Der Neue wird es schwer haben
Die gute Nachricht zuerst: Am Samstagmittag werden die Christdemokraten wissen, wer künftig ihr Vorsitzender sein wird: Armin Laschet, Friedrich Merz oder Norbert Röttgen. Sie haben lange gewartet auf diese Entscheidung, von der Wohl und Wehe einer Partei abhängen. 340 Tage dauerte es von Annegret Kramp-Karrenbauers Rückzugsankündigung bis zur Wahl ihres Nachfolgers. Monate, in denen die CDU in aller Öffentlichkeit so zerrissen wirkte, wie selten zuvor in ihrer 75-jährigen Geschichte. Selbst die Corona-Krise, die Popularität der Kanzlerin und ihres Gesundheitsministers Jens Spahn konnten nicht verdecken, wie hart die Partei um den Kurs für die Post-Merkel-Ära ringt.
Die Parteistrategen haben es natürlich schöngeredet, dass gleich drei Bewerber auf den Chefposten wollten. Ein ums andere Mal wurde betont, wie vortrefflich es sei, eine Wahl zwischen Kandidaten zu haben, die gleichermaßen als Parteivorsitzende und Kanzlerkandidaten geeignet seien. Doch in der Außensicht ist die Wahrnehmung eine andere: In der CDU findet sich derzeit schlicht niemand, der über Parteiflügel hinweg die Mitglieder einbinden und überzeugen kann. Dem ohne Vorbehalte zugetraut wird, dass er die Erfolgsgeschichte von Angela Merkel als Regierungschefin klug und unprätentiös fortsetzen kann. Sie stand 18 Jahre lang an der Spitze der CDU, das wirkt bis heute nach.
Denn die Grabenkämpfe in der CDU haben nicht erst unter KrampKarrenbauer begonnen. Bereits Merkel war nicht stark genug, die Mitglieder am konservativen Rand einzubinden. Sie musste es auch nicht, weil ihre Strategie, mit möglichst wenig Ecken und Kanten Wahlerfolge zu erzielen, aufging. Doch die kommenden Wahlen werden für die CDU kein Selbstläufer. Ihr Profil hat unter dem Gerangel der Kandidaten gelitten. Der neue Vorsitzende, der voraussichtlich auch Kanzlerkandidat sein will, muss die Wähler noch von sich überzeugen – zumal sich viele, auch in der CDU, nach Markus Söder auf dem Spitzenposten sehnen. Allerdings: Teil des Erfolgs der CDU ist der unbedingte Wille zur Macht, dem parteiinterne Querelen im Zweifelsfall immer untergeordnet wurden.