Notbetreuung ist logistische Herausforderung
Ab sofort müssen Kindergarten- und Schulkinder daheim bleiben – Unterricht und Lernen auf Distanz bis 10. Januar
- Distanzunterricht, Wechselunterricht, Maskenpflicht, Lüftungskonzepte – Lindaus Schüler und Lehrer, aber auch Kinder und Erzieher haben dieses Jahr viel mitgemacht. Ab Mittwoch bleiben die Schulen und Kindergärten nun bis zum zehnten Januar wieder ganz geschlossen. Eltern, die ihren Jahresurlaub aufgebraucht haben oder in systemrelevanten Berufen arbeiten, haben Anspruch auf Notbetreuung. Vor allem für eine Schule, aber auch für die Stadt ist das ein logistischer Kraftakt.
Die Mitteilung kam am späten Montagnachmittag. „Ich war den ganzen Vormittag damit beschäftigt, die Notbetreuung zu organisieren“, sagt Ute Müller, Schulleiterin der Grundschule Reutin-Zech, am Dienstag. Viele Eltern ihrer 350 Schüler arbeiten in einem systemrelevanten Beruf. In Reutin müssen Lehrer deswegen 25 Kinder betreuen, in Zech sind es sieben. Dabei hat Ute Müller die Schüler nach Klassen und auf unterschiedliche Stockwerke verteilt, damit sich so wenig Schüler wie möglich begegnen.
Die Grundschule Reutin-Zech ist in Sachen Notbetreuung absoluter Spitzenreiter. Die Lehrer der Grundschule Weißensberg müssen sich in den kommenden Tagen um zwei bis vier Kinder kümmern. „Wir bekommen das gut gemanagt“, sagt Schulleiterin Sonja Albersmann-Neher. Ganz ähnlich ist es in der Wasserburger Grundschule, auch dort haben laut Sekretariat ungefähr zwei Kinder am Tag Betreuungsbedarf, in Bodolz sind es laut Schulleiterin Martina Bosert sechs Kinder. In der Grundschule Hergensweiler müssen in dieser Woche noch sieben, in der kommenden Woche ein Kind betreut werden. „Wir haben genug Platz, sodass wir die Kinder mit drei Metern Abstand setzen können“, sagt Schulleiterin
Andrea Traut. Während der Betreuung bearbeiteten die Schüler Arbeitsblätter. An der Grundschule Nonnenhorn braucht gar kein Kind Notbetreuung.
Am Valententin-Heider-Gymnasium (VHG) ist nur ein Kind von der Notbetreuung betroffen. Schulleiter Manuel Streubert sieht aber ein anderes Problem: „Wir haben die Schüler jetzt fast vier Wochen außerhalb unseres Blickfelds“, sagt er. Mitten im Schuljahr sei das eine sehr lange Zeit, die nicht einfach wieder aufzuholen sei. „Und wir hängen eh schon hinterher vom letzten Schuljahr.“Eine
Wahl hat er allerdings nicht, denn ab Mittwoch, 16. Dezember, darf an Bayerns Schulen kein Präsenzunterricht mehr stattfinden.
Verpflichtenden Unterricht aus der Ferne gibt es laut Kultusministerium nur für die Abschlussklassen. damit die Schüler die Möglichkeit haben, sich auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Für Schüler, die nicht in einer Abschlussklasse sind, gibt es Lernmaterialien, mit denen sie Stoff wiederholen können. Diese Strategie gilt laut Ministerium ausdrücklich nur für die Tage vor Weihnachten. „Für die Zeit nach den Weihnachtsferien sind verschiedene Szenarien möglich – je nach Infektionslage gehört dazu auch verpflichtender Distanzunterricht in allen Jahrgangsstufen.“
Am Bodensee-Gymnasium braucht kein einziges Kind eine Notbetreuung. „Ich glaube, die Eltern waren darauf vorbereitet“, sagt Rektorin Jutta Merwald. „Und sie haben offenbar großzügige Arbeitgeber.“Schon bevor die konkreten Anweisungen aus dem Ministerium kamen, habe sie den Eltern mitgeteilt, dass es ab Mittwoch nur noch Distanzunterricht geben werde – auch, wenn sie das persönlich für schwierig halte.
„Es hätte sicher Eltern gegeben, die für die Struktur dankbar gewesen wären.“Erst kürzlich habe sie sich mit zwei Schülerinnen aus der Unterstufe unterhalten und sie gefragt, wie sie mit der Maskenpflicht so klarkämen. „Sie haben gesagt, dass für sie alles besser ist als gar keine Schule.“
Auch an der Mittelschule und der Realschule im Dreiländereck gibt es keine Kinder, die eine Notbetreuung brauchen. „Aber wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagt Michael Rechtsteiner, Leiter der Realschule im Dreiländereck. Eltern könnten sich auch später noch melden, wenn sie für ihre Kinder eine Betreuung benötigen. An der Maria-Ward-Realschule haben die Eltern einer Schülerin Betreuungsbedarf gemeldet.
Bei Beate Zanker von der Stadt Lindau liefen die Drähte in den vergangenen Tagen heiß. Als Sachbearbeiterin für Kindergärten organisiert sie die Notbetreuung für die Kleinsten – und fragt in unzähligen Telefonaten ab, welcher Bedarf an den verschiedenen Kindertagesstätten besteht, um dann ein entsprechendes Angebot vorzubereiten. „Das ist aufwendiger und schwieriger, als es auf den ersten Blick scheint“, sagt Pressesprecher Jürgen Widmer, der noch keine konkreten Zahlen nennen kann. Schließlich habe die Stadt die entsprechenden Richtlinien hierfür erst am Montagabend um 18 Uhr erhalten. Doch auch wenn am Dienstagnachmittag noch nicht alle Details geregelt waren, steht fest: Alle Eltern, die für ihre Kinder eine Betreuung benötigen, werden diese bekommen, verspricht Widmer. Fest stehe auch, dass Kinder aus verschiedenen Einrichtungen nicht zusammengelegt werden sollen. „Das wäre kontraproduktiv“, sagt er und verweist auf das Infektionsrisiko. „Wir tun alles, um es so sicher wie möglich zu machen“, so Widmer weiter. Er hoffe daher auch, dass die Gruppen nicht allzu groß werden.