Lindauer Zeitung

„An der Logistik sollte es nicht scheitern“

Bayerns neuer Gesundheit­sminister Holetschek setzt auf verlässlic­he Impfstoffl­ieferungen

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- Bayerns neuer Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) geht seine neuen Aufgaben selbstbewu­sst an. Unter anderem das Fortbesteh­en von Kurorten und Heilbädern sind ihm ein Anliegen, sagt er im Interview mit Ralf Müller. Seinen Schwerpunk­t legt er aktuell aber auf die Organisati­on der Corona-Impfungen.

Herr Minister, als Sie im August als „Verstärkun­g“ins Gesundheit­sministeri­um berufen wurden, da war doch schon klar, dass Sie über kurz oder lang Minister würden, oder?

Nein – klar ist aber, dass Melanie Huml und ich im Gesundheit­sministeri­um als Team eng und vertrauens­voll zusammenge­arbeitet haben.

Der Ministerpr­äsident meinte, dass Frau Huml damals Verstärkun­g gebrauchen könne, weil das Ministeriu­m wegen Corona stark beanspruch­t sei. Sie aber müssen ohne Staatssekr­etär auskommen und Corona ist stärker als je zuvor. Wie erklärt sich das?

Ein wichtiger Punkt ist, dass wir jetzt eine schlagkräf­tige Waffe gegen die Corona-Pandemie haben: Impfstoff. Und die Impfungen haben wir in Bayern gut vorbereite­t. Mittlerwei­le konnten bei uns bereits rund 140 000 Menschen geimpft werden.

Der Ministerpr­äsident hat Sie als „Macher und Entscheide­r“empfohlen. Söder hat Ihnen außerdem die Dienstbesc­hreibung mit auf den Weg gegeben, es gehe in Ihrem Ressort „um Leben und Tod“. Wie sehr fühlen Sie sich unter Druck gesetzt?

Es ist die Corona-Pandemie selbst, die uns „unter Druck“setzt. Wir müssen die Infektions­zahlen möglichst schnell eindämmen, um möglichst viele Todesfälle zu verhindern. Und genau daran arbeiten wir – sogar unter Hochdruck.

Wenn es mit dem Tempo der Impfungen so weiter geht wie bisher, wie viele Jahre dauert es dann, bis zwei Drittel der bayerische­n Bevölkerun­g immunisier­t sind? Wir sind auf knapp zwei Jahre gekommen (100 000 pro Woche für 8,7 Millionen Einwohner).

Die Anzahl der durchführb­aren Impfungen ist insbesonde­re abhängig von der Menge des verfügbare­n Impfstoffs. Aktuell liegt der Schwerpunk­t der Impfungen auf Alten- und Pflegeheim­en durch Mobile Impfteams sowie auf dem Personal von

Kliniken und Uniklinike­n. Sobald die Impfungen in den Impfzentre­n beginnen, wird die Anzahl der Impfungen voraussich­tlich deutlich steigen.

Haben Sie sich ein Datum gesetzt, bis wann diese Durchimpfu­ng vollzogen sein soll? Wann können die 99 bayerische­n Impfzentre­n mit voller Kapazität arbeiten? Die Freien Wähler erwarten Vollzug im „Sommer“.

Das hängt vor allem von der Menge des verfügbare­n Impfstoffs ab. Vergangene Woche haben wir rund 112 000 neue Impfdosen bekommen, insgesamt wurden seit Ende Dezember rund 320 000 Impfdosen geliefert. Künftig soll jede Woche Impfstoff geliefert werden. Zudem gibt es inzwischen zwei zugelassen­e Impfstoffe – und ich hoffe, dass noch weitere hinzukomme­n. Kurz: Die Antwort auf Ihre Frage hängt von vielen Faktoren ab, auf die wir keinen oder nur bedingt Einfluss haben und die daher nicht seriös prognostiz­iert werden können. Die Impfzentre­n jedenfalls sind einsatzber­eit. An der Logistik sollte es nicht scheitern.

Ist die lizensiert­e Impfstoffp­roduktion in Bayern bisher nur so eine Idee oder gibt es dafür Konkretere­s?

Bayern ist einer der wichtigste­n Pharmastan­dorte in Deutschlan­d. Deswegen liegt es auf der Hand, dass wir Unterstütz­ung bei der Suche nach weiteren Produktion­sstandorte­n anbieten. Dazu stehen wir mit dem Hersteller Biontech im Austausch.

Der Schwarze Peter für den verzögerte­n Impfstart wird zwischen Sie sind stark im touristisc­hen Bereich engagiert. Wie gut werden Bayerns Heilbäder künftig vom Gesundheit­sminister bedient werden?

Ja, Bayerns Kurorte und Heilbäder sind mir persönlich ein großes Anliegen. Denn Bayern ist Bäder- und Reha-Standort Nummer eins in Deutschlan­d. Das ist ein wichtiger Faktor für unseren Gesundheit­ssektor im Freistaat und auch ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor mit Zehntausen­den Arbeitsplä­tzen. Angesichts der hohen Zahl an Patienten mit schwerem Corona-Krankheits­verlauf werden künftig vermehrt die Reha-Kliniken im Anschluss an den akutstatio­nären Krankenhau­saufenthal­t benötigt und leisten so einen wichtigen Beitrag für den Therapieun­d Genesungsp­rozess. Vorrang hat derzeit aber natürlich der Kampf gegen die Pandemie.

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FOTO: SVEN HOPPE Der ehemalige Staatssekr­etär Klaus Holetschek ist nun der Gesundheit­sminister von Bayern.

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