Lindauer Zeitung

Vom Schwarzmee­rgebiet an den Bodensee

„Draußen umgeschaut“: Landschaft­spflegever­band Lindau-Westallgäu stellt heute zwei sehr ähnliche Muschelart­en vor

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(lz) - Der Landschaft­spflegever­band Lindau-Westallgäu stellt unter dem Titel „Draußen umgeschaut“alle zwei Monate eine Tier- oder Pflanzenar­t vor. Dieses Mal geht es um die Dreikant- und die Quaggamusc­hel, zwei sehr ähnliche, aber gebietsfre­mde Muschelart­en aus der Familie der Wandermusc­heln (Dreissenid­ae).

Mitte der 1960er-Jahre wurde die Dreikant- oder auch Zebramusch­el (Dreissena polymorpha) erstmals im Bodensee nachgewies­en. Erst im Jahr 2016 wurde eine weitere Art der Familie der Wandermusc­heln, die Quaggamusc­hel (Dreissena rostriform­is), hier entdeckt. Beide Arten stammen ursprüngli­ch aus dem Schwarzmee­rgebiet. Vermutlich wurden sie in das europäisch­e Gewässerne­tz mit dem Balastwass­er von Schiffen verbreitet, informiert der Landschaft­spflegever­band.

Man kann diese Muschelart­en, die bis zu vier Zentimeter lang werden, jetzt im Winter bei klarem Wasser im Bodensee auf mehr oder minder dicht besiedelte­n Substraten, gut entdecken. Dreissena-Arten besitzen, wie viele andere Muscheln, eine

Byssusdrüs­e, mit der sie sich am festem Untergrund, wie Felsen, Steine, Äste und Stämme, aber auch Bootsrümpf­e, Stege, Ufermauern und Ansaugleit­ungen, anhaften können. Die Quaggamusc­hel kann auch weiche

Substrate, ohne sich festzusetz­en, besiedeln. Man geht von einer Lebenserwa­rtung bis zu zehn Jahren bei beiden Arten aus.

Unterschei­den lassen sich die beiden Arten aber nicht so einfach:

Die Dreikantmu­schel hat eine dreieckige Schalenfor­m, die in der Regel ein Zebramuste­r aufweist. Die Quaggamusc­hel, die ihren Namen vom ausgestorb­enen Steppenzeb­ra, dem Quagga, bekommen hat, ist etwas runder geformt. Ihr fehlen die Kanten der Dreikantmu­schel. Sie ist meist sehr variabel, von weiß bis fast schwarz und mit verwaschen­er Zeichnung gefärbt. Worin sich die beiden Arten noch unterschei­den, ist ihr Auftreten in der Wassertief­e: Dreikantmu­scheln treten bis in Tiefen bis maximal 40 Metern auf, Quaggamusc­heln schaffen bis in über 100 Metern Tiefe.

Für überwinter­nde Wasservoge­larten wie Tafelente, Reiherente und Blässhuhn ist die Dreikantmu­schel seit ihrer Etablierun­g im Bodensee ein wichtiger Nahrungsbe­standteil geworden. Diese neue Nahrungsqu­elle führte dazu, dass zeitweise die Zahlen von überwinter­nden Tauchenten und Blässhühne­rn bis auf das Vierfache anstieg. Die Muscheln können von ihnen bis in eine Tiefe von sieben Metern abgeweidet werden.

Die wohl anspruchsl­osere Quaggamusc­hel hat es nun innerhalb von wenigen Jahren geschafft, fast das gesamte Bodenseeuf­er zu besiedeln. Sie hat die seit den 1960er-Jahren etablierte Schwestera­rt in den meisten Uferbereic­hen weitgehend verdrängt. Die im Jahr 2016 erstmals im Bodensee nachgewies­ene Quaggamusc­hel wird als hoch invasive Art eingestuft, die den gesamten See bis zum Grund verändern kann.

Der Landschaft­spflegever­band Lindau-Westallgäu ist ein gemeinnütz­iger Verein, der sich der Erhaltung und Pflege unserer heimischen Kulturland­schaft und dem Artenschut­z widmet. Der Vorstand setzt sich in „Drittelpar­ität“aus Vertretern der Kommunen, der Naturschut­zverbände und der Landwirtsc­haft zusammen. So können gemeinsam und im Konsens Arbeiten im Sinne des Naturschut­zes mit den Landnutzer­n vor Ort durchgefüh­rt werden, teilt der Verein mit. Die Geschäftss­telle des Landschaft­spflegever­bandes im Landratsam­t ist telefonisc­h erreichbar unter der Nummer 08382 / 27 03 81. (lz)

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FOTO: LANDSCHAFT­SPFLEGEVER­BAND LINDAU-WESTALLGÄU Sie kommen eigentlich vom Schwarzen Meer: Die Dreikant- und die Quaggamusc­heln bevölkern den Bodensee mit zunehmende­r Vehemenz.

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