Walch wirbt für mehr Bürgerbeteiligung in Achberg
Der 45-jährige Jurist tritt zur Bürgermeisterwahl am 14. März an – Den Breitbandausbau sieht er als vordringlich an
- Schon seit Mai 2020 ist bekannt, dass Tobias Walch für das Bürgermeisteramt in Achberg kandidieren will. Jetzt hat er seine Bewerbung offiziell eingereicht – und zugleich sein Wahlprogramm vorgestellt. Er setzt dabei auf eine „Zukunftsvision 2030“und will diese gemeinsam mit den Bürgern erarbeiten.
Ein vielfältiges Vereinsleben, eine familienorientierte Kinderbetreuung auch in den Ferien und für Schulkinder, Angebote für Senioren – das zählt der 45-Jährige als Teil seiner Vision von „Achberg im Jahr 2030“auf. Aber er betont, dass ihm neben der eigentlichen Vision der Weg dorthin wichtig ist. Hier will er das Potenzial nutzen, dass er in der 1750-Einwohner-Gemeinde sieht: die Bürger selbst. Mit viel Transparenz wolle er arbeiten und viele Diskussionen führen. Für ihn ist es wichtig, die konkreten Anliegen der Bürger zu kennen und diese dann umzusetzen. Beispielhaft nennt er die Anliegen von Senioren: Es gelte zu klären, ob der Ausbau der Nachbarschaftshilfe wichtiger sei, der Aufbau eines Fahrdienstes oder Angebote für ein betreutes Wohnen.
In einem Punkt ist sich Walch sicher zu wissen, was die Achberger wollen: schnelles Internet. Längst nicht in allen Ortsteilen ist es verfügbar. „Das ist das Topthema“, ist er überzeugt. Die Gemeinde gehöre zwar dem Zweckverband des Landkreises an, kooperiere teilweise mit den Stadtwerken Lindau und habe bereits vereinzelt Leerrohre verlegt. Letztlich aber sieht Walch „viele lose Enden, die man zusammenschnüren muss“. Dabei will er Fördergelder des Landes und des Bundes nutzen. Die Gemeinde selbst sieht der 45Jährige gut aufgestellt: „Johannes Aschauer und der Gemeinderat haben gut gewirtschaftet“, sagt er mit Blick darauf, dass Achberg seit Jahren schuldenfrei ist und über Rücklagen in Millionenhöhe verfügt. Gleichwohl: „Corona wird sich auf die Finanzen der Kommunen auswirken.“
Für verschiedenartigen Wohnraum
will sich Walch einsetzen. Das Wachsen der Gemeinde um immer neue Wohngebiete könne nicht das alleinige Ziel sein. Bezahlbare Mietwohnungen könne die Kommune nicht selbst schaffen, wohl aber einen Anstoß dafür geben, dass Investoren sie bauen. Die Innenraumentwicklung ist ihm wichtig, beispielsweise „durch die Aktivierung alter Höfe“. Achberg habe zudem „gute, starke Firmen im Ort“, wie Walch sagt. Aber: „Sie brauchen Entwicklungsmöglichkeiten.“Die will er schaffen. Zugleich weiß er: „Jedes neue Baugebiet schmerzt die Landwirtschaft.“Achberg dürfe nicht „zu einer gesichtslosen Vorstadt werden, denn das wäre nicht Achberg.“
Das vor der Fertigstellung stehende Martin-Grisar-Haus hat Walch von seinem Haus aus täglich vor Augen. Er weiß um die Diskussionen im Ort angesichts der langen Bauzeit und der künftigen Nutzung. So sagt er auch: „Das Haus ist die Hülle. Die muss mit Leben gefüllt werden.“Auch hier will er gemeinsam mit den Bürgern Projekte starten, sich um die Fragen der Finanzierung kümmern. Bei unterschiedlichen Meinungen gelte es, miteinander respektvoll zu diskutieren. „Letztlich entscheidet der Gemeinderat“, weiß Walch.
Aktuell vergiften anonyme Schreiben, die sich primär gegen Noch-Bürgermeister Johannes Aschauer richten, das politische Klima im Ort. Für Walch ist das ein Unding: „Das ist für mich keine Form der Kommunikation. Da wird Transparenz, Gemeinsamkeit und Kommunikation eingefordert. Aber wie soll das anonym funktionieren?“
Er habe den Verfassern der Briefe Vertraulichkeit angeboten, „doch eine Kontaktaufnahme hat es nicht gegeben“. Vielmehr wurde im letzten anonymen Schreiben Ende Dezember ein weiterer Bürgermeisterkandidat angekündigt. Bislang ist Walch der einzige offizielle Bewerber. Aus seiner Sicht hätte ein Wahlkampf ohne Gegenkandidat „natürlich Charme“, letztlich aber „wäre es gut, wenn der Bürger eine Wahl hätte“. Mit Blick auf den Wahltag am 14. März sagt Walch aber auch: „Wenn es einen ernsthaften Bewerber gibt, dann muss er sich jetzt aus der Deckung begeben.“Zugleich hofft der 45-Jährige, dass es beim ersten Wahlgang eine Entscheidung gibt – auch um Zeit zu haben, seine bisherige Arbeit im Lindauer Landratsamt „ordentlich abzuschließen“. Hier ist er als kommissarischer Leiter des Gesundheitsamtes zu Corona-Zeiten besonders gefordert.
Als fachlicher Stellvertreter des Lindauer Landrates Elmar Stegmann ist Walch für 100 Mitarbeiter in der Behörde zuständig. Nach 18 Jahren aber stehe eine berufliche Veränderung an. Bewusst bewerbe er sich in einem kleinen Ort als Bürgermeister, „um nahe an den Menschen zu sein“. Denn genauso bewusst lebe er seit zwölf Jahren in Achberg und nicht in Lindau. Hier habe er sich unter anderem als Lektor in der Kirchengemeinde eingebracht. Hier sei er mit seinem Partner heimisch geworden. Deshalb sei ein mögliches Amt als Bürgermeister für ihn auch keine „Zwischenstation“, denn: „Ich bin kein Karrierist. Wenn ich mich einbringe, dann will ich Dinge zu Ende führen.“Dafür ist Walch auch bereit, seine berufliche Sicherheit aufzugeben. Auf seinen Status als bayerischer Staatsbeamter müsste er am 31. Mai verzichten, um am 1. Juni Nachfolger von Johannes Aschauer zu werden. Ein automatisches Zurück nach einer möglichen Abwahl gibt es für ihn nicht, wenn er als Bürgermeister ins baden-württembergische Achberg wechselt.