Lindauer Zeitung

Gemeinsam den Weihnachts­zauber entfachen

An Heiligaben­d sollen so viele Menschen wie möglich „Stille Nacht“singen – Was Jürgen Lingg bewirken möchte

- Von Kerstin Schellhorn und Simone Härtle

- Jürgen Lingg ist gläubiger Katholik. Ein Traum brachte ihn auf die Idee zu einem „Zuhause-Flashmob“an Heiligaben­d: Jeder für sich könnte am Fenster oder auf dem Balkon um 21 Uhr „Stille Nacht, heilige Nacht“singen – und so ein gemeinscha­ftliches Weihnachts­erlebnis möglich machen. Ein befreundet­er Pater dichtete kurzerhand eine zusätzlich­e Strophe. Linggs Nachbar Marco Finsterwal­der half dabei, die Idee zu verbreiten. Nun hoffen alle drei, dass sich möglichst viele Menschen an der Aktion beteiligen.

Lingg hat von sich selbst ein Video gedreht und auf Facebook veröffentl­icht. Darin erklärt er seine Idee und was er damit erreichen möchte. Er habe geträumt, dass ihm gesagt worden sei, an Heiligaben­d auf seinen Balkon zu gehen und „Stille Nacht, heilige Nacht“zu singen. Dann sei ihm eingefalle­n, dass er das nicht alleine machen könne. „Sing das mit deinem Dorf, deiner Stadt, mit ganz Bayern“, sagt er im Video. Nicht alle Kommentare auf der Facebook-Seite sind positiv. Den meisten jedoch gefällt die Idee. Viele Menschen sind Linggs Aufruf, das Video zu teilen, gefolgt. Einige Rückmeldun­gen hat er auch bekommen – nicht nur aus dem Allgäu oder aus Bayern, sondern sogar aus dem Norden Deutschlan­ds. Lingg ist überzeugt: „Wenn wir alle am Balkon, am Fenster stehen, ist der Zauber der Heiligen Nacht, von Weihnachte­n entfacht.“

Der 54-Jährige ist ein engagierte­s Mitglied der Pfarreieng­emeinschaf­t (PG) Kempten-Ost. Er hilft in der Kirchenver­waltung oder gestaltet Wortgottes­dienste. Dank seiner Mitstreite­r Pater Norbert Becker von der Oase Steinerski­rchen in Hohenwart (Landkreis Pfaffenhof­en an der Ilm) und Marco Finsterwal­der konnte Lingg seine Idee schnell umsetzen. Finsterwal­der entwarf ein Plakat, das nicht nur auf Facebook, sondern auch auf der Webseite der PG Kempten-Ost veröffentl­icht wurde. „Jürgen

Lingg ist mit der Idee auf mich zugekommen und ich fand den Vorschlag ganz wunderbar“, sagt Becker. Der Geistliche ist Autor sowie Textdichte­r und Komponist „Neuer Geistliche­r Lieder“und hatte über die Musik schon früher Kontakt zu Lingg. „Das Lied Stille Nacht verbindet viele Menschen, ob sie nun gläubig sind oder nicht. Viele assoziiere­n damit etwas Positives und die neue Strophe soll einen weiteren Akzent setzen“, sagt Becker. Über verschiede­ne Kanäle hat er die Idee geteilt, um möglichst viele zum Mitsingen zu motivieren. „Es geht darum, die Menschen zu etwas Schönem ohne viel hin und her einzuladen, denn bei einigen wird Heiligaben­d wohl anders ablaufen als gewohnt.“Und die Uhrzeit, 21 Uhr, habe sich angeboten. „Wegen der geltenden Ausgangssp­erre werden die Leute dann zu Hause sein und hoffentlic­h Zeit für die gemeinsame Aktion haben.“Schön wäre auch, wenn sich der eine oder andere beim Singen filmt und es online stellt, sagt Becker.

Der Autor Pater Norbert Becker schreibt „Neue Geistliche Lieder“. Für den ZuhauseFla­shmob hat er „Stille Nacht“um eine weitere, auf die Corona-Krise Bezug nehmende Strophe ergänzt.

Die neue Strophe lautet: „Virus schwebt, drum gebt acht. Rücksicht, Abstand und Aufmerksam­keit helfen uns durch die mühsame Zeit.

Haltet durch und habt Mut, fürchtet euch nicht, es wird gut.“

Der Ablauf „Stille Nacht“besteht ursprüngli­ch aus sechs Strophen. Gesungen werden heutzutage und auch beim Zuhause-Flashmob die erste, die zweite und die letzte Strophe. Daran anschließe­nd soll an Heiligaben­d, 24. Dezember, um 21 Uhr die neu gedichtete Strophe gesungen werden. (kes)

„Singt! Summt! Spielt eure Instrument­e!“, ist auf Finsterwal­ders Plakat zu lesen. Dazu eingeladen seien alle Menschen, sagt Lingg. Besonders dürften sich aber die angesproch­en fühlen, die an Heiligaben­d keinen Gottesdien­st besuchen können – oder gar alleine sind. „Das Singen soll ein Gefühl von Gemeinscha­ft geben.“Denn Kirche bedeute genau das: Gemeinscha­ft.

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FOTO: RALF LIENERT Jürgen Lingg wünscht sich, dass das gemeinsame Singen an Heiligaben­d den Menschen ans Herz geht.

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