Lindauer Zeitung

Corona: Geringere Kreisumlag­e soll Gemeinden helfen

Ausgaben fürs Lüften in Schulen werden halbiert

- Von Evi Eck-Gedler

- Auf fast 1,6 Millionen Euro an Einnahmen wird der Landkreis Lindau in diesem Jahr verzichten. Denn so viel müssen die Städte und Gemeinden weniger an Kreisumlag­e zahlen, wenn – wie vom Haushaltsa­usschuss am Donnerstag empfohlen – der Hebesatz in diesem Jahr um 1,5 Prozentpun­kte auf 40,5 Prozent gesenkt wird. Über sieben Stunden haben die Kreisräte zuvor den knapp 92 Millionen Euro umfassende­n Etatentwur­f diskutiert. Klar ist dann auch: Die geplanten 2,2 Millionen Euro für kontrollie­rte Be- und Entlüftung in den drei Gymnasien werden auf zwei Jahre verteilt, auch wenn wegen der Corona-Pandemie das Thema Lüften in den Schulen wichtiger denn je ist.

Immerhin wird der Landkreis für die beiden Lindauer Gymnasien und das Berufsschu­lzentrum in Kürze 30 „qualitativ hochwertig­e“Luftreinig­ungsgeräte kaufen. Das lässt er sich 100 000 Euro kosten. Einen Prototypen erlebten die Mitglieder des Haushaltsa­usschusses am Donnerstag bereits während ihrer Sitzung im Rokokosaal. Die Geräte sollen dazu beitragen, dass mit Blick auf Corona die Virenbelas­tung im Innenberei­ch nicht zu hoch wird.

Doch auch solche Geräte können nicht verhindern, dass die CO2-Belastung im Raum ansteigt. Die muss kontinuier­lich mit kleinen handlichen Messgeräte­n überwacht werden wie jenes im Sitzungssa­al: Steigt der Wert an, müssen die Fenster geöffnet werden, auch bei winterlich­em Schneefall. Weit über hundert will der Kreis für die Klassenzim­mer seiner Schulen kaufen. 30 000 Euro sind dafür eingeplant. Allerdings verzögere sich der ursprüngli­che Lieferterm­in, bedauerte Kreiskämme­rer Erwin Feurle.

Der hatte im Entwurf des diesjährig­en Kreishaush­alts auch einen weiteren Posten zum Thema Lüftung vorgesehen: Mit 2,2 Millionen Euro sollten die drei Gymnasien des Landkreise­s mit einer kontrollie­rten Beund Entlüftung nach dem Vorbild der Staatliche­n Realschule in Lindau nachgerüst­et werden. Das wäre ein wichtiger Baustein für das während der Corona-Pandemie vorgeschri­ebene Lüften der Klassenzim­mer. Gebäudeman­ager Helmut Stauber kalkuliert dabei mit rund 15 000 Euro pro Gerät, auch wenn diese an die Räume angepasst werden müssten.

In allen drei Schulen werde man das aber in diesem Jahr gar nicht umsetzen können, gab Kreisrat Ulrich Pfanner zu bedenken: Nach seiner Ansicht würde der Kreis nie so viele Geräte in so kurzer Zeit geliefert bekommen – und dann vermutlich auch keine Handwerker finden, die sie installier­en. Deswegen schlug er im Haushaltsa­usschuss vor, diesen Betrag auf zwei Jahre zu verteilen, was die Mehrheit des Ausschusse­s für gut hielt.

Verschiede­ne Posten musste Kämmerer Feurle bereits im Vorfeld der Sitzung im Etatentwur­f ändern. So hat der Bezirkstag beschlosse­n, den Hebesatz der Bezirksuml­age bereits dieses Jahr um 0,5 Prozentpun­kte auf 22,9 Punkte anzuheben – mit der Folge, dass der Kreis Lindau nun sogar 24,2 Millionen Euro nach Augsburg überweisen muss. Ausgleiche­n

sollten das die etwas höheren Schlüsselz­uweisungen von knapp 12,5 Millionen Euro und die Krankenhau­sumlage, die mit 1,8 Millionen Euro leicht unter dem ursprüngli­chen Ansatz liegt. Da die Investitio­n für die Lüftungsan­lagen für dieses Jahr halbiert wird, hätte der Kämmerer für den Etatausgle­ich nicht 1,87 Millionen Euro, sondern nur 785 000 Euro aus der Rücklage des Landkreise­s nehmen müssen.

Doch diese Freude währte nur kurz. Denn Pfanner wünschte sich, dass der nach seiner Sicht finanziell „gut aufgestell­te“Kreis „einen Teil an die Kommunen zurückgibt“. Sein Ausschussk­ollege Rainer Krauß formuliert­e das ganz konkret: Während Landrat Elmar Stegmann mit Blick auf die durch die Corona-Pandemie belasteten Kommunen anbot, den Hebesatz um einen Prozentpun­kt zurückzune­hmen, fordert Krauß eine Senkung um zwei Prozentpun­kte – weil er es für fragwürdig hält, dass der Landkreis Geld „in seiner Rücklage parkt“, während es etlichen Kommunen im Kreis finanziell schlecht gehe.

„Es bestand doch aber Konsens, dass der Kreis diese Rücklage explizit für den Neubau der Antonio-Huber-Schule aufbaut“, erinnerte Kämmerer Feurle. Nach seiner ursprüngli­chen Kalkulatio­n sollen nicht nur die Schulden des Landkreise­s bis zum Jahresende auf 7,8 Millionen Euro sinken, sondern parallel die Rücklage auf knapp sechs Millionen Euro steigen – denn mit der will der Kreis seinen Eigenantei­l am voraussich­tlich 16 Millionen Euro teuren Neubau des Förderschu­lzentrums bezahlen.

Nun braucht der Kämmerer mehr Geld aus der Rücklage als je geplant. Denn der Haushaltsa­usschuss einigte sich (nur gegen die Stimme von Kreisrat Hans Rädler) auf einen um 1,5 Prozentpun­kte geringeren Hebesatz für die Kreisumlag­e. Damit verzichtet der Landkreis auf knapp 1,6 Millionen Euro von den Städten und Gemeinden – Geld, das eigentlich für den Schulneuba­u angespart werden sollte.

 ?? FOTO: EE ?? Rund 30 Luftreinig­ungsgeräte wie dieses, dass die Kreisräte während ihrer Ausschusss­itzung erleben, sollen mit Blick auf die Corona-Pandemie für bessere Luft in Klassenzim­mern der beiden Lindauer Gymnasien und des Berufsschu­lzentrums sorgen.
FOTO: EE Rund 30 Luftreinig­ungsgeräte wie dieses, dass die Kreisräte während ihrer Ausschusss­itzung erleben, sollen mit Blick auf die Corona-Pandemie für bessere Luft in Klassenzim­mern der beiden Lindauer Gymnasien und des Berufsschu­lzentrums sorgen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany