Auszeichnung für Memminger Architekt
(bhb) - Was ist angesagt in der Bauszene? Was Einfamilienhäuser anbelangt, gilt da unter Fachleuten die Aufnahme in den Kreis „Häuser des Jahres“durchaus als Maßstab in Sachen qualitätvolle, zeitgemäße Architektur. Ausgewählt von einer Fachjury in einem Wettbewerb präsentieren jedes Jahr das Deutsche Architekturmuseum Frankfurt in einer Ausstellung und der Münchner Callwey Verlag in einem Buch die 50 kreativsten, individuellsten und exklusivsten Eigenheime im deutschsprachigen Raum. Darunter ist für 2020 auch das „Rote Haus“des Memminger Architekten Alexander Nägele (SoHo Architektur) in Illerbeuren (Unterallgäu).
Besonders an dem Projekt ist nicht nur die auffällige Ausführung, sondern auch der Standort. Gebaut wurde das Haus für eine junge, fünfköpfige Familie nämlich neben einem alten Bauernhof mitten im gewachsenen Dorf – und nicht wie heute meist üblich in einem Neubaugebiet am Ortsrand. Ursprünglich wollten die Bauherren sogar den geerbten Hof sanieren. Ihre Vorstellungen von modernem Wohnen hätten dabei aber ihren finanziellen Rahmen gesprengt. Deshalb musste ein alter Lagerschuppen auf dem Anwesen einem Neubau weichen – und aus dem Bauernhaus wurde das Bed & Breakfast „d’kammer“, das die Bauherrin seither mit großem Erfolg betreibt.
Ochsenblutrot vom Sockel bis zum Dachfirst steht nun daneben das neue Holzhaus mit 170 Quadratmetern Wohnfläche, das 330 000 Euro gekostet hat. Die Farbgebung und das leicht trapezförmig verzogene Satteldach verleihen ihm etwas Objekthaftes, Puristisches – und puristisch könnte man auch manches im großzügigen Innenbereich nennen. Etwa die Massivholzwände, die nicht wie üblich mit Gipskarton verkleidet wurden, sondern fast überall roh belassen, so wie sie aus der Maschine gelaufen sind, mit kleinen Macken und Schrammen. „Diese prägen durch ihre robuste Erscheinung den Raumeindruck und stehen sinnbildlich für eine zeitgemäße Weiterentwicklung traditioneller Bauweisen“, lobte die Jury.