Lange leise in der Krise
Lange waren die Grünen erstaunlich leise. Mit Sicherheit ist es für eine Oppositionspartei in einer Ausnahmekrise schwer, Gehör zu finden. Aber für die Grünen war es schlicht auch bequemer, sich in der Corona-Pandemie bedeckt zu halten. Dabei geht es nicht nur um mögliche Koalitionen nach der nächsten Bundestagswahl. Es geht auch darum, die eigene Klientel in der Krise nicht zu verprellen. Bekanntlich gibt es Grünen-Wähler, die eher auf Globuli als auf Impfungen setzen.
Das, was die Grünen nun vorgelegt haben, klingt ein wenig wie die blühenden Landschaften, die Helmut Kohl einst versprochen hat. 500 Milliarden Euro sollen investiert werden, um das soziale Leben, den Sozialstaat und das Gesundheitswesen nach der Corona-Pandemie wieder richtig in Schwung zu bringen – finanziert auf Pump. Mit diesem Vorhaben grenzen sich die Grünen aber nicht nur deutlich von der Union ab, sie nehmen auch eine schwere Belastung für die Wähler der jungen Generation in Kauf. Denn denen könnte bei den Kosten für die Corona-Krise bereits jetzt himmelangst werden.
Eine der spannendsten Fragen wollen die Grünen erst zwischen Ostern und Pfingsten beantworten – jene nach der Spitzenkandidatur. Wohin es gehen darf, ist dagegen klar: Der Kurs geht aufs Kanzleramt, denn das habe das letzte Jahr mit seinen Umwälzungen doch wohl gezeigt, so Baerbock am Montag in Berlin: „Dass das Unvorstellbare möglich werden kann.“Derzeit bewegen die Grünen sich um die 20 Prozent.