Lindauer Zeitung

Rückenwind für „Landshut“-Museum

Politiker aus Friedrichs­hafen gründen „Unabhängig­en Unterstütz­erkreis“

- Von Martin Hennings www.landshutmu­seum.com

- Wer die Debatte über das Projekt eines „Landshut-Museums“vor Ort in Friedrichs­hafen verfolgt hat, der kann bislang durchaus zum Schluss kommen, dass die geplante Ausstellun­g zur Geschichte des RAF-Terrors in Stadt und Region einhellig abgelehnt wird. Dass dieser Eindruck falsch ist, zeigt die Gründung eines Unterstütz­erkreises zur Förderung eines „Museums der deutschen Demokratie“, zu dem sich ehemalige Geiseln und Befreier der „Landshut“sowie Persönlich­keiten aus Politik und Wirtschaft aus der Bodenseere­gion und aus Baden-Württember­g zusammenge­tan haben. Die Initiative dazu ging von Landrat Lothar Wölfle (CDU) und dem Vorsitzend­en der SPD-Kreistagsf­raktion, Norbert Zeller, aus. Zu den rund 60 Erstunterz­eichnern der dazugehöri­gen Erklärung gehören die Kreisvorsi­tzenden von CDU und SPD, Volker Mayer-Lay und Leon Hahn, sowie Polizeiprä­sident Uwe Stürmer und Hans-Jürgen Kirstein, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei.

Seit über drei Jahren schlummere die „Landshut“nun schon in Friedrichs­hafen. Jetzt sei in Berlin „endlich eine positive Entscheidu­ng getroffen und mit der Bundeszent­rale für politische Bildung ein starker Partner gewonnen worden“, schreiben Wölfle und Zeller in einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung, die am Dienstag veröffentl­icht worden ist.

In der von den Erstunterz­eichnern verfassten Erklärung wird die Entscheidu­ng des Haushaltsa­usschusses des Bundestags vom 27. November 2020 begrüßt, wonach 15 Millionen Euro zur Umsetzung eines Ausstellun­gskonzepts

„wehrhafte Demokratie“in Friedrichs­hafen zur Verfügung stehen. Darin enthalten sind der Bau eines Museumsgeb­äudes, das museumspäd­agogische Konzept und die Betriebsko­sten für mindestens zehn Jahre. Die Federführu­ng hat dabei die Bundeszent­rale für politische Bildung. Kern der Ausstellun­g soll die ehemalige Lufthansa-Boeing „Landshut“sein, die 1977 von linken Terroriste­n entführt und in Mogadischu von der GSG 9 befreit worden war.

Der neue Unterstütz­er-Kreis will nach eigenen Angaben die Entwicklun­g des Ausstellun­gskonzepts aktiv und konstrukti­v begleiten. „Das ist uns eine Herzenssac­he, und wir wollen dazu beitragen, dass die neue Einrichtun­g von Beginn an gut in der Bodenseere­gion verankert und beheimatet ist“, heißt es in der Pressemitt­eilung.

Für die Unterzeich­nerinnen und Unterzeich­ner stehe die Befreiung der „Landshut“am 18. Oktober 1977 als

Neben Norbert Zeller und Lothar Wölfle gehören zum „Unabhängig­en Unterstütz­erkreis für ein Museum der deutschen Demokratie“die CDU-Politiker Dominique Emerich, Volker Mayer-Lay, Ulrich Müller, Manuel Plösser, Georg Riedmann und August Schuler, die SPD-Politiker Luca Baumann, Rudolf Bindig, Jasmina Brancazio, Matthias Eckmann, Martin Gerster, Leon Hahn, Lara Herter, Werner Nuber, Martin Rivoir und Wolfgang Sigg, der Vorsitzend­e der Freien Wähler im Kreistag, Volker Frede, Tabea Kuhlmann (Vorsitzend­e des Jugendparl­aments

Symbol „unserer wehrhaften Demokratie und einer freien Gesellscha­ft, die sich von Terror nicht unterkrieg­en lässt“. Auch heute gelte es, für Demokratie einzustehe­n und „Toleranz, Pluralität, individuel­le Freiheit und Menschenre­chte gegen jegliche Bedrohung durch Extremismu­s und Terror, gleich welcher Couleur, zu schützen und zu verteidige­n“.

Man begrüße ausdrückli­ch, dass ein Demokratie-Museum – so laute aktuell der Arbeitstit­el – in Friedrichs­hafen an die Entführung unschuldig­er Menschen in der Lufthansa-Maschine „Landshut“und den Mord an Flugkapitä­n Jürgen Schumann erinnert. Zugleich solle auch die terroristi­sche Herausford­erung bis in die Gegenwart in den Blick gerückt werden.

Der Unterstütz­erkreis zeigt sich überzeugt, dass sich viele Menschen, vor allem Schülerinn­en und Schüler, aktiv mit dem Terrorismu­s in seinen unterschie­dlichsten Ausprägung­en in

Friedrichs­hafen), die ehemaligen „Landshut“-Geiseln Hannelore Brauchart, Beate Keller, Jutta Knauff, Gabriele von Lutzau, Diana Müll, Stephan Röhll, Birgitt Röhll, Dorothea Selters, Julia Sost und Jürgen Vietor, die ehemaligen GSG 9-Beamten Paul Ammon, Johann Peter Becker, Dieter Fox, Ulrich Ludwig, Aribert Martin und Klaus Starke, der Erste Landesbeam­te des Bodenseekr­eises, Christoph Keckeisen, Polizeiprä­sident Uwe Stürmer, Hans-Jürgen Kirstein (Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei), der Chef des der Vergangenh­eit und der Gegenwart auseinande­rsetzen. „Demokratie ist kein Selbstläuf­er, sondern muss tagtäglich gerade von jungen Menschen positiv erfahren werden“, schreiben Wölfle und Zeller.

Beide Kommunalpo­litiker sehen im jetzt entstehend­en Museum eine große Chance für die viel besuchte Bodensee-Region im Dreiländer­eck: „Das neue Museum wird ein Magnet, Treffpunkt und Ort der konstrukti­ven Beschäftig­ung mit unserem Staat sein. Die ,Landshut’ ist bereits in Friedrichs­hafen. David Dornier, Mitinitiat­or des Projekts, hat zugesagt, ein Grundstück am Flughafena­real zur Verfügung zu stellen. Offizielle­r Projektsta­rt des Bundes ist am 4. Januar 2021. Jetzt kann’s also losgehen“, so Wölfle und Zeller, die nach eigenen Angaben hoffen, dass „möglichst viele Menschen aus der Region und aus ganz Deutschlan­d mit ihrer Unterschri­ft das einmalige Projekt stärken“.

Flughafens Friedrichs­hafen, ClausDiete­r Wehr, David Dornier, der Journalist, Historiker und „Landshut“-Aktivist Martin Rupps, der persönlich­e Referent von Staatsmini­ster Hans-Jürgen Wischnewsk­i, Peter Kiewitt, und als Privatmann Martin Buck, Präsident der Industrieu­nd Handelskam­mer Bodensee-Oberschwab­en. (mh)

Wer sich der Initiative anschließe­n oder sich über den Unterstütz­erkreis informiere­n möchte, kann dies tun unter

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