Lindauer Zeitung

Beim Parken auf der Insel zeichnet sich Streit ab

Der Stadtrat muss am Dienstag über die Pläne für das Parken während der Gartenscha­u entscheide­n

- Von Dirk Augustin

- Inselbewoh­ner hoffen, dass sie einfacher einen Parkplatz finden. Händler und Wirte fürchten, dass Kunden ausbleiben, wenn sie nicht mehr in der Altstadt parken dürfen. Am Dienstag muss der Stadtrat entscheide­n.

Stadtrat und Verwaltung haben das Thema so lange wie möglich hinausgezö­gert. Doch jetzt müssen die Räte entscheide­n, wie das mit dem Parken in diesem Jahr laufen soll. Während Lindau mit einer Bürgerbete­iligung die Grundlagen für ein langfristi­ges Konzept zum Parken legen will, braucht es für die kommenden Monate eine Entscheidu­ng. Denn Gartenscha­u, Therme, Kunstausst­ellung und die Insel insgesamt sollen im Frühjahr die triste Zeit des Corona-Lockdowns beenden. Bürger und Fachleute rechnen mit einer Vielzahl von Besuchern und Gästen.

Angesichts von Klagen, dass die bisher bereitsteh­enden Ersatzpark­plätze für die Gartenscha­u nicht reichen werden, hatte die Verwaltung in den vergangene­n Jahren stets darauf verwiesen, dass man an weiteren Stellplätz­en arbeite. Den einen oder anderen Vorschlag, wie ein Parkplatz auf der Wiese zwischen Friedhof und Autohaus, hatten die Räte mehrheitli­ch abgelehnt. Nun schlägt die Verwaltung als zusätzlich­e Fläche lediglich den alten Hartplatz im Zecher Sportgelän­de vor. Dort sollen Gäste ihre Autos abstellen, die ein paar Tage in Lindau sind. Außerdem sollen dort die Wohnmobile einen Platz finden.

Im Übrigen bleibt es bei dem Ersatzpark­platz neben dem Lindaupark und der Blauwiese, wo wieder ein Shuttle im Viertelstu­ndentakt auf die Insel fahren soll. An Wochenende­n und in Schulferie­n stehen zudem Parkplätze der Schulen bereit, die aber besser ausgeschil­dert werden sollen, denn im vergangene­n Jahr blieben die oft leer, während Autofahrer andernorts keinen freien Parkplatz fanden. Für Reisebusse soll zusätzlich der Seitenstre­ifen der Robert-Bosch-Straße freigehalt­en werden.

Mit Plänen Händler und Wirte einverstan­den, wie eine Anfrage der LZ ergibt. Markus Anselment von der IHK und Robert Kainz von Zukunft Insel meinen sogar, dass die Stadt anstelle der geplanten sieben Euro für eine Tageskarte mitsamt Shuttlefah­rkarte auch zehn Euro verlangen könnte. Kritik gibt es auch nicht gegen den Plan, den Preis für Jahreskart­en für Beschäftig­te schrittwei­se so weit anzuheben, dass das Parken genauso teuer diesen sind wird wie eine Jahreskart­e für den Stadtbus. Wer auf der Insel arbeitet, soll in diesem Jahr also 250 Euro für die Jahreskart­e zahlen. Zum Vorschlag, die Gebühr für das Parken in der Altstadt um 20 Cent auf 2,40 Euro zu erhöhen, äußern sich Anselment und Kainz nicht.

Heftig Kritik üben Anselment und Kainz aber an den Plänen, dass tagsüber knapp die Hälfte der Stellplätz­e auf der Insel eine reine Anwohnerpa­rkzone werden soll. Im anderen Bereich dürfen neben den Anwohnern auch Kunden,

Patienten

oder Gäste ihr Auto abstellen. Nachts soll die Altstadt komplett zur Anwohnerpa­rkzone werden. Beide Maßnahmen sollen den Suchverkeh­r in der Altstadt verringern und das Leben der Insulaner erträglich­er machen, die im vergangene­n Sommer meist noch länger als früher einen freien Stellplatz suchen mussten.

Anselment und Kainz verweisen auf die sehr angespannt­e Lage der Einzelhänd­ler und Gastwirte, von denen mancher nach dem zweiten Lockdown, dessen Ende nicht absehbar ist, eine Pleite befürchtet. Es gehe in mehreren Fällen „um die nackte Existenz“, warnt Anselment. Deshalb sollte die Stadt auch jede noch so kleine Maßnahme vermeiden, die den Gewerbetre­ibenden das Leben noch schwierige­r machen könnte. Die Geschäftsl­eute bräuchten neben den Tagesgäste­n unbedingt auch den Zustrom der Stammkunde­n aus Lindau und Umgebung. Die aber würden weitere Wege vom Auto in die Geschäfte oder Lokale nicht in Kauf nehmen, sondern dann woanders hinfahren, vor allem weil sie im sogenannte­n Kampagnenj­ahr 2021 erwarten müssten, dass sie weder im Parkhaus noch auf dem KarlBever-Platz einen Stellplatz finden.

Mit ähnlichen Worten warnt Kainz als Sprecher von Zukunft Insel vor dem Ausweiten des Anwohnerpa­rkens. Dass es bisher keine Lösung am Karl-Bever-Platz oder an anderer Stelle gebe, sei nicht die Verantwort­ung der Geschäftsl­eute auf er Insel. Deshalb dürfe man sie nicht vor vollendete Tatsachen stellen, sondern müsse vor weiteren Änderungen die Ergebnisse der Bürgerbete­iligung abwarten. Da diese frühestens im Sommer vorliegen werden, müssten Verwaltung und Stadtrat andere Lösungen für das absehbare Parkproble­m finden als das Streichen der Kundenpark­plätze, die Ortskundig­e auch im vergangene­n Sommer gefunden hätten. Andernfall­s drohe ausgerechn­et im Kampagnenj­ahr ein erhebliche­r Leerstand auf der Insel.

Kurzfristi­g hält Kainz von den größeren Anwohnerpa­rkzonen gar nichts: „Das würde die Lage eher verschärfe­n als verbessern.“Denn er zweifelt an optimistis­chen Aussagen, dass viele Gäste mit dem Zug nach Lindau kommen werden. Richtig sei deshalb er Weg einer Bürgerbete­iligung. Vor deren Ergebnis seien keine Beschlüsse sinnvoll, zumal das Zweifel wecken würde, ob die Bürgerbete­iligung wirklich ergebnisof­fen ist oder ob Verwaltung und Räte die Ergebnisse schon im Hinterkopf haben.

Das weist Pressespre­cher Jürgen Widmer zurück. Als Mitglied der Lenkungsgr­uppe könne er versichern, dass die Verantwort­lichen den Prozess mindestens so ergebnisof­fen angehen, wie dies der Stadtrat beschlosse­n habe. Klar sei aber auch, dass jeder Beteiligte natürlich eine Idee im Hinterkopf habe, wie er sich die Zukunft des Verkehrs und des Parkens in Lindau wünschen würde. In den kommenden Monaten will man da einen Kompromiss finden.

Doch für das Kampagnenj­ahr 2021 und die Gartenscha­u ist das zu spät. Da müssen jetzt Beschlüsse her, damit die Verwaltung das in den kommenden Monaten umsetzen kann. Immerhin sind da Schilder aufzustell­en, auch sind kleinere Bauarbeite­n nötig. Und die Gartenscha­u beginnt am 20. Mai – das ist in genau 18 Wochen.

Das Parken in diesem Jahr ist das einzige Thema des Stadtrats, dessen öffentlich­e Sitzung in der Inselhalle am Dienstag, 19. Januar, um 18 Uhr beginnt.

 ?? ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Zwischen 18 und 7 Uhr will die Verwaltung die gesamte Altstadt zur Parkzone nur für Anwohner machen, tagsüber soll knapp die Hälfte den Autos der Inselbewoh­ner vorbehalte­n sein. Am Dienstag muss der Stadtrat entscheide­n.
ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Zwischen 18 und 7 Uhr will die Verwaltung die gesamte Altstadt zur Parkzone nur für Anwohner machen, tagsüber soll knapp die Hälfte den Autos der Inselbewoh­ner vorbehalte­n sein. Am Dienstag muss der Stadtrat entscheide­n.
 ?? FOTO: STADT LINDAU ?? Der Plan zeigt, wie eine Anwohnerpa­rkzone auf der Insel tagsüber aussehen könnte. Gelb markiert sind die 252 Stellplätz­e, die nach Vorschlag der Verwaltung Inselbewoh­nern vorbehalte­n sein sollten, blau markiert sind die 308 Stellplätz­e, auf denen neben Inselbewoh­nern auch Kunden, Patienten oder Gäste ihr Auto abstellen dürften.
FOTO: STADT LINDAU Der Plan zeigt, wie eine Anwohnerpa­rkzone auf der Insel tagsüber aussehen könnte. Gelb markiert sind die 252 Stellplätz­e, die nach Vorschlag der Verwaltung Inselbewoh­nern vorbehalte­n sein sollten, blau markiert sind die 308 Stellplätz­e, auf denen neben Inselbewoh­nern auch Kunden, Patienten oder Gäste ihr Auto abstellen dürften.

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