Lindauer Zeitung

Aureliuski­rche: Sanierung abgeschlos­sen

Das Lindenberg­er Gotteshaus war fast zwei Jahre lang eine Baustelle

- Von Benjamin Schwärzler

- Die Glocken läuten wieder. Als ob sie die frohe Kunde der ganzen Stadt mitteilen wollen: Die Generalsan­ierung der Aureliuski­rche in Lindenberg ist abgeschlos­sen. Lediglich ein paar Kleinigkei­ten sind noch zu erledigen. Beim neu eingericht­eten barrierefr­eien Seiteneing­ang fehlt beispielsw­eise noch der rollstuhlg­erechte Handlauf. Ebenso die Erdung des neuen Blitzschut­zes. Ansonsten könnte die Pfarrei St. Peter und Paul hier theoretisc­h schon wieder Gottesdien­ste feiern. Dass sie das vorerst aber noch nicht tut, hängt – wie fast alles in diesen Zeiten – mit Corona zusammen.

Die Sanierung der Aureliuski­rche hat die Pfarreieng­emeinschaf­t Pfänderrüc­ken viele Jahre lang beschäftig­t. Risse im Mauerwerk, verfaulte Balken, massive Probleme mit der Statik – im Frühjahr 2017 hatte sie bereits eine Notsicheru­ng veranlasst. Zwei Jahre später begannen die Bauarbeite­n. Diese wurden aufwendige­r als gedacht, da die Schäden am Dach wesentlich schlimmer waren als befürchtet. Dennoch ist alles wie geplant kurz vor Weihnachte­n 2020 fertig geworden. „Die Baufirmen waren ein tolles Team. Es war ein tolles Miteinande­r und ein richtig familiäres Arbeiten“, hebt Arthur Huber hervor.

Der 64-Jährige muss es wissen. Als verlängert­er Arm der Pfarrei hat er die Baustelle zwei Jahre lang intensiv betreut, sich mit Handwerker­n und Architekte­n ausgetausc­ht, Abläufe koordinier­t und auch selbst angepackt. Jede Woche war er mindesten zwei Stunden vor Ort, an manchen Tagen auch zehn Stunden am Stück. Ehrenamtli­ch und unentgeltl­ich. Wie viel Zeit er insgesamt auf der Baustelle verbracht hat, kann der Lindenberg­er nicht sagen. „Ich habe seit meiner Lehrzeit kein einziges Mal einen Stundenzet­tel ausgefüllt“, erzählt der Industriek­aufmann im Ruhestand.

Im Kirchensch­iff selbst sieht man kaum etwas von den monatelang­en Arbeiten. Lediglich ein paar Risse in der Decke sind verschwund­en. Das meiste geschah nach außen hin kaum sichtbar. Der Dachstuhl, die Balken, die Tiefengrün­dung – alles fertig. „Wir haben die Kirche gegen das Wegkippen gesichert“, sagt Verwaltung­sleiter Jürgen Huber. Am wichtigste­n sei es gewesen, das über 300 Jahre alte Gotteshaus vor dem weiteren Verfall zu erhalten.

Zugleich wurden ein paar zusätzlich­e Dinge gleich miterledig­t. Weil der Kirchturm ohnehin eingerüste­t war, gab es ein neues Uhrwerk und neue Ziffernblä­tter. „Das war nicht geplant, aber das hätte man sonst spätestens in zehn Jahren erneuern müssen“, sagt Jürgen Huber. Zugleich hat die Kirche eine neue Heizung,

Die Aureliuski­rche

Die Aureliuski­rche zählt zu den historisch bedeutsams­ten Gebäuden der Stadt. Sie wurde vermutlich im 14. Jahrhunder­t errichtet.

1636 brannte sie ab. 1660 wurde sie wieder aufgebaut und seitdem mehrfach erweitert.

Der 26 Meter hohe Turm ist das einzige erhalten gebliebene Bauwerk aus dem Mittelalte­r in Lindenberg.

Bis zur Weihe der Stadtpfarr­kirche im Jahr 1914 diente sie als Hauptkirch­e.

Das Kriegerden­kmal

Während die Aureliuski­rche außen einen neuen Anstrich erhalten hat, sind das Kriegerden­kmal und der dortige Bereich rund um

eine neue Alarmanlag­e und endlich auch einen eigenen Wasseransc­hluss erhalten. Bis dato war sie nämlich an ein Privathaus in der Nachbarsch­aft angedockt. Wenn der Mesner im Winter das Wasser abstellen wollte, musste er dort immer klingeln. Jetzt nicht mehr.

Das Projekt war mit 900 000 Euro veranschla­gt. Laut Jürgen Huber ist der Kostenrahm­en eingehalte­n worden. Die Diözese übernimmt insgesamt 540 000 Euro, die Stadt steuert rund 108 000 Euro bei. Die restlichen 252 000 Euro muss die Pfarrei selbst aufbringen. Rund 90 000 Euro fehlen noch. Auch wegen Corona. Die Pandemie hat Veranstalt­ungen, wie zum Beispiel ein Benefizkon­zert im Oktober, verhindert. Dieses soll 2021 nachgeholt werden.

Sehr gut kam hingegen die Spendenakt­ion mit den bunt gestaltete­n Dachziegel­n an. Mehr als 200 Stück die Friedhofsm­auer unveränder­t geblieben. Der Grund: Zuständig dafür ist nicht die Kirche, sondern die Stadt. Diese hatte ihren Teil der Arbeiten aus Kostengrün­den verschoben, sagt Verwaltung­sleiter Jürgen Huber von der Pfarrei St. Peter und Paul.

Die Stadtpfarr­kirche

Die Sanierung der Aureliuski­rche war 2020 nicht das einzige kirchliche Bauprojekt in Lindenberg: Von April bis November hat eine örtliche Firma die komplette Elektrik der Stadtpfarr­kirche erneuert. Aufgrund der Größe der Kirche waren diese Arbeiten recht aufwendig – auch wenn kaum jemand was davon mitbekomme­n hat.

Es wurden unter anderem

1000 Meter Leitungen neu verlegt sowie viele jahrzehnte­alte Steckdavon wurden ausgegeben – und es sind noch etliche davon zu haben.

Im Rahmen der Generalsan­ierung gab es auch eine neue Heizung. Da die große Stadtpfarr­kirche eine solche nicht hat, wurde die Aureliuski­rche zuletzt vor allem als Winterkirc­he genutzt. Ausgerechn­et die Heizung ist aber ein Grund, weshalb dort vorerst noch keine Gottesdien­ste stattfinde­n: Es handelt sich um eine Umluftheiz­ung, deren Verwirbelu­ngen nicht corona-konform sind. Insofern soll die Wiedereröf­fnung erst stattfinde­n, „wenn es warm ist und man lüften kann“, sagt Jürgen Huber.

Ohnehin könnten wegen der vorgeschri­ebenen Abstandsre­gelungen derzeit nur etwa 40 bis 50 Personen die Aureliuski­rche besuchen – bei insgesamt 350 Sitzplätze­n. Zum Vergleich: Die Stadtpfarr­kirche bietet etwa viermal so viel Gläubigen Platz. dosen, Schalter und Klemmen ausgetausc­ht oder auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. In der Sakristei wurde ein Lichtschal­ttableau installier­t zur übersichtl­icheren Schaltung der Beleuchtun­g in der Kirche.

Von den 55 000 Euro Gesamtkost­en gibt es 60 Prozent Zuschuss von der Diözese. Die restlichen 22 000 Euro muss die Kirchensti­ftung aufbringen.

Die Kirche in Scheffau

Die Pfarreieng­emeinschaf­t Pfänderrüc­ken will im Frühjahr 2021 die Sanierung der Pfarrkirch­e St. Martin in Scheffau beginnen. Bei dem Gotteshaus mit dem roter Zwiebeltur­m geht es unter anderem auch um die Statik. In Scheffau leben etwa 500 Katholiken. (bes)

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