Lindauer Zeitung

Kater Tosun stirbt nach einem Tritt

Es könnte die Tat eines Katzenhass­ers sein – Polizei bestätigt andere Vorfälle in der Gegend

- Von Yvonne Roither

- Tosun geht am 31. Dezember auf seinen Streifzug. Der 14 Jahre alte Kater dreht jeden Tag eine kleine Runde in der Siedlung in der Reutiner Straße. Es wird sein letzter Ausflug. Denn Tosun wird zu Tode getreten. Ist er das Opfer eines Katzenhass­ers?

Tosun gehört zur Familie Karabag. Weil er damals der kräftigste in dem Wurf war, bekam er den türkischen Namen Tosun, was auf Deutsch „Dickerchen“heißt. Rafet, der jüngste Sohn der Karabags, war ein Jahr alt, als Tosun zu ihnen kam. Mit Rafet und seinen zwei Brüdern ist der Kater auf- und zusammenge­wachsen. „Er hat mit uns gefühlt. Wenn jemand von uns traurig war, dann hat er die Nähe zu ihm gesucht“, sagt der Vater Kadim Karabag. Eine typische Kuschelkat­ze, die sich gerne streicheln lässt, war Tosun aber nicht. „Er war etwas wilder.“Wenn Freunde zu Besuch kamen, habe man ihnen immer den Rat gegeben, ihn nicht zu streicheln. Aber der Kater habe sich meistens von allein aus dem Staub gemacht.

Am letzten Tag im Dezember ist zunächst alles wie immer. Als der Familienva­ter gegen 10 Uhr das Haus verlässt, rennt ihm Tosun in den Garten hinterher. Doch als Karabag eine Stunden später wieder zurückkomm­t, empfängt ihn Tosun nicht wie sonst. „Ich habe gedacht, er ist schon wieder drin“, sagt Kadim Karabag, der sich zunächst keine Sorgen macht. Tosun mag es mit seinen 14 Jahren inzwischen eher gemütlich, außerdem war er in letzter Zeit gesundheit­lich etwas angeschlag­en. Sein Revier ist nicht mehr groß, es erstreckt sich auf die Reutiner Straße Höhe Baziensied­lung und Spielplatz. „Er war immer ums Haus herum. Jeder

hat ihn gekannt.“

Es ist Zufall, dass Kadim Karabag an diesem Morgen auf die Terrasse geht und das Wimmern hört. Ganz hinten im Eck im Katzenklo liegt Tosun, schnappt nach Luft und verdreht die Augen. „Äußerlich habe ich keine Verletzung­en gesehen“, sagt

Karabag, der zunächst befürchtet, dass das Tier etwas verschluck­t hat. Er fährt mit dem Kater sofort zu Tierärztin Dr. Barbara Zaltenbach-Hanßler, doch für Tosun kommt jede Hilfe zu spät.

Als die Tierärztin das Tier röntgt, stellt sie Verletzung­en am Brustbein und einer Rippe fest. „Der Kater starb an den Folgen eines stumpfen Thoraxtrau­mas“, sagt sie und ergänzt: „Ich gehe davon aus, dass es durch einen Tritt gegen das Brustbein verursacht wurde.“Dass er von einem Auto angefahren wurde, könne sie anhand der Verletzung­en ausschließ­en. Dass Tosun so qualvoll gestorben sei, „hat uns am meisten wehgetan“, sagt Kadim Karabag. Er könne es verstehen, wenn jemand Katzen nicht im Garten haben will. Aber dann solle man sie doch wegjagen oder mit einer Wasser-Spritzpist­ole verscheuch­en. Aber doch nicht treten, sagt Karabag immer wieder und ergänzt: „Wir haben ihn so lieb gehabt.“

Familie Karabag will den Tod ihres Katers nicht so einfach hinnehmen. Sie hat bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet und auf Facebook um Hinweise gebeten. „Wir haben auch alle Nachbarn angesproch­en und ihnen Bescheid gegeben“, sagt Karabag. Bisher habe es aber keine Hinweise gegeben, die ihnen weiterhelf­en könnten. Auch wenn sich vermutlich nie klären lässt, wer den Kater getreten hat, hofft Familie Karabag, dass der Täter von den Folgen seiner Tat erfährt. „Vielleicht hat er ja doch so etwas wie ein schlechtes Gewissen“, meint Kadim Karabag.

Was die Tierärztin in diesem Zusammenha­ng stutzig macht: In der Gegend rund um Bazienstra­ße und Köchlinstr­aße seien schon mehrfach Katzen angeschoss­en worden. „Es scheint hier einen Katzenhass­er zu geben“, vermutet Dr. Zaltenbach­Hanßler. Das bestätigt auch die Lindauer Polizei auf Nachfrage der LZ. Die Anwohner sollten daher Obacht geben, rät die Tierärztin.

Wer Hinweise zu den Verletzung­en von Kater Tosun geben kann, soll sich bei der Polizei Lindau unter Telefon 08382 / 91 00 melden. Der Kater war am 31. Dezember zwischen 10 und 11 Uhr in der Reutiner Straße/Baziensied­lung Spielplatz unterwegs.

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FOTO: KARABAG Ein stattliche­r Kater: Tosun an einem seiner Lieblingsp­lätze auf der Terrasse. Dass er so qualvoll sterben musste, belastet die Familie Karabag.

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