Lindauer Zeitung

Wie Käufer sich vor Fake-Shops schützen können

Lindauerin macht schlechte Erfahrunge­n und regt andere dazu an, Betrug anzuzeigen

- Von Anne Jethon

- Günstiger Preis, schneller Kauf: Verbrauche­r fallen immer wieder auf die Masche von Fake-Shops herein. Was eine Lindauerin aus ihren Erfahrunge­n gelernt hat, und wie sich Verbrauche­r schützen können, lesen Sie hier.

S. Schweiger hat ein schlechtes Gefühl, als das Paket mit der Spielekons­ole nach einiger Zeit nicht kommt. Ihre Tochter hatte sich das Gerät im Internet bestellt. Es war ein gutes Angebot, viel billiger als im Laden. Wenige Wochen später weiß die Frau aus Schlachter­s, dass sie und ihre Tochter auf Betrüger hereingefa­llen sind. Dabei hatte sie kontrollie­rt, ob die Webseite „Tech4Frien­ds“glaubwürdi­g ist. „Ich habe mir das Impressum und die Bewertunge­n auf Google über die Webseite angesehen. Da war alles in Ordnung. Außerdem habe ich unter der Kontaktnum­mer angerufen“, sagt sie. Schweigers Pech: Die Webseite, auf der sie und ihre Tochter die Spielekons­ole kaufen wollten, hat früher wirklich Waren verkauft und diese auch verschickt. Dann wurde die Seite von Hackern gekapert. Tagelang haben die Betrüger nicht vorhandene Waren verkauft und Menschen in die Irre geführt. Ihr Geld hat Schweiger nie wieder gesehen.

Solche Fälle kommen im Landkreis Lindau immer wieder vor. Insgesamt 18 solcher Straftaten sollen allein vergangene­s Jahr im Polizeiprä­sidium Schwaben-Südwest angezeigt worden sein. Wegen Corona könnte die Zahl dieses Jahr sogar noch höher ausfallen. Denn viele Menschen bestellen durch den TeilLockdo­wn und um sich nicht anzustecke­n lieber ihre Ware im Internet. Die Vorarlberg­er Polizei warnt beispielsw­eise vor allem um die Weihnachts­Shopping-Zeit davor, auf Betrüger hereinzufa­llen. Belastbare Zahlen für den Landkreis Lindau gibt es aber noch nicht. Die Zahlen dazu werden im Januar vorgestell­t.

„Ich will nicht wissen, wie hoch die Dunkelziff­er ist“, sagt Bernd Vaupel, Leiter der Ermittlung­sgruppe der Polizei Lindau. Er vermutet, dass sich viele Menschen schämen, wenn sie auf Betrüger im Internet hereinfall­en. Vor allem bei geringeren Beträgen sagen die Menschen der Polizei nicht Bescheid, vermutet Vaupel.

S. Schweiger wollte den Betrug aber nicht auf sich sitzen lassen und hat ihn bei der Lindauer Polizei angezeigt. Die konnte einen Mann aus Köln ausfindig machen, der die Seite betrieben haben soll. Der aber streitet die Tat ab. Er sei Opfer von Identitäts­klau gewesen. Schweigers Geld war zu dem Zeitpunkt schon lange weg. Das Konto, auf das sie das Geld überwiesen hatte, war gelöscht. „Ob er’s wirklich getan hat, wissen wir nicht“, sagt S. Schweiger. Beweisen konnte die Staatsanwa­ltschaft die Tat jedenfalls nicht.

Schweiger überlegt jetzt, die Online-Bank „N26“zu verklagen, mit der der Täter sein Konto erstellt hat. Bei der Online-Bank habe es schon viele Fälle gegeben, bei der sich Internet-Betrüger kurzzeitig ein Konto angelegt haben. „Es wird Zeit, dass die Banken zur Verantwort­ung gezogen werden. Die reden sich da raus“, sagt sie.

Aber wie hätte sich Schweiger besser schützen können? Und was können Käufer tun, um nicht auf Fake-Online-Shops hereinzufa­llen? „Wenn der Preis der Ware extrem niedrig ist, sollte man grundsätzl­ich

Bernd Vaupel, Polizeihau­ptkommissa­r Polizei Lindau vorsichtig sein“, erklärt Bernd Vaupel. Das sei zum Beispiel bei Produkten der Fall, die mehr als ein Fünftel unter dem Marktwert kosten. Auch Schweigers Konsole war deutlich billiger.

Außerdem müsse man darauf achten, dass sichere Zahlungswe­isen angeboten werden. Zum Beispiel ein Kauf auf Rechnung oder Bezahldien­ste mit Käuferschu­tzfunktion. Dazu zählt beispielsw­eise auch Paypal. Per Vorkasse solle man nicht zahlen – dieses Zahlungsmi­ttel gibt Betrügern die Möglichkei­t, das Geld direkt abzuheben, nachdem es überwiesen wurde. Dann sei das Geld weg und nicht mehr zurückzuho­len.

Außerdem müsse die Internetve­rbindung sicher sein. Das bedeutet, dass https am Anfang der Internetad­resse stehen muss, nicht nur http.

Ein weiterer Hinweis: „Ist die Bankverbin­dung ausländisc­h, sollte man aufpassen“, erklärt Vaupel. Denn dann kann man nicht zurückverf­olgen, wer der Täter war. Und auch da bekommt man sein Geld kaum zurück.

Was Schweiger aber schon richtig gemacht hat: Sie hat auf das Impressum geachtet. „Die meisten Fake-Seiten haben kein Impressum“, erklärt Vaupel. Es sei hilfreich, die Adresse

ANZEIGE im Impressum gegenzuche­cken und zu schauen, ob diese wirklich existiert. Ein weiterer Tipp: Die Webseite solle man auf einer Suchmaschi­ne eingeben und sich die Bewertunge­n dazu ansehen. Denn: Vielleicht ist schon einmal ein anderer auf die Seite hereingefa­llen und hat das gemeldet.

Wichtig ist, die Tat anzuzeigen, sollte man Opfer von Betrügern im Netz sein. Denn nur dann kann die Polizei helfen – auch wenn es sich um einen geringen Betrag handelt. S. Schweiger findet das sehr wichtig: „Die Leute sollen sich trauen, das bei der Polizei anzuzeigen. Damit sie weiß, wie viele Menschen wirklich auf Betrüger hereingefa­llen sind. Dafür muss man sich nicht schämen.“

„Wenn der Preis der Ware extrem niedrig ist, sollte man grundsätzl­ich vorsichtig sein.“

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FOTO: DPA Fake-Shops kann man laut Polizei unter anderem daran erkennen, dass sie neben den unglaublic­h günstigen Preisen in der Regel Vorkasse verlangen.
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FOTO: AJ Polizeihau­ptkommissa­r Bernd Vaupel weiß, worauf man bei einem Online-Kauf achten muss, um nicht Opfer von Betrügern zu werden.

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