Woelki entlässt Missbrauchstäter
Höchste Kirchenstrafe für 87-Jährigen aus dem Klerikerstand – Opfer widerspricht Kölner Kardinal
(AFP) - In einem aufsehenerregenden Missbrauchsfall innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland hat der Vatikan die Entlassung des betreffenden Geistlichen aus dem Klerikerstand bestätigt. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte dies veranlasst. Die Glaubenskongregation in Rom habe die im November vom Kirchengericht des Erzbistums Köln gefällte schwerste Kirchenstrafe für Kleriker bestätigt, teilte das rheinische Erzbistum am Mittwoch mit.
Der mittlerweile 87 Jahre alte A. wurde in den 1970er- und 1980er-Jahren von staatlichen Gerichten wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt, dennoch war er jahrzehntelang weiter in den Bistümern Köln, Münster und Essen als Priester im Einsatz. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und der Münsteraner Bischof Felix Genn räumten vergangenen Monat in dem Fall Versagen ein.
Der Kölner Kardinal Woelki hatte im Juni vergangenen Jahres A. per Dekret die öffentliche Ausübung priesterlicher Dienste untersagt. Im Anschluss
lief das nun abgeschlossene Verfahren gegen den Mann.
Der Generalvikar des Erzbischofs von Köln, Markus Hofmann, erklärte, Woelki und er begrüßten, „dass Rom das Strafmaß im Fall A. bestätigt hat“. Mit der Entlassung aus dem Klerikerstand komme das kirchenrechtliche Verfahren in diesem Fall „endlich zum Abschluss“. Hofmann verwies darauf, dass gegen A. „die schwerste Kirchenstrafe für Kleriker verhängt“worden sei, „was das erschütternde
Ausmaß des angerichteten Unheils deutlich macht“. Woelki zeigte sich über die Nachricht aus Rom „sehr erleichtert“. „Ich hoffe, dass dieses deutliche Urteil für die Betroffenen ein Stück Gerechtigkeit schafft“, erklärte er.
Mit der Entlassung aus dem Klerikerstand verliert A. für immer alle mit der Priesterweihe verbundenen Rechte und Privilegien. Er darf keine Sakramente mehr spenden und den priesterlichen Dienst in keiner Weise mehr ausüben. In einem anderen Missbrauchsfall waren jüngst Vertuschungsvorwürfe gegen Woelki erhoben worden. Der Kölner Erzbischof wandte sich daraufhin an Papst Franziskus mit der Bitte, die gegen ihn erhobenen kirchenrechtlichen Vorwürfe zu prüfen.
Woelki hatte eingeräumt, 2015 Missbrauchsvorwürfe gegen einen mittlerweile verstorbenen Priester nicht nach Rom weitergemeldet zu haben. Er begründete dies mit einer fortgeschrittenen Erkrankung des zu der Zeit dementen Priesters sowie damit, dass das mutmaßliche Missbrauchsopfer ausdrücklich nicht an der Aufklärung habe mitwirken wollen.
Der Betroffene indes widersprach Woelki. Er wandte sich im Düsseldorfer „Express“gegen die Darstellung, er habe an der Aufklärung des Falls nicht mitwirken wollen. Vielmehr habe er damals detailliert über die Tat berichtet und nur darum „gebeten, so weit wie möglich außen vor gelassen zu werden“. Seine Mithilfe habe er aber nicht generell verweigert.