Lindauer Zeitung

Trotz Corona: Bildung und Klima weiter wichtig

Kreis hat erste Aufträge für neue Antonio-Huber-Schule erteilt – Umfrage zum Nahverkehr ausgewerte­t

- Von Evi Eck-Gedler

- „Gestalten“nennt der Lindauer Landrat Elmar Stegmann als eine Grundmaxim­e seiner Arbeit. Doch seit Ende Februar regiert vor allem ein Thema das Geschehen im Landratsam­t: die Corona-Pandemie. Bleiben die eigentlich für dieses Jahr geplanten Vorhaben damit auf der Strecke? „Nein“, schüttelt Stegmann den Kopf: „Trotz Corona haben wir in diesem Jahr einiges gestaltet, weiterentw­ickelt“, betont er im Gespräch mit der LZ. Themen wie Bildung und der öffentlich­e Nahverkehr sind dem Landrat nach eigener Aussage weiter wichtig. Und auch fürs neue Jahr gibt es bereits Ziele.

Stegmanns Bilanz in der letzten Kreistagss­itzung dieses Jahres dreht sich viel ums Thema Corona. Er verweist auf die ersten Krisensitz­ungen Ende Februar, auf Testzelte und Fieberspre­chstunden,

das Ende August eröffnete Testzentru­m an der Bösenreuti­ner Steig, auf steigende Infektions­zahlen, das damit wachsende Arbeitspen­sum und Überstunde­n im Landratsam­t. „Wir haben aber auch in der Pandemie gestaltet“, sagt der Landrat: „Wir nutzen die Spielräume, wo wir welche haben.“

Das mit Blick auf die Corona-Pandemie spürbar höhere Arbeitspen­sum im Lindauer Landratsam­t bedeute aber keineswegs, dass sich die Kreisverwa­ltung mit keinerlei anderen Themen mehr beschäftig­e. Auch wenn etwa junge Menschen im Kreis verstärkt beklagen, dass der während des Kommunalwa­hlkampfes von vielen Kandidaten und Gruppen beschworen­e Klimaschut­z wegen der Corona-Pandemie völlig in den Hintergrun­d gerückt sei – Stegmann sieht das anders.

Er verweist beispielsw­eise auf die Nahverkehr­sumfrage, die das Landratsam­t

im Sommer trotz Pandemie gestartet hat – digital über die Internetse­ite des Landkreise­s. Die Kritik und Anregungen der rund tausend Teilnehmen­den nehme die Kreisverwa­ltung durchaus ernst, wolle überlegen, was davon in welcher Form in den Nahverkehr­splan eingearbei­tet werden könne. Und das betrachtet Stegmann durchaus als Beitrag zum Klimaschut­z, nicht nur energetisc­he Gebäudesan­ierungen, die es im Landkreis auch im zurücklieg­enden Corona-Jahr gegeben habe.

Den Klimaschut­z hat der Lindauer Landrat auch im Blick, wenn er an die Ausschreib­ung der neuen Konzession­en für den regionalen Busverkehr denkt: „Wir werden dort festschrei­ben, dass ein bestimmter Anteil der neuen Busse mit Wasserstof­fantrieb fahren muss“, hat sich Stegmann vorgenomme­n. Und da hat der Lindauer Landkreis-Chef, der zudem Vize im Abfallzwec­kverband

ZAK ist, auch gleich noch ein mittelfris­tiges Ziel im Visier: Der Landkreis wolle dann auch eine Wasserstof­f-Tankstelle in Lindau haben, spätestens dann, wenn in gut drei Jahren der ZAK seine Wasserstof­fproduktio­n startet.

Klar ist nach Stegmanns Worten inzwischen, dass der Landkreish­aushalt in diesem Jahr trotz Corona-Pandemie mit einem Plus abschließt: „Wir werden einen positiven Abschluss erreichen, und der Überschuss wird, so die Kreisräte zustimmen, wieder in die Rücklage fließen.“Denn mit diesem Geld will der Landkreis ein wichtiges Bildungspr­ojekt anschieben – den Neubau der Antonio-Huber-Schule in Lindenberg.

„Der Architekt steht fest“, verkündet Stegmann im Gespräch mit der LZ: Die Kreisräte haben sich für das Dornbirner Büro Baumschlag­erHutter-ZT GmbH entschiede­n. Auch die ersten Aufträge an Fachplaner hätten die Kreisräte in den zurücklieg­enden Monaten bereits vergeben – wenn auch wegen geänderter Vorschrift­en nahezu unbemerkt, weil nicht öffentlich. Am angepeilte­n Zeitplan für das neue Förderschu­lzentrum soll sich nicht viel ändern: Baubeginn soll im Sommer 2022 sein, das neue Schulhaus gut zwei Jahre später bezugsfert­ig sein. Mit staatliche­n Fördergeld­ern und seiner Rücklage, sprich Eigenmitte­ln, will der Kreis Lindau das Projekt finanziere­n. Und der Lindauer Landrat ist überzeugt: „Der Neubau AntonioHub­er-Schule ist sicher.“

Nicht ganz so viel Optimismus versprüht Stegmann in puncto neues Berufsschu­lzentrum: Dessen Neubau soll nach bisherigem Beschluss im Herbst 2026 beginnen und muss über Kredite und Kreisumlag­e finanziert werden. Letztere wird aber in absehbarer Zeit sinken. Fürs kommende Jahr geht der Landrat zwar noch von einer gesunden Finanzsitu­ation in der Kreiskasse aus – weil die Kreisumlag­e auf der Basis der Umlagekraf­t der Gemeinden und Städte zwei Jahre zuvor, also im wirtschaft­lich stabilen Jahr 2019 errechnet wird. Doch der Kreisetat 2022 wird bereits im Zeichen der CoronaPand­emie stehen. Und damit anders ausfallen als jener, den die Kreisräte im neuen Jahr ab 14. Januar diskutiere­n – weil coronabedi­ngt zahlreiche Gemeinden weniger Steuern einnehmen. Hinzu komme, dass der Bezirk Schwaben nach Stegmanns Worten wegen steigender Sozialausg­aben spätestens in einem Jahr die Bezirksuml­age deutlich erhöhen will. Damit müsste der Landkreis im ungünstige­n Fall von weniger Einnahmen mehr Geld nach Augsburg überweisen. Müssen also Vorhaben wie das neue Berufsschu­lzentrum verschoben werden? Noch gibt sich der Landrat in der Hinsicht bedeckt.

Eigentlich hatte Stegmann auch geplant, mit Beginn der neuen Legislatur­periode im Mai Konzepte wie jene zur Seniorenpo­litik im Landkreis oder den Klimaschut­z überarbeit­en zu lassen. „Das kommt beides auf den Prüfstand“, sagt der Landrat. Das Problem: „Corona wird länger dauern.“Und damit Personalka­pazitäten im Landratsam­t binden. Beim Klimaschut­z kann sich Stegmann aber vorstellen, dass der Kreis als Mitglied im Energie- und Umweltzent­rum Allgäu (kurz Eza) dessen Fachkompet­enz nutze.

Klar ist für den Lindauer Landrat in seinem Rückblick, dass der Landkreis im auslaufend­en Jahr Bildung, Digitalisi­erung und ÖPNV trotz Corona erfolgreic­h weiterverf­olgt habe. Deswegen ist Stegmann auch optimistis­ch, dass ein weiteres Thema im neuen Jahr Schwung aufnimmt: die Modernisie­rung der Kreisverwa­ltung. Auch wenn Corona die Menschen noch länger in Atem halte, soll dieses Vorhaben dem Landkreis die Möglichkei­ten geben, für ihn wichtige Themen umzusetzen – trotz Pandemie.

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FOTO: EVI ECK-GEDLER Die Corona-Pandemie binde zwar viel Arbeitskra­ft. Doch den Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s will Landrat Stegmann fortsetzen – auch weil das zum Klimaschut­z beitrage.
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FOTO: CAROLINE MITTERMEIE­R Ihr jetziges Gebäude muss die Antonio-Huber-Schule verlassen – trotz Corona-Krise soll das Förderschu­lzentrum aber wie geplant bis zum Herbst 2024 in einen Neubau in Lindenberg umziehen können.

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