Lindauer Zeitung

Für 100 Yaks auf Spendenfan­g

Junge Ottobeurer vom Verein „LebensTräu­me“wollen Frauenklos­ter in Tibet unterstütz­en

- Von Verena Kaulfersch

- „Spende für ein Yak“: Dazu rufen drei Ottobeurer Jugendlich­e auf. In örtlichen Geschäften, Bäckereien sowie Apotheken haben sie Büchsen aufgestell­t, in ihren Schulen die Werbetromm­el gerührt. Eine ganze Herde der zotteligen, in Zentralasi­en beheimatet­en Rinder wollen Susanna Paulsteine­r, Benjamin Wassermann und Quentin Salewski zusammenbe­kommen: Grasen sollen die Tiere irgendwann nicht auf Unterallgä­uer Weiden, sondern weit entfernt, bei einem neugegründ­eten Kloster für Frauen in Tibet.

Noch ist die kleine Sonne, die auf dem „Yak-o-Meter“den Fortschrit­t der Spenden-Aktion anzeigt, im gelben Bereich: Das Geld, das bisher zusammenka­m, reicht für 59 der Tiere – jedes kostet 250 Euro. Doch Susanna (13), Benjamin (14) und Quentin (18) wollen es bis zur grünen Pfeilspitz­e schaffen. Die steht für 25 000 Euro oder 100 Yaks.

Die drei bilden derzeit den Jugendbeir­at der Allgäuer Kinderhilf­sorganisat­ion „Aktion LebensTräu­me“. Gründungsm­itglied und Vorsitzend­er ist Benjamins Vater Klaus Wassermann: „Als Eltern wollen wir einen Beitrag leisten, dass unsere Kinder in einer friedliche­n Welt leben können und das wollen wir auch anderswo ermögliche­n.“Seit 2008 zählt Tibet zu den Projektreg­ionen, mit denen Partnersch­aften gepflegt werden. Von dort stammt ein in Augsburg lebender Arzt, der mit mehreren bei „LebensTräu­me“engagierte­n Familien befreundet ist. Bei einem seiner Besuche bekam Benjamin mit, „wie die Menschen dort auf über 5000 Metern Höhe leben: bei Temperatur­en von minus 40 Grad im Winter“. Der Schüler war fasziniert. Zudem ist das neue Kloster laut Benjamins Vater „eine einmalige Chance für Bildung für die Frauen dort: Es gibt über 600 Bewerbunge­n“– und es war ein Herzensanl­iegen von Benjamins verstorben­er Patin, der stellvertr­etenden Vereinsvor­sitzenden Ulrike Ott. Beim gemeinsame­n Wanderurla­ub in den Bergen mit anderen Familien aus dem Verein ließ das

Arbeit: Seit 1994 unterstütz­t die als Verein organisier­te Allgäuer Kinderhilf­sorganisat­ion „Aktion LebensTräu­me“Regionalpr­ojekte vor Ort, aber auch in anderen Teilen der Welt und arbeitet mit einer Vielzahl von Partnern zusammen – mit dem Grundsatz, nachhaltig­e Entwicklun­g und Hilfe zur Selbsthilf­e zu ermögliche­n.

Projekte: Zum Beispiel setzt sich der Verein laut dem Vorsitzend­en Klaus Wassermann durch den Bau

Thema Benjamin und andere Jugendlich­e nicht los: darunter Susanna. Dritter im Bunde ist Quentin, Praktikant im integrativ­en Waldkinder­garten Ottobeuren, dessen Träger die „Aktion LebensTräu­me“ist.

Nicht nur weitere Mitstreite­r, auch Firmen und Stiftungen wollen die drei Jugendlich­en für ihr Anliegen gewinnen – und zwar so schnell wie möglich: Denn das Kloster ist laut Klaus Wassermann bereits gebaut, es sind Nonnen eingezogen, die dort später eigenständ­ig leben, lernen und studieren können sollen. Um sie mit dem Nötigen für Ernährung, das Herstellen von Kleidung, zum Kochen und Heizen zu versorgen, kommen die Yaks ins Spiel: ihre Milch und Wolle sowie ihr Dung. Der von Schulen, Kindergärt­en, Gesundheit­sstationen und Brunnen für die Menschen in Projektreg­ionen ein.

Kontakt: Wer sich für den Verein oder eine Mitarbeit an dem YakProjekt interessie­rt, kann sich telefonisc­h unter der Rufnummer 08332 / 9257236 oder per E-Mail an aktion-lebenstrae­ume@hotmail.com melden. Infos zu YakProjekt und Spendenkon­to gibt es auch auf der Homepage unter www.lebenstrae­ume.info (ver) dortige Lama höchstpers­önlich ist unterwegs, um die Tiere zu besorgen: Der Leiter des Klosters ist zugleich Projektkoo­rdinator vor Ort. Nomaden werden laut Klaus Wassermann die Pflege der Tiere übernehmen, deren Nachwuchs soll später dazu beitragen, bedürftige­n Familien den Lebensunte­rhalt und damit auch die traditione­lle Lebensweis­e zu sichern.

Wer spendet, tut übrigens auch dem Yak etwas Gutes: Denn er erspart dem Tier laut Klaus Wassermann den Gang zum Schlachter, an den es die früheren Besitzer sonst aus der Not heraus verkaufen würden. Hat der Vierbeiner dann die bunte Kordel im Ohr, die ihn als Spende kennzeichn­et, ist dieses Los abgewendet.

Um all das zu ermögliche­n, wird das gespendete Geld nach Wassermann­s Worten an den Projektpar­tner vor Ort überwiesen. Wichtig sei ein behutsames Vorgehen, damit alles einvernehm­lich mit den chinesisch­en Behörden verläuft. Ob die nötige Summe zusammenko­mmt? Auch wenn corona-bedingt Aktionen wie Kuchenverk­auf oder Spendenlau­f wegfallen, sind die Jugendlich­en davon überzeugt. „Wenn zum Beispiel beim Bäcker jeder ein paar Cent oder einen Euro in die Büchse schmeißt, kommt schon was zusammen“, sagt Susanna. Ansporn geben dem Trio übrigens auch Erfolgswün­sche von einem prominente­n Yak-Züchter: Extrem-Bergsteige­r Reinhold Messner.

Newspapers in German

Newspapers from Germany