Bewohner drängen auf neue Zufahrt
Stadtrat muss noch einmal über die geplante Straße ins Giebelbachviertel abstimmen
- Der Stadtrat muss noch einmal über die Trassenführung der geplanten neuen Straße ins Giebelbachviertel abstimmen, Bewohner drängen wegen geschlossener Schranken auf schnellen Bau der Straße.
Eine halbe Stunde habe sie am Montag vor der geschlossenen Schranke in der Holdereggenstraße warten müssen, schreibt Gertrud Ammann, die am Giebelbach wohnt. Sie verweist darauf, dass in dem Viertel viele ältere Menschen leben. „Es ist nicht auszudenken, was passiert, wenn ein ärztlicher oder sonstiger Notfall eintritt und die Rettung oder Feuerwehr 30 Minuten an der Schranke steht“, warnt sie und fordert eine schnelle Lösung: „Den Stadtrat bitte ich, egal was für eine Straße Sie für richtig finden, finden Sie eine, setzen Sie eine Straße baldigst in die Tat um, wir wären dankbar.“
Nun ist nicht die Stadt, sondern die Bahn AG für den Bau der Straße zuständig. Denn das ist eine Auflage des Eisenbahnbundesamts für den neuen Bahnknoten Lindau. Dabei waren die Fachleute davon ausgegangen, dass die Schranke jetzt noch gar nicht länger geschlossen bleiben würde als vorher, als der Reutiner Bahnhof noch nicht in Betrieb war. Deshalb darf die Bahn erst mit allen Zügen nach Reutin und auf die Insel fahren, wenn die neue Giebelbachzufahrt und die Unterführung Hasenweidweg-Ost fertig sind.
Die Bahn drückt aufs Tempo und hat das notwendige Genehmigungsverfahren bereits eingeleitet. Schneller geht das Verfahren, wenn der Stadtrat den Plänen zustimmt. Die Verwaltung hat deshalb vorab mit dem Tennisclub und Schrebergärtnern Ersatzlösungen für wegfallende Einrichtungen gefunden. Der Bund Naturschutz fordert aber nach wie vor eine Trassenführung, die dem See nicht zu nahe rückt und wenig in das Landschaftsschutzgebiet eingreift. Zudem seien andere Trassen kürzer und hätten weniger Versiegelung zur Folge. BN-Vizevorsitzender Maximilian Schuff schreibt an OB Claudia Alfons und die Stadträte, dass Lindau mit Blick auf das Klima die umweltschonendste Lösung planen und bauen sollte. Der zunehmenden Hitze fielen Menschenleben zum Opfer. Mit Blick auf die Giebelbachzufahrt schreibt Schuff deshalb: „Falsches Handeln verursacht vermeidbare Tote!“
Auch wenn eine kürzere Straße oder eine ohne Gehweg möglicherweise sogar billiger sein könnte, wollen die Bahn-Manager das nicht planen, weil sie im Verfahren eine Ablehnung und damit einen erheblichen Zeitverlust fürchten. Immerhin fahren dort nach Zählung der Bahn AG an einem Tag mehr als 1100 Autos, deshalb sei ein Gehweg zum Schutz der Fußgänger unerlässlich.
Und eine Trasse zwischen den Häusern der GWG hindurch lehnt das Bauamt ab, weil die Stadt mehr als 200 000 Euro Mehrkosten tragen müsse, zudem fielen dringend nötige Wohnungen weg und der Bau der neuen Straße würde wegen der nötigen neuen Planungen länger dauern. Und es sei nicht sinnvoll, eine Zufahrt zwischen Wohnhäusern hindurch zu führen.
Das zweifelt LI-Stadtrat Jürgen Müller in einer E-Mail an alle Ratskollegen an. Bei guter Planung könne die GWG dennoch die gleiche Anzahl Wohnungen bauen, und Mehrkosten müssten auch nicht entstehen. Den Zeitverlust wegen der nötigen Neuplanungen nimmt Müller in Kauf.
Das sieht die Verwaltung anders, die in der Sitzungsvorlage ausdrücklich auf den Zeitdruck hinweist. Denn einen funktionierenden Bahnknoten
Lindau, den nicht nur Oberbürgermeisterin Claudia Alfons als Voraussetzung für die Verkehrswende in diesem Bereich des Bodensees bezeichnet hat, gibt es erst, wenn diese Straße fertig ist. Wie mehrfach berichtet, ist bis dahin das Umsteigen für die Fahrgäste, die Lindau aus Richtung Wasserburg und Friedrichshafen erreichen, sehr langwierig und aufwendig. Damit ist Zugfahren keine Alternative zum Auto.
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