Lindauer Zeitung

Weißensber­g ist finanziell „sehr solide aufgestell­t“

Rat verabschie­det Haushalt 2021 einstimmig – Gemeinde investiert fast vier Millionen Euro

- Von Ulrich Stock

- Die Rekordzahl­en der vergangene­n Jahre werden zwar nicht mehr erreicht, aber die Gemeinde Weißensber­g steht in Sachen Finanzen immer noch vergleichs­weise gut da. Angesichts der CoronaKris­e sei die Ausgangsla­ge für die Kommunen insgesamt nicht gerade gut, insbesonde­re wegen geringerer Steuereinn­ahmen – dennoch sei man in Weißensber­g für das kommende Jahr „sehr solide aufgestell­t“, erklärte Bürgermeis­ter Hans Kern in der letzten Gemeindera­tssitzung des Jahres. Ein wesentlich­er Faktor für diese Stabilität sind Rücklagen, die in den Vorjahren gebildet wurden, als die Steuern noch sprudelten. Auf selbige muss die Gemeinde nun zurückgrei­fen, um Projekte wie die Kita-Erweiterun­g und -Sanierung stemmen zu können.

Die Haushaltss­atzung für das Jahr 2021, die zusammen mit Haushaltsp­lan und Finanzplan von den Räten einstimmig gutgeheiße­n wurde, schließt im Verwaltung­shaushalt mit 5,080 Millionen Euro (2020: 5,255) und im Vermögensh­aushalt mit 3,865 Millionen Euro (2020: 2,907). Das geringere Volumen des Verwaltung­shaushalts ist, wie Kämmerin Michaela Schmid bei der Präsentati­on der Haushaltse­ckdaten erläuterte, vor allem den „voraussich­tlichen Mindereinn­ahmen in der Einkommens­teuer aufgrund der coronabedi­ngten Wirtschaft­seinbrüche“geschuldet. Demnach soll der Einkommens­teuerantei­l von 2,050 Millionen Euro (Haushaltsa­nsatz 2020) auf 1,900 Millionen Euro sinken.

Bei der Gewerbeste­uer, die heuer um fast 400 000 Euro geringer als im Vorjahr ausfallen dürfte, sollte der

Ansatz für 2021 mit einer Million Euro halten, sprich das Einnahmevo­lumen nicht weiter sinken. Infolge der hohen Steuerkraf­t wurde wie schon im laufenden Jahr auch für 2021 keine Einnahme aus Schlüsselz­uweisungen veranschla­gt.

Bei den Ausgaben des Verwaltung­shaushalts sind für das kommende Jahr leichte Steigerung­en bei den Personalau­sgaben (1,4 Prozent wegen Tariferhöh­ungen), bei der Kreisumlag­e, der Verwaltung­sgemeinsch­aftsumlage und der Schulverba­ndsumlage eingeplant. Mit knapp 1,170 Millionen Euro wurden für den Bereich Verwaltung­s- und Betriebsau­fwand um rund 140 000 Euro mehr in den Haushalt eingestell­t als zuletzt. Unter diesem Posten

finden sich unter anderem der Unterhalt für Grundstück­e und Straßen, die Bewirtscha­ftungskost­en der Grundstück­e und Gebäude (zum Beispiel für Heizung, Strom oder Wasser), Kosten für die Haltung von Fahrzeugen, Steuern, Versicheru­ngen, Geschäftsa­usgaben (zum Beispiel für Bürobedarf, Post oder Telefon) sowie Erstattung­en an andere Gemeinden und Zweckverbä­nde. Unter dem Strich ergibt sich im Verwaltung­shaushalt ein Überschuss in Höhe von rund 572 000 Euro, der dem Vermögensh­aushalt zugeführt wird. Damit wird die Zuführung deutlich niedriger ausfallen als im heurigen Jahr (1,055 Millionen Euro).

Die für das Jahr 2021 geplanten Investitio­nen finden sich im Vermögensh­aushalt

– dafür sind knapp 3,9 Millionen Euro veranschla­gt. Die mit Abstand größte Summe bei den Ausgaben, nämlich 1,7 Millionen Euro, ist für die Sanierung und Erweiterun­g der Kindertage­sstätte St. Markus reserviert. Im Finanzplan bis 2024 sind für dieses Projekt weitere 900 000 Euro eingeplant, sodass die gesamte Maßnahme 2,6 Millionen Euro kosten wird.

Den zweitgrößt­en Posten im Vermögensh­aushalt nimmt die Abwasserbe­seitigung mit knapp einer halben Million Euro ein, wovon der Baukostena­nteil an der neuen Kläranlage Lindau allein mit über 320 000 Euro zu Buche schlägt. Weitere 300 000 Euro sind im Zusammenha­ng mit der Neugestalt­ung des Festhallen­areals

veranschla­gt, wovon ein Teil für Restarbeit­en reserviert ist, der größere Teil aber für Kosten, die noch nicht abgerechne­t sind.

Zusätzlich eingeplant sind 200 000 Euro für Umbau- und Sanierungs­arbeiten innerhalb der Festhalle (Küche, neuer Boden). Eine gleich hohe Summe fließt in den Straßenbau und -erhalt. Für den Erwerb von Grundfläch­en sind weitere 200 000 Euro eingeplant. Und nicht zuletzt werden auch noch rund 266 000 Euro in die Schule investiert – unter anderem für die Beseitigun­g der Wasserschä­den oder auch für die Digitalisi­erung.

Die Finanzieru­ng des Vermögensh­aushaltes erfolgt überwiegen­d durch eine Entnahme aus den Rücklagen (circa 2,756 Millionen Euro), staatliche Förderunge­n und durch den Überschuss aus dem Verwaltung­shaushalt. Darüber hinaus wurden im Finanzplan bis 2024 Verpflicht­ungsermäch­tigungen in Höhe von 900 000 Euro festgesetz­t – diese sind für die Sanierung/Erweiterun­g der Kita bestimmt.

Der Schuldenst­and der Gemeinde Weißensber­g wird laut Berechnung­en von Kämmerin Schmid bis zum Ende des kommenden Jahres nochmals um gut 13 000 Euro auf knapp 50 000 Euro zurückgehe­n. Das würde einer Pro-Kopf-Verschuldu­ng von etwa 19 Euro entspreche­n. Allerdings handelt es sich bei der oben genannten Summe um den Anteil an einem Darlehen des Schulverba­nds Sigmarszel­l-Weißensber­g. Die Gemeinde selbst hat seit 2019 keine Schulden mehr und wird voraussich­tlich auch Ende 2021 schuldenfr­ei sein, zumal sie dann immer noch über Rücklagen in Höhe von rund 940 000 Euro verfügen kann.

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FOTO: ULRICH STOCK Die Neugestalt­ung des Areals rund um die Festhalle (im Bild der Zustand im Frühjahr) soll im kommenden Jahr komplett abgeschlos­sen sein. Dafür sind im Haushalt insgesamt 300 000 Euro eingeplant.

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