Rückenwind für „Landshut“-Museum
Politiker aus Friedrichshafen gründen „Unabhängigen Unterstützerkreis“
- Wer die Debatte über das Projekt eines „Landshut-Museums“vor Ort in Friedrichshafen verfolgt hat, der kann bislang durchaus zum Schluss kommen, dass die geplante Ausstellung zur Geschichte des RAF-Terrors in Stadt und Region einhellig abgelehnt wird. Dass dieser Eindruck falsch ist, zeigt die Gründung eines Unterstützerkreises zur Förderung eines „Museums der deutschen Demokratie“, zu dem sich ehemalige Geiseln und Befreier der „Landshut“sowie Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft aus der Bodenseeregion und aus Baden-Württemberg zusammengetan haben. Die Initiative dazu ging von Landrat Lothar Wölfle (CDU) und dem Vorsitzenden der SPD-Kreistagsfraktion, Norbert Zeller, aus. Zu den rund 60 Erstunterzeichnern der dazugehörigen Erklärung gehören die Kreisvorsitzenden von CDU und SPD, Volker Mayer-Lay und Leon Hahn, sowie Polizeipräsident Uwe Stürmer und Hans-Jürgen Kirstein, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei.
Seit über drei Jahren schlummere die „Landshut“nun schon in Friedrichshafen. Jetzt sei in Berlin „endlich eine positive Entscheidung getroffen und mit der Bundeszentrale für politische Bildung ein starker Partner gewonnen worden“, schreiben Wölfle und Zeller in einer gemeinsamen Pressemitteilung, die am Dienstag veröffentlicht worden ist.
In der von den Erstunterzeichnern verfassten Erklärung wird die Entscheidung des Haushaltsausschusses des Bundestags vom 27. November 2020 begrüßt, wonach 15 Millionen Euro zur Umsetzung eines Ausstellungskonzepts
„wehrhafte Demokratie“in Friedrichshafen zur Verfügung stehen. Darin enthalten sind der Bau eines Museumsgebäudes, das museumspädagogische Konzept und die Betriebskosten für mindestens zehn Jahre. Die Federführung hat dabei die Bundeszentrale für politische Bildung. Kern der Ausstellung soll die ehemalige Lufthansa-Boeing „Landshut“sein, die 1977 von linken Terroristen entführt und in Mogadischu von der GSG 9 befreit worden war.
Der neue Unterstützer-Kreis will nach eigenen Angaben die Entwicklung des Ausstellungskonzepts aktiv und konstruktiv begleiten. „Das ist uns eine Herzenssache, und wir wollen dazu beitragen, dass die neue Einrichtung von Beginn an gut in der Bodenseeregion verankert und beheimatet ist“, heißt es in der Pressemitteilung.
Für die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner stehe die Befreiung der „Landshut“am 18. Oktober 1977 als
Neben Norbert Zeller und Lothar Wölfle gehören zum „Unabhängigen Unterstützerkreis für ein Museum der deutschen Demokratie“die CDU-Politiker Dominique Emerich, Volker Mayer-Lay, Ulrich Müller, Manuel Plösser, Georg Riedmann und August Schuler, die SPD-Politiker Luca Baumann, Rudolf Bindig, Jasmina Brancazio, Matthias Eckmann, Martin Gerster, Leon Hahn, Lara Herter, Werner Nuber, Martin Rivoir und Wolfgang Sigg, der Vorsitzende der Freien Wähler im Kreistag, Volker Frede, Tabea Kuhlmann (Vorsitzende des Jugendparlaments
Symbol „unserer wehrhaften Demokratie und einer freien Gesellschaft, die sich von Terror nicht unterkriegen lässt“. Auch heute gelte es, für Demokratie einzustehen und „Toleranz, Pluralität, individuelle Freiheit und Menschenrechte gegen jegliche Bedrohung durch Extremismus und Terror, gleich welcher Couleur, zu schützen und zu verteidigen“.
Man begrüße ausdrücklich, dass ein Demokratie-Museum – so laute aktuell der Arbeitstitel – in Friedrichshafen an die Entführung unschuldiger Menschen in der Lufthansa-Maschine „Landshut“und den Mord an Flugkapitän Jürgen Schumann erinnert. Zugleich solle auch die terroristische Herausforderung bis in die Gegenwart in den Blick gerückt werden.
Der Unterstützerkreis zeigt sich überzeugt, dass sich viele Menschen, vor allem Schülerinnen und Schüler, aktiv mit dem Terrorismus in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen in
Friedrichshafen), die ehemaligen „Landshut“-Geiseln Hannelore Brauchart, Beate Keller, Jutta Knauff, Gabriele von Lutzau, Diana Müll, Stephan Röhll, Birgitt Röhll, Dorothea Selters, Julia Sost und Jürgen Vietor, die ehemaligen GSG 9-Beamten Paul Ammon, Johann Peter Becker, Dieter Fox, Ulrich Ludwig, Aribert Martin und Klaus Starke, der Erste Landesbeamte des Bodenseekreises, Christoph Keckeisen, Polizeipräsident Uwe Stürmer, Hans-Jürgen Kirstein (Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei), der Chef des der Vergangenheit und der Gegenwart auseinandersetzen. „Demokratie ist kein Selbstläufer, sondern muss tagtäglich gerade von jungen Menschen positiv erfahren werden“, schreiben Wölfle und Zeller.
Beide Kommunalpolitiker sehen im jetzt entstehenden Museum eine große Chance für die viel besuchte Bodensee-Region im Dreiländereck: „Das neue Museum wird ein Magnet, Treffpunkt und Ort der konstruktiven Beschäftigung mit unserem Staat sein. Die ,Landshut’ ist bereits in Friedrichshafen. David Dornier, Mitinitiator des Projekts, hat zugesagt, ein Grundstück am Flughafenareal zur Verfügung zu stellen. Offizieller Projektstart des Bundes ist am 4. Januar 2021. Jetzt kann’s also losgehen“, so Wölfle und Zeller, die nach eigenen Angaben hoffen, dass „möglichst viele Menschen aus der Region und aus ganz Deutschland mit ihrer Unterschrift das einmalige Projekt stärken“.
Flughafens Friedrichshafen, ClausDieter Wehr, David Dornier, der Journalist, Historiker und „Landshut“-Aktivist Martin Rupps, der persönliche Referent von Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski, Peter Kiewitt, und als Privatmann Martin Buck, Präsident der Industrieund Handelskammer Bodensee-Oberschwaben. (mh)
Wer sich der Initiative anschließen oder sich über den Unterstützerkreis informieren möchte, kann dies tun unter