Bodolzer warnt vor Abofalle per Fax
Versicherungsvertreter aus Bodolz wittert Betrugsmasche – Polizei sieht keine Straftat
- Thomas L. Freilinger ist erstaunt, als ihn ein Fax mit dem Namen „Brancheneintrag Bayern“erreicht. Darin soll er einen BusinessEintrag im Netz beantragt haben. Eine Digi Medien GmbH bittet um Unterzeichnung des Vertrags, für den pro Jahr 899 Euro fällig werden, Mindestlaufzeit zwei Jahre. Der Generalvertreter der Allianz Bodolz-Enzisweiler glaubt: Hier handelt es sich um eine Betrugsmasche. Die Polizei sieht das aber anders.
„Retour an Telefax“steht oben auf dem Schreiben – was impliziert, dass es der Generalvertreter Allianz Bodolz-Enzisweiler selbst gewesen sei, der einen Antrag für den Eintrag auf www.brancheneintrag.online gestellt hat. Hat er aber nicht. Auch von dem Unternehmen hat er noch nie etwas gehört. Dennoch listet dieses seine Funktion bei der Versicherung, Postadresse, Telefon- und Faxnummer auf. An all diese Daten sind die Anbieter vermutlich übers Internet gekommen: Dort ist Freilinger als Vertreter der Versicherung öffentlich aufgeführt – über die Suchmaschine findet man schnell seine dienstlichen Kontaktdaten.
Die genannte Website existiert tatsächlich: „Finden Sie den richtigen Branchenexperten“, steht auf der Startseite. Auch der Betreiber der Homepage stimmt mit der Angabe auf dem Fax überein: die Digi Medien GmbH in Wilmington im USBudnesstaat Delaware. Diese formuliert in dem Fax an Freilinger: „Mit Unterzeichnung dieser Offerte gilt diese als angenommen und zugleich als Auftrag und Vertragsdokument.“
Für den Allianz-Vertreter ist das eine unseriöse Masche. Er warnt:
„Immer wieder gibt es Leute, die in der Hektik vor dem Jahresende so etwas geschwind unterschreiben und an die Faxnummer senden und danach entsprechend unter Druck gesetzt werden, die Rechnungen zu bezahlen.“Er kennt ein solches Vorgehen bereits. „Es gibt alle paar Jahre ähnliche Faxe“, erklärt er. „Absender sind dann zum Beispiel Amtliche Registratur GmbH, zum Teil sogar mit falschem Doppeladler.“
Für Dominic Geißler ist der Fall nicht ganz so klar: Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West erläutert: „In dem Schreiben wird ein Angebot gemacht. Es steht ganz klar darin, was angeboten wird und was es kostet. Außerdem ist es ja nicht wirklich kleingedruckt, dass das knapp 900 Euro im Jahr kostet.“Um den Vertrag einzugehen, müsse man zudem unterschreiben. „Für uns ergibt sich aus dem Anschreiben derzeit kein hinreichender Verdacht eines Betrugs. Wenn solche Fälle bei der Polizei angezeigt werden, wird in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft aber immer im Einzelfall geprüft.“
Eine interne Recherche habe zudem ergeben, dass im Zusammenhang mit dieser Firma bisher keine Anzeigen gemacht wurden. Beweise für ein rechtswidriges Verhalten der Digi Medien GmbH gibt es also nicht. Dennoch: Die geforderten Kosten scheinen übertrieben hoch, sagt Freilinger: „Es gibt keinen Gegenwert, der 899 Euro rechtfertigt.“Rechtlich scheint das Schreiben aber wasserdicht. Am Ende steht der Hinweis: „Es ist möglich, diesen Auftrag innerhalb von vierzehn Tagen nach Rücksendung schriftlich zu widerrufen.“Ganz vorbildlich nach Verbraucherschutzgesetz.