager acht Meter tief in die Erde zu bauen. Dann würde der Bau nur noch 24 Meter in den Himmel ragen. „Das wäre ein guter Kompromiss“, sagte Hartge. Aber da will Dachser nicht mitspielen. Laut Damm würde eine derartige Tieferlegung das Unternehmen etwa drei Millionen Euro zusätzlich kosten. Dann würde sich das ganze Projekt nach Firmenangaben nicht mehr rechnen, so dass das Unternehmen das Verteilzentrum dann nicht mehr in Memmingen bauen würde. Auch Professor Josef Schwarz (CSU) sprach sich gegen eine Sondergenehmigung aus. Nach Meinung des Architekten ist das Lager von Steinheim aus gesehen schlichtweg zu hoch. An dieser Ortsrandlage dürfe man einfach nicht so bauen. Hier hakte Uwe Weißfloch vom Stadtplanungsamt ein: „Das ist nicht unser Ortsrand, sondern nur eine Momentaufnahme.“Schließlich seien entlang der Europastraße weitere Gewerbeansiedlungen möglich.
Für das Dachser-Projekt machten sich zum Beispiel Margareta Böckh (CSU) und Hans-Martin Steiger (SPD) stark. „Das Gewerbegebiet wird sich auch künftig weiterentwickeln“, sagte Böckh: „Und der Trend geht beim Bauen mit Blick auf den Flächenverbrauch in die Höhe.“Zudem sollte man Dachser „nicht vor den Kopf stoßen“. Schließlich sei das Unternehmen schon lange ein guter Arbeitgeber und Steuerzahler in Memmingen. In die gleiche Kerbe schlug Steiger. Ferner erinnerte er daran, dass die Firma Kolb bereits ein großes Hochregallager im Gewerbegebiet Nord bauen durfte. Dieses ist 33 Meter hoch. Am Ende stimmten gegen den Bauantrag: Evelyn Villing (Grüne), Rupert Reisinger (Linke), Jürgen Kolb (FW), Hans Pfalzer (FW) sowie Hartge und Schwarz.
„Das Gewerbegebiet wird sich auch künftig weiterentwickeln.“
Margareta Böckh (CSU)