Bürgerforum stimmt für Umbau der Staatsoper Stuttgart
57 zufällig ausgewählte Baden-Württemberger geben ihre Empfehlungen an Stadt und Land ab
(dpa) - Die geplante Sanierung der Stuttgarter Oper bleibt ein ungelöstes und kostspieliges Problem für Stadt und Land. Auch deshalb braucht die Politik die öffentliche Rückendeckung. Ein Bürgerforum hat in die Pläne geschaut, abgewogen und schließlich abgestimmt. Die Entscheidung war nach mehreren Debattenrunden: Das denkmalgeschützte Gebäude der Staatsoper soll umgebaut werden, der LittmannBau solle die zentrale Opern- und Ballettspielstätte im Herzen von Stuttgart bleiben. Dieses Votum übergaben die Vertreter des mit 57 Zufallsbürgern besetzten Gremiums, die zwischen 19 und 85 Jahre alt sind, am Mittwoch an Politiker von Stadt und Land.
Demnach befürwortet eine Mehrheit des Forums auch den Einbau einer modernen Kreuzbühne. Den Bedarf für eine dritte Spielstätte schließt das Forum aber nicht grundsätzlich aus. Die Vorschläge von Stadt und Land werden im Abschlussbericht als „sehr ausgereift“bezeichnet – auch in der Kostenbetrachtung.
„Gesucht ist ein Konzept für die nächsten 100 Jahre, das groß und ganzheitlich denkt und Barrieren einreißt“, heißt es unter anderem in dem 85-seitigen Abschlussbericht. Zu einem einstimmigen Votum kamen die Forumsteilnehmer allerdings in den wesentlichen Punkten nicht.
Land und Stadt hatten vor mehr als einem Jahr und somit noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie
eine erste detaillierte Kostenschätzung präsentiert. Nach diesen Plänen könnte die nötige Sanierung des Hauses mehr als eine Milliarde Euro kosten. Die sogenannte Kreuzbühne gilt als ein zentraler Streitpunkt des Projekts. Mit ihr sollen schnellere und einfachere Bühnenbildwechsel möglich werden. Kritiker
betonen aber, für den Einbau müsse die Fassade des Opernhauses aufgerissen und verschoben werden. Dadurch gerate das historische Gesamtkonstrukt aus den Fugen. In dem rund 100 Jahre alten Opernhaus wird außerdem mehr Platz zum Beispiel für Proberäume benötigt, das Dach aus dem Jahr 1911 ist marode und die Gastronomie nicht mehr zeitgemäß. Das sieht das Forum in seinem Abschlussbericht ähnlich.
Als Standort für den Interimsbau ist ein Areal am Kulturzentrum Wagenhallen im Gespräch. Auf dem ehemaligen Gleisvorfeld des Kopfbahnhofs, etwa vier Kilometer vom jetzigen Staatstheater entfernt, soll später einmal das Kreativzentrum „Maker-City“entstehen. Diesen Vorschlag lehnt allerdings die Hälfte des Bürgerforums ab. Ebenfalls jeder zweite Teilnehmer wünscht sich, dass das Paketpostamt als Interimsstandort erneut überprüft wird. Pläne, Oper und Ballett für die Jahre der Sanierung dort unterzubringen, waren bislang aber an den Kosten und am Veto des Stuttgarter Oberbürgermeisters Fritz Kuhn (Grüne) gescheitert.