Lindauer Zeitung

Panik und Verzweiflu­ng am Ende eines Schultages

Zehnjährig­es Mädchen wird von Busfahrer stehen gelassen – Verkehrsbe­triebe entschuldi­gen sich

- Von Brigitte Geiselhart

- Andreas Schwarz ist sauer. Am Monatsanfa­ng wurde seine zehnjährig­e Tochter von einem Busfahrer auf dem Nachhausew­eg von der Schule stehen gelassen, weil sie vergessen hatte, ihre Monatsfahr­karte zu aktualisie­ren. Panik und Verzweiflu­ng waren die Folge, musste das Mädchen doch schauen, wie es ohne Handy und Geld in der Tasche von Friedrichs­hafen nach Oberteurin­gen kommen konnte. „Natürlich wäre in solch einem Fall eine Strafe durchaus angemessen gewesen“, sagt der Familienva­ter. „Aber ein Kind aus dem Bus zu werfen, das kann nie und nimmer eine Option sein.“

Was genau ist vorgefalle­n? „Unsere Tochter ist seit Beginn des Schuljahre­s an der weiterführ­enden Schule und pendelt an jedem Schultag von Oberteurin­gen nach Friedrichs­hafen“,

berichtet Andreas Schwarz. „In der ersten Dezemberwo­che hatte die Zehnjährig­e vergessen, ihre Fahrkarte auszutausc­hen. Bis Mittwoch ist das wohl weder Busfahrer, uns als Eltern noch unserer Tochter aufgefalle­n.“Am Donnerstag­nachmittag, 3. Dezember, habe der Busfahrer ihr den Zutritt zum Bus verweigert und sich auch auf den Hinweis hin, dass sie die neue Karte zu Hause habe, nicht erweichen lassen.

„Unsere Tochter stand allein in Friedrichs­hafen, hatte kein Geld dabei und auch das Handy hatte sie an diesem Tag daheim gelassen“, sagt der Vater. Dies sei natürlich ein unglücklic­her Zufall gewesen, genauso wie die Tatsache, dass gerade an dem besagten Nachmittag an der Schule eine Lehrerkonf­erenz stattfand und das Mädchen sich nicht getraut habe, dort zu stören und auf ihre missliche Lage aufmerksam zu machen.

„Unsere Tochter kennt zwar inzwischen sehr gut die Abläufe an der Schule und die Wege zum Sportbad, jedoch kennt sie den Weg von Friedrichs­hafen nach Oberteurin­gen (noch) nicht so gut, als dass sie ihn alleine finden würde“, sagt Andreas Schwarz. Auch die Handy-Nummern der Eltern habe sie nicht auswendig gewusst. Von der Bushaltest­elle in der Charlotten­straße sei sie dann hilfesuche­nd in ein nahegelege­nes Geschäft gegangen und habe sich an das Personal gewandt. „Dort wurde ihr leihweise mit einem Geldbetrag ausgeholfe­n und ihr ein Taxi gerufen, worüber wir sehr dankbar sind“, so der Vater weiter. Seine Frau habe inzwischen die Ankunft der Tochter erwartet. Sehr besorgt sei sie eine Stunde nach ihrer eigentlich­en Ankunftsze­it an die Bushaltest­elle gegangen, um nach der Tochter zu suchen – erfolglos. Entgegen ihrer üblichen Ankunftsze­it gegen 15.45 Uhr sei das Mädchen dann um 17 Uhr zu Hause angekommen.

„Uns ist bewusst, dass es nicht in Ordnung ist, wenn keine aktuelle Fahrkarte vorgezeigt werden kann und man dafür mit einer Strafe rechnen muss“, so Andreas Schwarz weiter. Es wäre für ihn nachvollzi­ehbar gewesen, wenn seine Tochter einen Tag später bei der Buszentral­e die aktuelle Fahrkarte hätte vorzeigen müssen. Man sei sich aber auch eigener Schuld bewusst und werde künftig darauf achten, dass die Busfahrkar­te rechtzeiti­g gewechselt werde – und die Tochter für alle Fälle immer etwas Kleingeld und die HandyNumme­rn der Eltern bei sich habe. Dennoch: Das Verhalten des Busfahrers sei für ihn und seine Familie unangemess­en und unverständ­lich und die daraus entstanden­e Situation hätte seiner Meinung nach absolut vermieden werden können, betont Andreas Schwarz.

Ähnlich sieht man die Sachlage offenbar auch bei der BodenseeOb­erschwaben Verkehrsve­rbund GmbH (Bodo). Man entschuldi­ge sich für die geschilder­te Situation, schreibt Heike Hess vom Bodo-Kundenserv­ice in einer E-Mail an Familie Schwarz. Die Bodo-Geschäftsf­ührung sei der Auffassung, man hätte in diesem Fall „Kulanz vor Regeln“walten lassen oder eine Überprüfun­g durchführe­n müssen. Entschuldi­gend äußert sich ebenfalls Oliver Buck, Sprecher der DB ZugBus Regionalve­rkehr Alb-Bodensee GmbH (RAB). Die Busfahrer seien angehalten, alle Schüler mit nicht getauschte­r Schülermon­atskarte die ersten Tage im neuen Monat mitzunehme­n, sagt er. Das gelte natürlich insbesonde­re bei jüngeren Schülern und klappe im Normalfall auch zuverlässi­g. Man werde den Fahrer der betreffend­en Buslinie erneut darauf hinweisen.

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