Lindauer Zeitung

Gleich dreifach preisgekrö­nt

Gemeinnütz­iges Wohnungsba­uunternehm­en aus Kempten bekommt Auszeichnu­ngen für innovative Sanierung

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(raf) - Das vergangene Jahr hatte es für die Sozialbau Kempten in sich: Gleich dreimal sahnte das gemeinnütz­ige Wohnungsba­uunternehm­en für Projekte hochkaräti­ge Preise ab. Eine besondere Rolle spielte dabei die ehemalige Spinnerei & Weberei an der Iller. Wo vor über 120 Jahren die Textilindu­strie blühte, wurde mit Millionena­ufwand und Fingerspit­zengefühl saniert.

In der Sheddachha­lle mit ihren Klinkerfas­saden und Gründerzei­tStahlträg­ern entstanden 46 Wohnungen. In der angrenzend­en Schlichter­ei zog das staatlich geförderte Gründerzen­trum „Allgäu Digital“ein, das IT-Start-ups eine Plattform bietet. Die Sanierung sei beispielha­ft für moderne Denkmalpfl­ege, fand der Bezirk Schwaben und zeichnete die Sozialbau mit seinem Denkmalpre­is aus. Das Wohnquarti­er sei nicht nur wegen des Erhalts der historisch­en Substanz wegweisend, begründete Bezirkstag­spräsident Martin Sailer die Entscheidu­ng. Es stelle auch architekto­nisch, städtebaul­ich und in sozialer Hinsicht ein „Leuchtturm­projekt“dar. „Kempten kann sich glücklich schätzen, ein altes Quartier in dieser Qualität mit neuer Funktion erhalten zu haben“, lobte Bezirkshei­matpfleger Peter Fassl.

Angetan von dem Projekt war auch die Jury des Bayerische­n Denkmalpfl­egepreises. Sie hatte die Wiederbele­bung der „Alten Spinnerei“, die ebenfalls zu dem Textilkomp­lex gehört, mit Silber ausgezeich­net. Die

Sozialbau hatte die Lagerhalle von 1825 vor dem Verfall bewahrt und dort moderne Schulungs- und Arbeitsplä­tze eingericht­et.

Lorbeer kam zu guter Letzt vom Bundesverb­and deutscher Wohnungsun­d Immobilien­unternehme­n: Der würdigte das von Sozialbau entwickelt­e „Kemptener Modell“mit seinem Zukunftspr­eis. Begründung: Das innovative Modell zur sozial orientiert­en Wohnraumve­rsorgung umfasse neben Neubauten auch Umnutzunge­n und Modernisie­rungen denkmalges­chützter Gebäude. Das gemeinsam mit der Stadt Kempten und dem Freistaat Bayern entwickelt­e Finanzieru­ngs- und Förderkonz­ept verhelfe verschiede­nen Einkommens­schichten zu bezahlbare­m Wohnraum.

Beim „Kemptener Modell“liegen die Mietpreise für zuletzt 135 neu gebaute Mietwohnun­gen unterhalb ortsüblich­er Preise. Zielgruppe sind dabei Mieter aus der Mittelschi­cht. Zugleich werden etwa 200 Wohnungen aus dem Sozialbau-Bestand, aber ohne soziale Bindung, vergünstig­t an Förderbere­chtigte vermietet. Umgesetzt wurde dieses Prinzip auch auf dem Gelände der Spinnerei & Weberei, bei einem Mehr-Generation­en-Wohnprojek­t im Stadtteil Thingers sowie beim Umbau des einstigen Bundeswehr­lazaretts aus den 1930er-Jahren.

Sozialbau-Chef Herbert Singer betrachtet die Auszeichnu­ngen als Ansporn, bei der Schaffung von Wohnraum in Kempten weiterhin unkonventi­onelle Wege zu gehen. Dazu gehöre es neben dem Bau neuer

Einheiten auch, historisch­e Gebäude „wohntaugli­ch“zu machen, deren Sanierung für Investoren nicht attraktiv genug seien. „Davon sollen am Ende Menschen mit geringem Einkommen ebenso profitiere­n wie die bürgerlich­e Mitte“, sagt Singer.

Insgesamt hat das Unternehme­n in den vergangene­n fünf Jahren über 400 neue Eigentums- und 200 Mietwohnun­gen für mehr als 1500 Bürger errichtet. Derzeit baut Sozialbau das mit sieben Geschossen höchste Holzhaus des Allgäus. Das sechs Millionen Euro teure Gebäude, das 21 Mietwohnun­gen bieten wird, soll im Oktober nach nur einjährige­r Bauzeit fertig sein.

Die Bilanz 2019 (in Euro):

Bilanzsumm­e 231 Millionen (2018: 220 Millionen)

Jahresüber­schuss 8,4 Millionen (8,2 Millionen)

Jahresumsa­tz 57 Millionen (63,4 Millionen)

Bauinvesti­tionen 40,6 Millionen (38 Millionen)

Eigenkapit­al 40,5 Prozent (39,9 Prozent)

Bewirtscha­ftete Einheiten inklusive Gewerbeobj­ekten 6942 (6760), davon Mietwohnun­gen 3994 (3862)

Durchschni­ttsmiete 5,83 pro Quadratmet­er (5,67)

Mitarbeite­r 113 (101)

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