Beim Parken auf der Insel zeichnet sich Streit ab
Der Stadtrat muss am Dienstag über die Pläne für das Parken während der Gartenschau entscheiden
- Inselbewohner hoffen, dass sie einfacher einen Parkplatz finden. Händler und Wirte fürchten, dass Kunden ausbleiben, wenn sie nicht mehr in der Altstadt parken dürfen. Am Dienstag muss der Stadtrat entscheiden.
Stadtrat und Verwaltung haben das Thema so lange wie möglich hinausgezögert. Doch jetzt müssen die Räte entscheiden, wie das mit dem Parken in diesem Jahr laufen soll. Während Lindau mit einer Bürgerbeteiligung die Grundlagen für ein langfristiges Konzept zum Parken legen will, braucht es für die kommenden Monate eine Entscheidung. Denn Gartenschau, Therme, Kunstausstellung und die Insel insgesamt sollen im Frühjahr die triste Zeit des Corona-Lockdowns beenden. Bürger und Fachleute rechnen mit einer Vielzahl von Besuchern und Gästen.
Angesichts von Klagen, dass die bisher bereitstehenden Ersatzparkplätze für die Gartenschau nicht reichen werden, hatte die Verwaltung in den vergangenen Jahren stets darauf verwiesen, dass man an weiteren Stellplätzen arbeite. Den einen oder anderen Vorschlag, wie ein Parkplatz auf der Wiese zwischen Friedhof und Autohaus, hatten die Räte mehrheitlich abgelehnt. Nun schlägt die Verwaltung als zusätzliche Fläche lediglich den alten Hartplatz im Zecher Sportgelände vor. Dort sollen Gäste ihre Autos abstellen, die ein paar Tage in Lindau sind. Außerdem sollen dort die Wohnmobile einen Platz finden.
Im Übrigen bleibt es bei dem Ersatzparkplatz neben dem Lindaupark und der Blauwiese, wo wieder ein Shuttle im Viertelstundentakt auf die Insel fahren soll. An Wochenenden und in Schulferien stehen zudem Parkplätze der Schulen bereit, die aber besser ausgeschildert werden sollen, denn im vergangenen Jahr blieben die oft leer, während Autofahrer andernorts keinen freien Parkplatz fanden. Für Reisebusse soll zusätzlich der Seitenstreifen der Robert-Bosch-Straße freigehalten werden.
Mit Plänen Händler und Wirte einverstanden, wie eine Anfrage der LZ ergibt. Markus Anselment von der IHK und Robert Kainz von Zukunft Insel meinen sogar, dass die Stadt anstelle der geplanten sieben Euro für eine Tageskarte mitsamt Shuttlefahrkarte auch zehn Euro verlangen könnte. Kritik gibt es auch nicht gegen den Plan, den Preis für Jahreskarten für Beschäftigte schrittweise so weit anzuheben, dass das Parken genauso teuer diesen sind wird wie eine Jahreskarte für den Stadtbus. Wer auf der Insel arbeitet, soll in diesem Jahr also 250 Euro für die Jahreskarte zahlen. Zum Vorschlag, die Gebühr für das Parken in der Altstadt um 20 Cent auf 2,40 Euro zu erhöhen, äußern sich Anselment und Kainz nicht.
Heftig Kritik üben Anselment und Kainz aber an den Plänen, dass tagsüber knapp die Hälfte der Stellplätze auf der Insel eine reine Anwohnerparkzone werden soll. Im anderen Bereich dürfen neben den Anwohnern auch Kunden,
Patienten
oder Gäste ihr Auto abstellen. Nachts soll die Altstadt komplett zur Anwohnerparkzone werden. Beide Maßnahmen sollen den Suchverkehr in der Altstadt verringern und das Leben der Insulaner erträglicher machen, die im vergangenen Sommer meist noch länger als früher einen freien Stellplatz suchen mussten.
Anselment und Kainz verweisen auf die sehr angespannte Lage der Einzelhändler und Gastwirte, von denen mancher nach dem zweiten Lockdown, dessen Ende nicht absehbar ist, eine Pleite befürchtet. Es gehe in mehreren Fällen „um die nackte Existenz“, warnt Anselment. Deshalb sollte die Stadt auch jede noch so kleine Maßnahme vermeiden, die den Gewerbetreibenden das Leben noch schwieriger machen könnte. Die Geschäftsleute bräuchten neben den Tagesgästen unbedingt auch den Zustrom der Stammkunden aus Lindau und Umgebung. Die aber würden weitere Wege vom Auto in die Geschäfte oder Lokale nicht in Kauf nehmen, sondern dann woanders hinfahren, vor allem weil sie im sogenannten Kampagnenjahr 2021 erwarten müssten, dass sie weder im Parkhaus noch auf dem KarlBever-Platz einen Stellplatz finden.
Mit ähnlichen Worten warnt Kainz als Sprecher von Zukunft Insel vor dem Ausweiten des Anwohnerparkens. Dass es bisher keine Lösung am Karl-Bever-Platz oder an anderer Stelle gebe, sei nicht die Verantwortung der Geschäftsleute auf er Insel. Deshalb dürfe man sie nicht vor vollendete Tatsachen stellen, sondern müsse vor weiteren Änderungen die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung abwarten. Da diese frühestens im Sommer vorliegen werden, müssten Verwaltung und Stadtrat andere Lösungen für das absehbare Parkproblem finden als das Streichen der Kundenparkplätze, die Ortskundige auch im vergangenen Sommer gefunden hätten. Andernfalls drohe ausgerechnet im Kampagnenjahr ein erheblicher Leerstand auf der Insel.
Kurzfristig hält Kainz von den größeren Anwohnerparkzonen gar nichts: „Das würde die Lage eher verschärfen als verbessern.“Denn er zweifelt an optimistischen Aussagen, dass viele Gäste mit dem Zug nach Lindau kommen werden. Richtig sei deshalb er Weg einer Bürgerbeteiligung. Vor deren Ergebnis seien keine Beschlüsse sinnvoll, zumal das Zweifel wecken würde, ob die Bürgerbeteiligung wirklich ergebnisoffen ist oder ob Verwaltung und Räte die Ergebnisse schon im Hinterkopf haben.
Das weist Pressesprecher Jürgen Widmer zurück. Als Mitglied der Lenkungsgruppe könne er versichern, dass die Verantwortlichen den Prozess mindestens so ergebnisoffen angehen, wie dies der Stadtrat beschlossen habe. Klar sei aber auch, dass jeder Beteiligte natürlich eine Idee im Hinterkopf habe, wie er sich die Zukunft des Verkehrs und des Parkens in Lindau wünschen würde. In den kommenden Monaten will man da einen Kompromiss finden.
Doch für das Kampagnenjahr 2021 und die Gartenschau ist das zu spät. Da müssen jetzt Beschlüsse her, damit die Verwaltung das in den kommenden Monaten umsetzen kann. Immerhin sind da Schilder aufzustellen, auch sind kleinere Bauarbeiten nötig. Und die Gartenschau beginnt am 20. Mai – das ist in genau 18 Wochen.
Das Parken in diesem Jahr ist das einzige Thema des Stadtrats, dessen öffentliche Sitzung in der Inselhalle am Dienstag, 19. Januar, um 18 Uhr beginnt.