Organisierte Kriminalität ist große Bedrohung
Bayerns Innenminister Herrmann berichtet von „erheblicher Dunkelziffer“
(lby) - Sie steuern das Geschäft mit Rauschgift, sprengen Geldautomaten oder betrügen alte Menschen am Telefon: Organisierte Kriminelle haben im Freistaat im Jahr 2019 einen Schaden von rund 63 Millionen Euro angerichtet. Hinzu kommt eine erhebliche Dunkelziffer. Drogen- sowie Wirtschaftskriminalität machten je ein Viertel der Verfahren gegen das organisierte Verbrechen aus, wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag in München berichtete. Mit deutlichem Abstand folgten Eigentumsdelikte und Schleusungskriminalität. Kriminelle Clans spielten hingegen im Freistaat weiterhin keine Rolle.
Die Organisierte Kriminalität sei weiterhin eine große Bedrohung, sagte Herrmann. 2019 seien in 77 Verfahren oder Verfahrenskomplexen 913 Tatverdächtige aus 59 Staaten ermittelt worden. Die Zahlen blieben im Vorjahresvergleich nahezu konstant. 28 Prozent der Ermittelten waren Deutsche, je sieben Prozent stammten aus Großbritannien und der Türkei.
„Organisierte Kriminalität beschränkt sich in den seltensten Fällen auf den nationalen Raum, hier wird grenzüberschreitend agiert“, betonte Justizminister Georg Eisenreich (CSU). 87 Prozent der Verfahren hätten 2019 internationale Bezüge gehabt. Dementsprechend sei die Zusammenarbeit mit den Ermittlern der Nachbarstaaten entscheidend für die Bekämpfung der Hintermänner. Bei den grenznahen Staatsanwaltschaften
wurden daher unter dem Schlagwort „Traunsteiner Modell“inzwischen sieben Spezialabteilungen eingerichtet, die eng mit ausländischen Ermittlern zusammenarbeiten. „Uns geht es nicht nur um die kleinen Fische, die erwischt man relativ leicht, uns geht es um die Hintermänner, uns geht es um die Strukturen“, erläuterte Eisenreich.
2019 seien in 27 Verfahren knapp 30 Millionen Euro aus Straftaten sichergestellt worden. „Insbesondere der Rauschgifthandel mit Kokain, Heroin, Cannabis und synthetischen Drogen ist nach wie vor eine der lukrativsten Gewinnquellen des organisierten Verbrechens“, erläuterte Herrmann. Aber auch das Sprengen von Geldautomaten lohnt sich für die meist aus den Niederlanden einreisenden Gruppen.
Clan-Kriminalität im engeren Sinne gibt es laut Herrmann in Bayern hingegen nicht. Der Minister führte dies auf eine „Null-ToleranzPolitik“zurück, die „rechtsfreie Räume nicht duldet“. An das Bundeskriminalamt seien sieben Tätergruppen mit familiärem Bezug gemeldet worden, die als Clanstruktur gälten.