Lindauer Zeitung

Bunte wollen weitere Verbesseru­ngen für Stadtbus

Nach dem Kauf neuer Dieselbuss­e drängt BL auf längere Betriebsze­iten und räumliche Ausdehnung

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(dik) - Den Bunten gefällt der Kauf neuer Dieselbuss­e nicht. Aber die Entscheidu­ng der Ratsmehrhe­it steht. Deshalb fordern die Bunten jetzt Maßnahmen, damit der Bus für mehr Menschen attraktiv wird.

BL-Stadtrat Daniel Obermayr kritisiert in einer Pressemitt­eilung erneut den beschlosse­nen Kauf von Dieselbuss­en für den Stadtbus als „Dieselgate“. Experten hätten zu einer Flotte mit Bussen geraten, die mit herkömmlic­hen Batterien und per Wasserstof­f angetriebe­n werden. Von Dieselantr­ieb hätten die Fachleute der Stadt dagegen abgeraten. „Um dauerhafte Entscheidu­ngen zu treffen, ist es keine gute Idee, sich die Tatsachen zurechtzub­iegen oder nicht zur Meinung passende Fakten auszublend­en“, urteilt Obermayr.

Angesichts der Mehrheitsv­erhältniss­e können die Bunten an dem Beschluss aber nichts mehr ändern. Deshalb äußert er Freude über die angekündig­te Bereitscha­ft von CSU, SPD, FW, FB und JA, „den Verkehrsan­teil des Stadtbusse­s zu Lasten des Autos zu erhöhen“. Bereits in der nächsten Stadtratss­itzung könnten sie zeigen, wie ernst es ihnen damit sei.

Obermayr fordert einen besseren Stadtbus: „Er muss gegenüber dem

Auto schneller werden, und wir brauchen viel mehr Kunden mit Abo. Betriebsze­iten und räumliche Abdeckung müssen erweitert werden. Und es braucht neue Wege zur Finanzieru­ng. Wir freuen uns über viele Vorschläge!“

Obermayr wirft den Fraktionen zudem vor, sie hätten in ihrer jüngsten Mitteilung falsche Tatsachenb­ehauptunge­n verbreitet. Denn im Gegensatz zur Behauptung der Lindauer Mehrheitsf­raktionen seien sich Fachleute einig, dass eine Busflotte je nach Reichweite Batterien oder Wasserstof­f als Energiespe­icher verwenden sollten, aber keinen fossile Brennstoff. Richtig sei zudem, dass die Hamburger Hochbahn seit dem vergangene­n Jahr nur noch emissionsf­reie Fahrzeuge bestellt, sodass deren Flotte spätestens im Jahr 2030 komplett emissionsf­rei sei.

Falsch sei zudem der genannte Betrag, denn die Ladeinfras­truktur für sechs Busse wäre laut Obermayr günstiger als eine Million Euro, wie aus der Machbarkei­tsstudie der

Stadtwerke hervorgehe. Falsch sei auch die Behauptung, dass sich Lindau mit dem Kauf von E-Bussen festgelegt hätte und damit künftig Wasserstof­f ausgeschlo­ssen wäre. Und Fördergeld gebe es unabhängig vom bestehende­n Fuhrpark. Falsch sei auch die Berechnung des Anteils der Stadtbusse an den CO2-Emissionen im Lindauer Verkehr: Laut Stadtratsv­orlage aus dem Februar sind die Busse für 1300 Tonnen CO2 verantwort­lich, das sind 3,2 Prozent der

40 400 Tonnen, die der

Verkehr in Lindau insgesamt ausstößt.

Die von CSU, SPD, FW, FB und JA genannte angebliche Ausfallquo­te der E-Busse beruhe auf einer fünf Jahre alten Studie und sei damit überholt, teilt Obermayr mit. Er verweist stattdesse­n auf eine aktuelle Studie im Auftrag des Bundesverk­ehrsminist­eriums, die zum Ergebnis kommt, dass der E-Antrieb bei Bussen nicht anfälliger ist als herkömmlic­he Antriebsfo­rmen wie Diesel.

Obermayr räumt ein, dass die langen Ladezeiten den Dauerbetri­eb der E-Busse erschweren. Das lasse sich aber über ein entspreche­ndes Fahrkonzep­t bei der Einführung regeln. Er wirft der Ratsmehrhe­it vor, sie gebe ein vages Verspreche­n, irgendwann mit Wasserstof­fantrieb emmissions­frei zu werden, und bezahle das mit zehn Jahren, in denen die neuen Busse ein Kilogramm Kohlendiox­id pro gefahrenem Kilometer freisetzen.

Obermayr zweifelt, wenn die fünf Fraktionen die Kosten als Grund für die Entscheidu­ng zum Kauf der Dieselbuss­e angeben. Denn dann gelte das für alle Ausgaben der Stadt, die auf den Prüfstand müssten. Obermayr: „Bisher seid ihr damit nicht so aufgefalle­n.“

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ARCHIVFOTO: BÜT Andernorts fahren schon seit einigen Jahren Busse mit Elektroant­rieb. Dass Lindau weiter voll auf Diesel setzt, sorgt weiter für Streit.

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