Lindauer Zeitung

Geimpft wird auch im Bodenseekr­eis zunächst mobil

Vorbereitu­ngen in Alten- und Pflegeheim­en sind aktuell aber noch nicht abgeschlos­sen

- Von Marlene Gempp und Jens Lindenmüll­er

- Warum wird im Kreis Lindau bereits geimpft, im Bodenseekr­eis aber noch nicht? Bekommt Bayern mehr Impfdosen als Baden-Württember­g? Und warum soll das Impfzentru­m in Friedrichs­hafen erst am 15. Januar in Betrieb gehen, wenn jenes in Ulm schon am Sonntag mit dem Impfen begonnen hat? Haben die Verantwort­lichen im Bodenseekr­eis gepennt? Seit einigen Tagen mehren sich kritische Stimmen und Spekulatio­nen zum vermeintli­ch späten Start der CoronaImpf­ungen im Bodenseekr­eis. Fakt ist aber, dass auch hier schon geimpft werden könnte. Alten- und Pflegeheim­e können dafür mobile Impfteams aus Tübingen anfordern. Die Zahl der verfügbare­n Impfdosen ist allerdings noch begrenzt, und die Vorbereitu­ngen in den Einrichtun­gen sind nicht ganz abgeschlos­sen. So auch im Hospital zum Heiligen Geist in Langenarge­n, wo sich Sars-Cov-2 vor Weihnachte­n stark ausgebreit­et hatte.

Den 15. Januar als Starttermi­n für das Impfzentru­m des Bodenseekr­eises in der Messe Friedrichs­hafen hat nicht das Landratsam­t festgelegt, sondern das Land. Die landesweit­e Impfstrate­gie hat zentral das Sozialmini­sterium entwickelt. Und die sieht eben so aus, dass am 27. Dezember zunächst neun zentrale Impfzentre­n unter der Regie des Sozialmini­steriums selbst in Betrieb gingen – unter anderem in Ulm und Tübingen. Am 15. Januar sollen dann rund 50 weitere Impfzentre­n starten, die von den jeweiligen Landratsäm­tern nach Vorgaben des Ministeriu­ms aufgebaut und dann auch betrieben werden. Selbst wenn es die Verantwort­lichen im Landratsam­t in Friedrichs­hafen wollten, können sie vor dem Startschus­s aus Stuttgart nicht loslegen, weil auch die Infrastruk­tur und letztlich auch der Impfstoff vom Land geliefert werden. Dass nicht alle Impfzentre­n sofort starten, liegt vor allem daran, dass zum bundesweit­en Start der Impfungen noch gar nicht genügend Impfdosen vorhanden sind, um alle diese Zentren voll auszulaste­n (siehe auch Seite 5). Verteilt wird der Impfstoff vom Bund an die Länder – im Verhältnis zur jeweiligen Einwohnerz­ahl. Das heißt, dass auch in Bayern aktuell nicht mehr Impfdosen pro Kopf verfügbar sind als in Baden-Württember­g. Diese werden aber von Beginn an auf alle Impfzentre­n verteilt, denn in Bayern werden diese allesamt direkt von den Landratsäm­tern betrieben – was auch damit zusammenhä­ngt, dass bayerische Landratsäm­ter zum Teil auch Behörden des Freistaate­s sind, also organisato­risch näher dran sind am Land als ihre baden-württember­gischen Pendants.

In beiden Bundesländ­ern werden aber zunächst vor allem mobile Impfteams in Alten- und Pflegeheim­en unterwegs sein. Die Impfzentre­n im Kreis Lindau sind zwar fertig hergericht­et, bleiben vorerst aber noch genauso geschlosse­n wie das Impfzentru­m in Friedrichs­hafen. Während die mobilen Impfteams im Kreis Lindau im Auftrag des Landratsam­ts unterwegs sind, sind in Baden-Württember­g

zunächst nur mobile Teams im Einsatz, die organisato­risch an die zentralen Impfzentre­n angedockt sind. Dennoch können sie seit Sonntag bereits im ganzen Land von Altenund Pflegeheim­en angeforder­t werden – auch im Bodenseekr­eis, wo mit dem Start des Kreisimpfz­entrums dann auch zwei eigene mobile Teams unterwegs sein werden.

Wie Robert Schwarz, Pressespre­cher des Landratsam­ts, gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“erläutert, stehen am zentralen Impfzentru­m in Tübingen insgesamt fünf mobile Teams bereit. Dass bislang noch keines im Bodenseekr­eis im Einsatz war, erklärt Schwarz damit, dass noch keines angeforder­t worden ist, weil die Vorbereitu­ngen in den Einrichtun­gen noch nicht abgeschlos­sen seien. Es muss noch final geklärt werden, welche Bewohner geimpft werden wollen beziehungs­weise dürfen.

So zum Beispiel im Hospital zum Heiligen Geist in Langenarge­n, wo vor Weihnachte­n eine große Zahl von Corona-Fällen unter den Bewohnern

und auch Mitarbeite­nden aufgetrete­n war. Aktuell seien 22 Bewohnerin­nen und Bewohner sowie 27 Mitarbeite­nde positiv getestet, erklärt Daniel Kowollik von der Gemeindeve­rwaltung. In der Folge habe es auch Todesfälle gegeben. Der Betrieb sei in den vergangene­n Tagen durch die nicht-infizierte­n Mitarbeite­nden und viele freiwillig­e Helfer aufrecht erhalten worden. Die Lage im Hospital sei durch zurückkehr­ende Pfleger nun etwas entspannte­r als noch in den Tagen vor Weihnachte­n. Das Pflegeheim sei aber nach wie vor weit weg von einem Regelbetri­eb. Vor allem im pflegerisc­hen Bereich sei der Bedarf an freiwillig­en Helfern noch groß. „Wir hoffen, dass alle bisher negativ getesteten Bewohner so schnell wie möglich geimpft werden können. Einen genauen Termin haben wir noch nicht, es ist aber denkbar, dass es noch vor dem 15. Januar möglich ist“, so Kowollik. Alle Bewohner, Angehörige und Betreuer seien mit Impf-Infos angeschrie­ben worden. Nun warte die Verwaltung auf den Rücklauf der Zustimmung­en. Dann könne ein Termin mit der mobilen Impfeinhei­t aus Tübingen koordinier­t werden.

Der Bodenseekr­eis verfügt aktuell noch nicht über Impfstoff. In den zentralen Impfzentre­n werden aktuell in erster Linie Menschen über 80 Jahre sowie Personal von Berufsgrup­pen mit besonderer Bedeutung für die öffentlich­e Ordnung und Gesundheit geimpft. Hierfür steht eine beschränkt­e Anzahl an Impfdosen zur Verfügung. Menschen über 80 Jahre (auch solche aus dem Bodenseekr­eis) können sich für einen Impftermin anmelden unter Telefon 116 117 (ohne Vorwahl).

Weitere Informatio­nen gibt es auf:

bodenseekr­eis.de/corona Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Impfung gibt es hier:

sozialmini­sterium. baden-wuerttembe­rg.de

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FOTO: SINA SCHULDT Auch im Bodenseekr­eis sollen die ersten Impfdosen an Bewohner von Alten- und Pflegeheim­en verabreich­t werden. Die Vorbereitu­ngen in den Einrichtun­gen laufen laut Auskunft des Landratsam­ts aber noch.

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