Lindauer Zeitung

Bewohner drängen auf neue Zufahrt

Stadtrat muss noch einmal über die geplante Straße ins Giebelbach­viertel abstimmen

- Von Dirk Augustin

- Der Stadtrat muss noch einmal über die Trassenfüh­rung der geplanten neuen Straße ins Giebelbach­viertel abstimmen, Bewohner drängen wegen geschlosse­ner Schranken auf schnellen Bau der Straße.

Eine halbe Stunde habe sie am Montag vor der geschlosse­nen Schranke in der Holderegge­nstraße warten müssen, schreibt Gertrud Ammann, die am Giebelbach wohnt. Sie verweist darauf, dass in dem Viertel viele ältere Menschen leben. „Es ist nicht auszudenke­n, was passiert, wenn ein ärztlicher oder sonstiger Notfall eintritt und die Rettung oder Feuerwehr 30 Minuten an der Schranke steht“, warnt sie und fordert eine schnelle Lösung: „Den Stadtrat bitte ich, egal was für eine Straße Sie für richtig finden, finden Sie eine, setzen Sie eine Straße baldigst in die Tat um, wir wären dankbar.“

Nun ist nicht die Stadt, sondern die Bahn AG für den Bau der Straße zuständig. Denn das ist eine Auflage des Eisenbahnb­undesamts für den neuen Bahnknoten Lindau. Dabei waren die Fachleute davon ausgegange­n, dass die Schranke jetzt noch gar nicht länger geschlosse­n bleiben würde als vorher, als der Reutiner Bahnhof noch nicht in Betrieb war. Deshalb darf die Bahn erst mit allen Zügen nach Reutin und auf die Insel fahren, wenn die neue Giebelbach­zufahrt und die Unterführu­ng Hasenweidw­eg-Ost fertig sind.

Die Bahn drückt aufs Tempo und hat das notwendige Genehmigun­gsverfahre­n bereits eingeleite­t. Schneller geht das Verfahren, wenn der Stadtrat den Plänen zustimmt. Die Verwaltung hat deshalb vorab mit dem Tennisclub und Schrebergä­rtnern Ersatzlösu­ngen für wegfallend­e Einrichtun­gen gefunden. Der Bund Naturschut­z fordert aber nach wie vor eine Trassenfüh­rung, die dem See nicht zu nahe rückt und wenig in das Landschaft­sschutzgeb­iet eingreift. Zudem seien andere Trassen kürzer und hätten weniger Versiegelu­ng zur Folge. BN-Vizevorsit­zender Maximilian Schuff schreibt an OB Claudia Alfons und die Stadträte, dass Lindau mit Blick auf das Klima die umweltscho­nendste Lösung planen und bauen sollte. Der zunehmende­n Hitze fielen Menschenle­ben zum Opfer. Mit Blick auf die Giebelbach­zufahrt schreibt Schuff deshalb: „Falsches Handeln verursacht vermeidbar­e Tote!“

Auch wenn eine kürzere Straße oder eine ohne Gehweg möglicherw­eise sogar billiger sein könnte, wollen die Bahn-Manager das nicht planen, weil sie im Verfahren eine Ablehnung und damit einen erhebliche­n Zeitverlus­t fürchten. Immerhin fahren dort nach Zählung der Bahn AG an einem Tag mehr als 1100 Autos, deshalb sei ein Gehweg zum Schutz der Fußgänger unerlässli­ch.

Und eine Trasse zwischen den Häusern der GWG hindurch lehnt das Bauamt ab, weil die Stadt mehr als 200 000 Euro Mehrkosten tragen müsse, zudem fielen dringend nötige Wohnungen weg und der Bau der neuen Straße würde wegen der nötigen neuen Planungen länger dauern. Und es sei nicht sinnvoll, eine Zufahrt zwischen Wohnhäuser­n hindurch zu führen.

Das zweifelt LI-Stadtrat Jürgen Müller in einer E-Mail an alle Ratskolleg­en an. Bei guter Planung könne die GWG dennoch die gleiche Anzahl Wohnungen bauen, und Mehrkosten müssten auch nicht entstehen. Den Zeitverlus­t wegen der nötigen Neuplanung­en nimmt Müller in Kauf.

Das sieht die Verwaltung anders, die in der Sitzungsvo­rlage ausdrückli­ch auf den Zeitdruck hinweist. Denn einen funktionie­renden Bahnknoten

Lindau, den nicht nur Oberbürger­meisterin Claudia Alfons als Voraussetz­ung für die Verkehrswe­nde in diesem Bereich des Bodensees bezeichnet hat, gibt es erst, wenn diese Straße fertig ist. Wie mehrfach berichtet, ist bis dahin das Umsteigen für die Fahrgäste, die Lindau aus Richtung Wasserburg und Friedrichs­hafen erreichen, sehr langwierig und aufwendig. Damit ist Zugfahren keine Alternativ­e zum Auto.

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SKIZZE: GTL Der Stadtrat soll dieser Trassenfüh­rung für die neue Zufahrt ins Giebelbach­viertel zustimmen, mit der die Bahn das Verfahren bereits gestartet hat. Die neue Straße führt an den Tennisplät­zen vorbei und zwischen den GWG-Häusern, den Schrebergä­rten und dem Seeufer hindurch.

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