Gemeinsam den Weihnachtszauber entfachen
An Heiligabend sollen so viele Menschen wie möglich „Stille Nacht“singen – Was Jürgen Lingg bewirken möchte
- Jürgen Lingg ist gläubiger Katholik. Ein Traum brachte ihn auf die Idee zu einem „Zuhause-Flashmob“an Heiligabend: Jeder für sich könnte am Fenster oder auf dem Balkon um 21 Uhr „Stille Nacht, heilige Nacht“singen – und so ein gemeinschaftliches Weihnachtserlebnis möglich machen. Ein befreundeter Pater dichtete kurzerhand eine zusätzliche Strophe. Linggs Nachbar Marco Finsterwalder half dabei, die Idee zu verbreiten. Nun hoffen alle drei, dass sich möglichst viele Menschen an der Aktion beteiligen.
Lingg hat von sich selbst ein Video gedreht und auf Facebook veröffentlicht. Darin erklärt er seine Idee und was er damit erreichen möchte. Er habe geträumt, dass ihm gesagt worden sei, an Heiligabend auf seinen Balkon zu gehen und „Stille Nacht, heilige Nacht“zu singen. Dann sei ihm eingefallen, dass er das nicht alleine machen könne. „Sing das mit deinem Dorf, deiner Stadt, mit ganz Bayern“, sagt er im Video. Nicht alle Kommentare auf der Facebook-Seite sind positiv. Den meisten jedoch gefällt die Idee. Viele Menschen sind Linggs Aufruf, das Video zu teilen, gefolgt. Einige Rückmeldungen hat er auch bekommen – nicht nur aus dem Allgäu oder aus Bayern, sondern sogar aus dem Norden Deutschlands. Lingg ist überzeugt: „Wenn wir alle am Balkon, am Fenster stehen, ist der Zauber der Heiligen Nacht, von Weihnachten entfacht.“
Der 54-Jährige ist ein engagiertes Mitglied der Pfarreiengemeinschaft (PG) Kempten-Ost. Er hilft in der Kirchenverwaltung oder gestaltet Wortgottesdienste. Dank seiner Mitstreiter Pater Norbert Becker von der Oase Steinerskirchen in Hohenwart (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) und Marco Finsterwalder konnte Lingg seine Idee schnell umsetzen. Finsterwalder entwarf ein Plakat, das nicht nur auf Facebook, sondern auch auf der Webseite der PG Kempten-Ost veröffentlicht wurde. „Jürgen
Lingg ist mit der Idee auf mich zugekommen und ich fand den Vorschlag ganz wunderbar“, sagt Becker. Der Geistliche ist Autor sowie Textdichter und Komponist „Neuer Geistlicher Lieder“und hatte über die Musik schon früher Kontakt zu Lingg. „Das Lied Stille Nacht verbindet viele Menschen, ob sie nun gläubig sind oder nicht. Viele assoziieren damit etwas Positives und die neue Strophe soll einen weiteren Akzent setzen“, sagt Becker. Über verschiedene Kanäle hat er die Idee geteilt, um möglichst viele zum Mitsingen zu motivieren. „Es geht darum, die Menschen zu etwas Schönem ohne viel hin und her einzuladen, denn bei einigen wird Heiligabend wohl anders ablaufen als gewohnt.“Und die Uhrzeit, 21 Uhr, habe sich angeboten. „Wegen der geltenden Ausgangssperre werden die Leute dann zu Hause sein und hoffentlich Zeit für die gemeinsame Aktion haben.“Schön wäre auch, wenn sich der eine oder andere beim Singen filmt und es online stellt, sagt Becker.
Der Autor Pater Norbert Becker schreibt „Neue Geistliche Lieder“. Für den ZuhauseFlashmob hat er „Stille Nacht“um eine weitere, auf die Corona-Krise Bezug nehmende Strophe ergänzt.
Die neue Strophe lautet: „Virus schwebt, drum gebt acht. Rücksicht, Abstand und Aufmerksamkeit helfen uns durch die mühsame Zeit.
Haltet durch und habt Mut, fürchtet euch nicht, es wird gut.“
Der Ablauf „Stille Nacht“besteht ursprünglich aus sechs Strophen. Gesungen werden heutzutage und auch beim Zuhause-Flashmob die erste, die zweite und die letzte Strophe. Daran anschließend soll an Heiligabend, 24. Dezember, um 21 Uhr die neu gedichtete Strophe gesungen werden. (kes)
„Singt! Summt! Spielt eure Instrumente!“, ist auf Finsterwalders Plakat zu lesen. Dazu eingeladen seien alle Menschen, sagt Lingg. Besonders dürften sich aber die angesprochen fühlen, die an Heiligabend keinen Gottesdienst besuchen können – oder gar alleine sind. „Das Singen soll ein Gefühl von Gemeinschaft geben.“Denn Kirche bedeute genau das: Gemeinschaft.