Lindauer Zeitung

Ein „absoluter Glücksfall“fürs Westallgäu

Der Lindenberg­er Stadtrat beschließt einen Bebauungsp­lan für den Neubau eines Krankenhau­ses am Nadenberg

- Von Peter Mittermeie­r

- Es ist eines der wichtigste­n Projekte in der Nachkriegs­geschichte Lindenberg­s: Die Schwestern­schaft plant auf dem Nadenberg den Neubau eines Gesundheit­szentrums, das die bestehende Rotkreuzkl­inik ersetzt. Kurz vor Weihnachte­n hat der Stadtrat einstimmig einen Bebauungsp­lan beschlosse­n, der den Rahmen für das Millionenp­rojekt setzt. Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t sprach von einem „absoluten Glücksfall“. Ein wohnortnah­es Krankenhau­s sei „notwendig nicht nur für Lindenberg, sondern für den ganzen Landkreis, eigentlich die ganze Region“.

Das Krankenhau­s ist 1963 eröffnet worden. Die Klinik ist mittlerwei­le in die Jahre gekommen. Das Gebäude ist in Teilen sanierungs­bedürftig. Zudem erschwert die damals übliche Planung heute einen zeitgemäße­n und damit auch wirtschaft­lichen Arbeitsabl­auf. Eine Sanierung aber wäre teurer als ein Neubau. Den plant die Schwestern­schaft seit geraumer Zeit. Sie rechnet aktuell mit Kosten in Höhe von circa 60 Millionen Euro allein für die Klinik. Den Löwenantei­l wird der Freistaat Bayern übernehmen. Die Schwestern­schaft muss aber auch Eigenmitte­l einbringen.

Die neue Klinik bleibt am jetzigen Standort, rückt aber nach Süden, in etwa dorthin, wo sich heute Teile des Parkplatze­s befinden. Sie wird die gleiche Bettenzahl haben wie die bestehende, also circa 170. Zudem soll es auch bei der Ausrichtun­g der Klinik als Haus der Grundverso­rgung mit verschiede­nen Fachabteil­ungen bleiben. Allerdings lässt die Planung eine Erweiterun­g der Kapazitäte­n nach Angaben der Schwestern­schaft jederzeit zu.

Neu angelegt werden müssen die Stellplätz­e. Sie sind in Richtung Stadt geplant. Unklar ist, ob auch ein Parkhaus gebaut wird. Das wäre der großen Mehrheit des Stadtrates lieber. In jedem Fall ist offenbar die Zeit des kostenlose­n Parkens an der Klinik nach Eröffnung des neuen Hauses vorbei. „Ein Freiparken wird es da oben nicht mehr geben“, kündigte Ballersted­t an. Zuvor hatte Martin Einsle einen neuen großen Parkplatz als „absolutes No Go“bezeichnet.

Diskutiert wird auch über eine zweite Zufahrt zur Klinik über den Ratzenberg. Derzeit ist sie nur über

Lindenberg­er Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t die Stadt erreichbar. Prüfen wird die Verwaltung auch, wie die Klinik mit dem Bus angebunden werden kann.

Wann die Bauarbeite­n beginnen werden, ist unklar. Im Idealfall können Vorarbeite­n bereits 2021 erfolgen, teilt die Schwestern­schaft auf Anfrage der „Allgäuer Zeitung“mit. Allein für die Klinik rechnet sie mit einer Bauzeit von drei bis vier Jahren.

Ursprüngli­ch hätte der Bebauungsp­lan schon in trockenen Tüchern sein sollen. Corona hat aber auch bei dem Millionenp­rojekt für Verzögerun­gen gesorgt. Einen Schwerpunk­t der bisherigen Untersuchu­ngen bildete der Naturschut­z,

Grundsätzl­iches

Der Stadtrat begrüßt einhellig die Pläne der Schwestern­schaft München vom Bayerische­n Roten Kreuz. „Wir freuen uns, dass das Krankenhau­s hier bleiben kann und hoffen, es zeitnah über die Bühne zu bringen“, sagte CSU-Fraktionss­precher Ludwig Gehring.

Ähnlich sehen es die anderen Fraktionen. Florian Weber nannte den Neubau einen „Glücksfall“. Helmut Wiedemann, Sprecher von SPD/ ULLi verwies auf die Klinikschl­ieWerbeanl­age wie Merlin Rehmann vom Planungsbü­ro Sieber schilderte.

So finden sich im Umfeld der Klinik „mehrere wertvolle Lebensräum­e“(Rehmann). Fachleute des Büros haben etliche Tierarten auf dem Gelände kartiert – von der Haselmaus über Amphibien und Reptilien bis hin zu Vögeln. Ihnen sollen teils Ausweichqu­artiere beispielsw­eise Gewässer angeboten werden. Ob die Tiere sie tatsächlic­h annehmen, wird im Nachgang überprüft. Gegebenenf­alls müsse der Bauherr nachbesser­n, erklärte Rehmann auf Nachfrage von Theresa Wagner. Alexander Eisenmann-Mittenzwei, dessen Hofgut an die Flächen des ßungen an anderen Orten. Man müsse dankbar sein, dass „die Klinik nicht nur erhalten bleibt, sondern im ländlichen Raum investiert wird“. Und auch die Grünen stehen hinter dem Neubau, obwohl ihnen ein Parkhaus deutlich lieber wäre. Daran wollten sie die Zustimmung zu „einem so wichtigen Projekt aber nicht abhängig machen“, wie Benjamin Zürn erklärte. Details

Diskutiert haben die Räte neben der Parkplatzf­rage Details wie die

Krankenhau­ses grenzt, zeigte sich zuversicht­lich, dass die Ersatzquar­tiere funktionie­ren. Ein Teich, der dafür vor fünf Jahren auf einer zuvor landwirtsc­haftlich genutzten Grünfläche angelegt wurde, sei bereits voller Leben.

Die Gebäude können nach dem Bebauungsp­lan circa 21 Meter hoch werden. Entstehen werden Flachdäche­r. 85 Prozent davon müssen begrünt werden.

Die Wanderwege, die über das Gelände führen, sollen gesichert werden. Das soll aber außerhalb des Bebauungsp­lanes geschehen, wie Eric Ballersted­t auf Nachfrage von Josef Kraft sagte.

„Ein Freiparken wird es da oben nicht mehr geben.“

oder die Gestaltung des Daches, was Farbe und Material angeht.

Anton Wiedemann ging das zu weit. Er hätte die entspreche­nden Passagen gerne aus dem Bebauungsp­lan gestrichen, scheiterte mit seinem Antrag aber klar.

„Ich gehe davon aus, dass der Krankenhau­splaner und der Träger einen gewissen Ehrgeiz haben, ein schönes Gebäude zu bauen“, begründete Wiedemann sein Ansinnen. (pem)

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