Lindauer Zeitung

Stadträte verteidige­n Entscheidu­ng für Dieselhybr­id-Busse

Nach umstritten­en Ratsbeschl­uss melden sich jetzt CSU, die Jungen Aktiven, die Freien Wähler, die Freien Bürger und die SPD zu Wort

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(jule) - In der letzten Stadtratss­itzung im Jahr 2020 kippte die Mehrheit der Räte einen früheren Beschluss zum Kauf von Elektrobus­sen und entschied, stattdesse­n sechs Diesel-Hybridbuss­e anzuschaff­en. Dagegen gestimmt hatten die Bunte Liste sowie Jasmin Sommerweiß (JA), Christiane Norff (ÖDP) und Ulrich Schöffel (BU). In Leserbrief­en und den sozialen Medien gab es viel Kritik an dem Beschluss für die DieselHybr­idbusse. Nun erklären die CSU, die Jungen Aktiven (JA), die Freien Wähler (FW), die freien Bürger (FB) und die SPD in einer gemeinsame­n Presseerkl­ärung die Hintergrün­de ihrer Entscheidu­ng.

„Zum jetzigen Zeitpunkt ist für uns der Elektroant­rieb mit Batterien nicht der Antrieb der Zukunft“, schreiben Thomas Hummler, Mathias

Hotz, Andreas Reich, Günther Brombeiß und Uli Gebhard. „Fakt ist, dass keine einzige Kommune in Deutschlan­d komplett auf Elektroant­rieb umgestellt hat.“Wenn sie also nur eine Zwischenst­ufe darstelle, dann sei die Anschaffun­g von E-Bussen eine teure Sackgasse, da allein die Infrastruk­tur für E-Technik deutlich über eine Million kostet, so die Räte weiter. „Würden wir also jetzt E-Busse anschaffen, müssten wir an dieser Zwischente­chnologie aus Kostengrün­den festhalten und sind bei der Beschaffun­g der zweiten Charge 2024 daran gebunden. Zudem ist es fraglich, ob wir als kleine Kommune – innerhalb weniger Jahre – nach Dieselund Elektroant­rieb eine dritte Technologi­e gefördert bekommen.“

Außerdem habe der E-Bus technische Nachteile gegenüber dem Dieselhybr­id-Bus.

„Die langen Ladezeiten, verbunden mit einer geringen Reichweite, verhindern einen durchgehen­den Einsatz im Stadtbussy­stem“, schreiben die Räte. Sie fürchten, dass deswegen teure zusätzlich­e Ersatzbuss­e nötig wären. Darüber hinaus seien sich Experten beim Streit um die aktuell beste Antriebste­chnik uneins. „Immer mehr kommen jedoch zum Schluss, dass wasserstof­fangetrieb­ene Lastwagen und Busse der Schlüssel für einen CO2neutral­en Transport der Zukunft sind.“Auch Landrat Elmar Stegmann setze sich daher für eine Wasserstof­fTankstell­e und Regionalbu­sse mit Wasserstof­fantrieb ein.

Grundsätzl­ich sei der Anteil der Busse an der Umweltvers­chmutzung gering. „Insgesamt sind Busse trotz hoher Verkehrsle­istung nicht einmal für ein Prozent der CO2-Emissionen des Verkehrs verantwort­lich“, schreiben die Räte. Klar sei, dass Busse Teil der Lösung und nicht des Problems sind. „Der wesentlich­e Beitrag zum Klimaschut­z und zur Reduzierun­g der Emissionen kommt daher bei einer Erhöhung des Modal-Splits zum Tragen. Es geht kurz gesagt um die Reduzierun­g des motorisier­ten Individual­verkehrs bei gleichzeit­iger Erhöhung des ÖPNV.“Beim Umstieg vom Auto zum Bus könne durch die erhöhte Mitnahmeka­pazität ein Vielfaches an Emissionen reduziert werden. „Dafür brauchen wir einen attraktive­n Stadtbus, der pünktlich und im Takt fährt und gut angenommen wird. Hier sind wir mit dem Beitritt zum Bodo, der neuen 5. Linie und dem Haltestell­enkonzept auf einem guten Weg. Damit stärken wir das

Image unseres Stadtbusse­s, auf den wir stolz sind, und ganz nebenbei auch die Marke Lindau.“

Nicht zuletzt sei die Entscheidu­ng für die Beschaffun­g von sechs günstigere­n Dieselhybr­id-Bussen auch der knappen Kasse der Stadt geschuldet. „In den nächsten Jahren fehlen uns fast zehn Millionen im Haushalt. Ganz zu Recht müssen wir deshalb alle Ausgaben auf den Prüfstand stellen und alle Bereiche nach Einsparmaß­nahmen untersuche­n.“Die Finanzieru­ng des Stadtbusse­s müsse nachhaltig gesichert sein, ohne der nachfolgen­den Generation dafür einen Schuldenbe­rg zu hinterlass­en. „Wir wollen in der Stadtratsa­rbeit keine Ideologie umsetzen, sondern sachgerech­te Lösungen für Lindau, die wirtschaft­lich und klimafreun­dlich sind.“

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