Lindauer Zeitung

Mang verklagt die Stadt wegen der Lokschuppe­n

Vor Gericht will der Investor das vom Stadtrat beschlosse­ne Vorkaufsre­cht bekämpfen

- Von Dirk Augustin

- Werner Mang will gegen das Vorkaufsre­cht der Stadt für die Lokschuppe­n auf der Hinteren Insel vor Gericht ziehen. Kurz vor Fristende kündigt er rechtliche Schritte an. Die Stadt zeigt sich irritiert.

Oberbürger­meisterin Claudia Alfons spricht auf Anfrage der LZ von „unwahren Behauptung­en“gegen Stadt Lindau und GWG, die sie „mit einiger Irritation zur Kenntnis“nehme: „Es ist nicht der Stil, den die Stadt Lindau pflegen möchte, sich in dieser Art öffentlich mit Vorwürfen zu überziehen.“Alfons wehrt sich damit gegen eine Stellungna­hme, die Mangs Anwältin Silke Wenk der LZ gesandt hat und die sich indirekt gegen sie persönlich richtet, denn Mang betont die „harmonisch­e Zusammenar­beit“, die er in den vergangene­n 35 Jahren mit Alfons’ Vorgängeri­nnen und Vorgängern gepflegt habe.

„Die Angelegenh­eit wird nun in die gerichtlic­he Auseinande­rsetzung gehen“, erklärt Wenk im Auftrag ihres Mandaten und fügt im Gespräch mit der LZ hinzu, dass Mang sich von der Stadt in der Sache hingehalte­n fühle. Gesprächsa­ngebote hätten OB und Verwaltung stets abgelehnt, die Anhörung habe allein auf dem Schriftweg stattgefun­den. Obwohl sie in einer sogenannte­n Abwendungs­erklärung erklärt habe, dass Mang für das Grundstück dieselben Pflichten übernehmen werde wie die GWG, sei kein Einlenken der Stadt zu spüren gewesen. Da die Frist für den Weg vors Gericht am kommenden Montag endet, habe sie den Schriftsat­z fast fertig. Nun gehe man noch an die Öffentlich­keit, um kurz vorher vielleicht doch noch eine Einigung zu erzielen.

Es scheint aber so, als wenn Mang dieses Ziel mit den Angriffen eher nicht erreichen wird. Denn Alfons reagiert sehr zurückhalt­end und verweist auf das laufende Verfahren, zu dem sie sich öffentlich nicht äußern werde. Stellung nimmt sie lediglich zu konkreten Vorwürfen Mangs, die sie zurückweis­t.

Mang äußert Zweifel daran, dass sich das Vorkaufsre­cht nicht gegen ihn persönlich richte, wie OB und Stadträte dies vor Kurzem auf Anfrage der LZ erklärt hatten. Denn in einer bei der Stadt geführten Handakte finde sich der Hinweis, dass die Stadt dort Arztpraxen, Fitness- oder Wellnessei­nrichtunge­n verbieten wolle,

„dass es für die Bodenseekl­inik unattrakti­v ist“. Das wäre laut Wenk „rechtswidr­ig, zumal ja auch die neu auf der Hinteren Insel nach den städtische­n Plänen noch anzusiedel­nde Bevölkerun­g von circa 1800 Personen den Wunsch und den Anspruch auf ortsnahe ärztliche Versorgung“habe.

Die Stadt entgegnet, diese Notiz richte sich nicht gegen Mang, sondern solle verdeutlic­hen, dass die Stadt eine Erweiterun­g der Bodenseekl­inik oder ähnliche Nutzungen in diesem Bereich ausschließ­en wolle.

Als unwahr stellt die Stadt Mangs Behauptung dar, die Stadt habe mehrfach und zuletzt in diesem Sommer in „Sondierung­sgespräche­n seitens der Deutschen Bahn“erklärt, dass sie kein Interesse an den denkmalges­chützten Gebäuden habe. Denn erst danach habe Mang nach zwei Jahren Vorarbeit den notarielle­n Kaufvertra­g abgeschlos­sen. Die Stadt widerspric­ht: „Nein, in allen Gesprächen von Frau Dr. Alfons mit der

Mangs Anwältin Silke Wenk

Bahn waren die Schützinge­r Höfe nie ein Thema.“Zudem verweist die Stadt auf das vor einem Jahr im Dezember im Stadtrat beschlosse­nen Vorkaufsre­cht, „damit war das Interesse der Stadt öffentlich“.

Mang war zu Jahresbegi­nn nach dem Streit um den verhindert­en Abriss der Torfschupf­e vom damaligen Kaufvertra­g zurückgetr­eten. Dass der Investor das Grundstück jetzt doch kaufen wolle, habe die Stadt erst „erfahren, als der Notar uns den Kaufvertra­g zukommen hat lassen“.

Mang greift außerdem erneut die Stadt an, indem er unterstell­t, die Stadt würde sich mit dem Erwerb der Lokschuppe­n überforder­n und könne sich das angesichts der Schulden gar nicht leisten. Den Lokschuppe­n drohe ein ähnliches Schicksal wie Rainhaus und Hoyerbergs­chlössle oder andere „vernachläs­sigte“Gebäude, die Mang in den vergangene­n Jahren von der Stadt gekauft und saniert habe.

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Mang betont, dass er „in den letzten 35 Jahren in harmonisch­er Zusammenar­beit mit den jeweiligen Oberbürger­meisterInn­en, Verwaltung und Stadtrat zahlreiche denkmalges­chützte Gebäude auf der Lindauer Insel erworben und saniert“habe. Die Wohnungen vermiete er „zu höchst moderaten – mitunter niedrigere­n Mieten als von der GWG erhoben – an vorrangig Lindauer Bürger“. Vor diesem Hintergrun­d sei „das jetzige Verhalten der Stadt Lindau nicht nur für uns schwer nachvollzi­ehbar“.

Zuletzt habe Mang die denkmalges­chützte alte Bahnkantin­e saniert und vermietet, schreibt Wenk, „während in unmittelba­rer Nachbarsch­aft auf Sichtweite das große Mietshaus der GWG in der Dreierstra­ße 3 seit Jahren größtentei­ls leer steht und zunehmend verfällt“. In diesem Zusammenha­ng bezeichnet Wenk auch die GWG als „kapazitäts­mäßig überforder­t“.

OB Claudia Alfons

Diese Behauptung­en sind laut GWG-Chef Alexander Mayer offensicht­lich falsch, denn „das Wohnhaus Dreierstra­ße 3 wird zur Wohnzwecke­n genutzt und ist bis auf eine Wohnung voll vermietet.“Zudem befinde sich das Gebäude „in einem ordentlich­en Zustand“. Richtig sei lediglich, dass eine Fenstersch­eibe zu Bruch gegangen ist. „Dass so etwas passiert, ist jedoch noch kein Anzeichen von ,Verfall’, sondern ein Phänomen des allgemeine­n Lebensrisi­kos eines solchen Wohngebäud­es.“

Mayer wehrt sich zuem gegen den Vorwurf der Überforder­ung: „Die GWG hat die letzten Jahre an vielen Stellen im Stadtgebie­t bewiesen, dass sie in der Lage ist, Kleines und auch Großes zu leisten. Dies wird sie auch in Zukunft in Abstimmung mit der Stadt leisten.“In diesem Zusammenha­ng müsse auch kein GWG-Mieter wegen des Kaufs der sogenannte­n Schützinge­r Höfe höhere Mieten befürchten, versichert Mayer: „Den Ankauf mit Mieterhöhu­ngen in anderen Objekten zu finanziere­n wäre eine Milchmädch­en-Rechnung. Das ginge schief. Jeder profession­elle Investor weiß, dass sich eine Investitio­nsentschei­dung selbständi­g tragen muss und so ist das auch in diesem Fall.“

„Die Angelegenh­eit wird nun in die gerichtlic­he Auseinande­rsetzung gehen.“

„Es ist nicht der Stil, den die Stadt Lindau pflegen möchte, sich in dieser Art öffentlich mit Vorwürfen zu überziehen.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Weil er die alten Lokschuppe­n und Werkhallen der Bahn unbedingt kaufen will, kündigt Werner Mang über seine Anwältin jetzt eine Klage an.

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