Ein „absoluter Glücksfall“fürs Westallgäu
Der Lindenberger Stadtrat beschließt einen Bebauungsplan für den Neubau eines Krankenhauses am Nadenberg
- Es ist eines der wichtigsten Projekte in der Nachkriegsgeschichte Lindenbergs: Die Schwesternschaft plant auf dem Nadenberg den Neubau eines Gesundheitszentrums, das die bestehende Rotkreuzklinik ersetzt. Kurz vor Weihnachten hat der Stadtrat einstimmig einen Bebauungsplan beschlossen, der den Rahmen für das Millionenprojekt setzt. Bürgermeister Eric Ballerstedt sprach von einem „absoluten Glücksfall“. Ein wohnortnahes Krankenhaus sei „notwendig nicht nur für Lindenberg, sondern für den ganzen Landkreis, eigentlich die ganze Region“.
Das Krankenhaus ist 1963 eröffnet worden. Die Klinik ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Das Gebäude ist in Teilen sanierungsbedürftig. Zudem erschwert die damals übliche Planung heute einen zeitgemäßen und damit auch wirtschaftlichen Arbeitsablauf. Eine Sanierung aber wäre teurer als ein Neubau. Den plant die Schwesternschaft seit geraumer Zeit. Sie rechnet aktuell mit Kosten in Höhe von circa 60 Millionen Euro allein für die Klinik. Den Löwenanteil wird der Freistaat Bayern übernehmen. Die Schwesternschaft muss aber auch Eigenmittel einbringen.
Die neue Klinik bleibt am jetzigen Standort, rückt aber nach Süden, in etwa dorthin, wo sich heute Teile des Parkplatzes befinden. Sie wird die gleiche Bettenzahl haben wie die bestehende, also circa 170. Zudem soll es auch bei der Ausrichtung der Klinik als Haus der Grundversorgung mit verschiedenen Fachabteilungen bleiben. Allerdings lässt die Planung eine Erweiterung der Kapazitäten nach Angaben der Schwesternschaft jederzeit zu.
Neu angelegt werden müssen die Stellplätze. Sie sind in Richtung Stadt geplant. Unklar ist, ob auch ein Parkhaus gebaut wird. Das wäre der großen Mehrheit des Stadtrates lieber. In jedem Fall ist offenbar die Zeit des kostenlosen Parkens an der Klinik nach Eröffnung des neuen Hauses vorbei. „Ein Freiparken wird es da oben nicht mehr geben“, kündigte Ballerstedt an. Zuvor hatte Martin Einsle einen neuen großen Parkplatz als „absolutes No Go“bezeichnet.
Diskutiert wird auch über eine zweite Zufahrt zur Klinik über den Ratzenberg. Derzeit ist sie nur über
Lindenberger Bürgermeister Eric Ballerstedt die Stadt erreichbar. Prüfen wird die Verwaltung auch, wie die Klinik mit dem Bus angebunden werden kann.
Wann die Bauarbeiten beginnen werden, ist unklar. Im Idealfall können Vorarbeiten bereits 2021 erfolgen, teilt die Schwesternschaft auf Anfrage der „Allgäuer Zeitung“mit. Allein für die Klinik rechnet sie mit einer Bauzeit von drei bis vier Jahren.
Ursprünglich hätte der Bebauungsplan schon in trockenen Tüchern sein sollen. Corona hat aber auch bei dem Millionenprojekt für Verzögerungen gesorgt. Einen Schwerpunkt der bisherigen Untersuchungen bildete der Naturschutz,
Grundsätzliches
Der Stadtrat begrüßt einhellig die Pläne der Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz. „Wir freuen uns, dass das Krankenhaus hier bleiben kann und hoffen, es zeitnah über die Bühne zu bringen“, sagte CSU-Fraktionssprecher Ludwig Gehring.
Ähnlich sehen es die anderen Fraktionen. Florian Weber nannte den Neubau einen „Glücksfall“. Helmut Wiedemann, Sprecher von SPD/ ULLi verwies auf die KlinikschlieWerbeanlage wie Merlin Rehmann vom Planungsbüro Sieber schilderte.
So finden sich im Umfeld der Klinik „mehrere wertvolle Lebensräume“(Rehmann). Fachleute des Büros haben etliche Tierarten auf dem Gelände kartiert – von der Haselmaus über Amphibien und Reptilien bis hin zu Vögeln. Ihnen sollen teils Ausweichquartiere beispielsweise Gewässer angeboten werden. Ob die Tiere sie tatsächlich annehmen, wird im Nachgang überprüft. Gegebenenfalls müsse der Bauherr nachbessern, erklärte Rehmann auf Nachfrage von Theresa Wagner. Alexander Eisenmann-Mittenzwei, dessen Hofgut an die Flächen des ßungen an anderen Orten. Man müsse dankbar sein, dass „die Klinik nicht nur erhalten bleibt, sondern im ländlichen Raum investiert wird“. Und auch die Grünen stehen hinter dem Neubau, obwohl ihnen ein Parkhaus deutlich lieber wäre. Daran wollten sie die Zustimmung zu „einem so wichtigen Projekt aber nicht abhängig machen“, wie Benjamin Zürn erklärte. Details
Diskutiert haben die Räte neben der Parkplatzfrage Details wie die
Krankenhauses grenzt, zeigte sich zuversichtlich, dass die Ersatzquartiere funktionieren. Ein Teich, der dafür vor fünf Jahren auf einer zuvor landwirtschaftlich genutzten Grünfläche angelegt wurde, sei bereits voller Leben.
Die Gebäude können nach dem Bebauungsplan circa 21 Meter hoch werden. Entstehen werden Flachdächer. 85 Prozent davon müssen begrünt werden.
Die Wanderwege, die über das Gelände führen, sollen gesichert werden. Das soll aber außerhalb des Bebauungsplanes geschehen, wie Eric Ballerstedt auf Nachfrage von Josef Kraft sagte.
„Ein Freiparken wird es da oben nicht mehr geben.“
oder die Gestaltung des Daches, was Farbe und Material angeht.
Anton Wiedemann ging das zu weit. Er hätte die entsprechenden Passagen gerne aus dem Bebauungsplan gestrichen, scheiterte mit seinem Antrag aber klar.
„Ich gehe davon aus, dass der Krankenhausplaner und der Träger einen gewissen Ehrgeiz haben, ein schönes Gebäude zu bauen“, begründete Wiedemann sein Ansinnen. (pem)