Lindauer Zeitung

Hauskauf: So überzeugt man

Wenn Privatleut­e ihr Eigenheim verkaufen, landen meist mehrere Bewerber in der Endauswahl

- Von Bastian Hörmann

- Auch Corona konnte diesem Trend nichts anhaben: Nach wie vor stehen deutlich weniger Wohnhäuser zum Verkauf, als es Interessen­ten für sie gibt. Doch wie kann man Verkäufer, die mehrere Bewerber zur Auswahl haben, von sich überzeugen? Wir haben Immobilien-Makler gefragt, welche Eigenschaf­ten Verkäufer bei ihrer Entscheidu­ng beeinfluss­en. Herausgeko­mmen ist eine Reihe an Tipps, wie man seine Chancen auf ein Eigenheim verbessern kann.

Eines vorweg: Viel Geld kann natürlich viel helfen – macht aber nicht immer den entscheide­nden Unterschie­d. Laut Klaus Tabery von den „Immoprofis“in Kempten geht es dem Verkäufer vor allem in zwei Fällen um einen möglichst hohen Erlös: Wenn die Immobilie geerbt wurde oder wenn sie wegen einer Scheidung verkauft wird. Um darauf vorbereite­t zu sein, lohne es sich zu fragen, warum das Grundstück veräußert wird. In anderen Fällen würden sich die bisherigen Eigentümer auch mal für Interessen­ten mit niedrigere­m Gebot entscheide­n. Dann gebe oftmals die Sympathie den Ausschlag.

Und die muss kein Zufall sein. Eine entscheide­nde Rolle spielen Gemeinsamk­eiten von Verkäufer und Käufer, sagt Frank Litzius, Inhaber von Litzius Immobilien in Sonthofen. Das könnten Hobbys, Interessen oder etwa Vereine sein. „Am besten Themen, die nichts mit der Immobilie zu tun haben.“Ideal seien gemeinsame Bekannte.

Um all das festzustel­len, muss man während der Besichtigu­ng natürlich ins Gespräch kommen. Dabei sollten sich Bewerber nicht etwa aus gut gemeinter Rücksicht extra kurz fassen. „Die meisten Verkäufer freuen sich, wenn sie die Käufer kennenlern­en“, sagt Litzius. Für viele hänge Herzblut am alten Heim.

Bereits aus dem Exposé lasse sich so manches über die Verkäufer erfahren, sagt Tabery. So könnten mit Hilfe der Fotos durch Einrichtun­g, Deko und anderes Rückschlüs­se auf Interessen der Verkäufer gezogen werden. Allerdings sollte man nicht allein wegen eines Bauernschr­anks auf dem Foto mit Janker zur Besichtigu­ng erscheinen, warnt Litzius: „Wichtig ist, dass man authentisc­h rüberkommt.“Wer sich verkleide oder etwas vorspiele, wirke aufgesetzt und bewirke eher das Gegenteil des Erhofften. Lernen Interessen­ten bei der Besichtigu­ng die Eigentümer gar nicht kennen, könnte ein Brief helfen, in dem man sich samt Foto vorstellt, sagt Tabery. Auch hier gelte: Sind die Verkäufer etwa bergsportb­egeistert, punktet ein Familienfo­to vom Gipfel leichter als ein eher nüchternes. Zudem seien Kinder auf Fotos immer gut, sagt Tabery. Auf Haustiere wie Hunde würde er dagegen verzichten. Alle beide sollten bei der Besichtigu­ng zuhause bleiben – ebenso wie andere Familienmi­tglieder, die mit einziehen wollen, sagt Litzius.

Berufe würde Tabery ungefragt besser nicht nennen. Anders sei das derzeit beispielsw­eise bei „systemrele­vanten“Branchen. Alle anderen könnten das Risiko bergen, negative Erinnerung­en zu wecken. Ohne Not sollten Alleinerzi­ehende grundsätzl­ich besser nichts über ihre Situation

Frank Litzius preisgeben, so die Erfahrung von Tabery. Ansonsten könne man sein Auftreten am Typ der Immobilie ausrichten, sagt Litzius: „Anders als bei einer Villa würde ich bei einer Besichtigu­ng eines alten Reihenmitt­elhauses nicht mit einem Porsche vorfahren.“Auch sollte man es mit der Kleidung nicht übertreibe­n: „Die, die sich am meisten rausputzen, sind oftmals Blender, bei denen nichts dahinterst­eckt“, sagt Litzius.

Um es dem Verkäufer möglichst einfach zu machen, sollte schon zur Besichtigu­ng eine Bestätigun­g der Bank mitgebrach­t werden, dass man sich die Immobilie überhaupt leisten kann, rät Tabery. Denn nach dem Termin gehe es oftmals schnell.

Einen Tipp für besonders findige Bewerber hat Litzius: Er rät, auf die Bedürfniss­e der Verkäufer zu achten. Kürzlich habe er das Gebäude von Senioren verkauft, die sich nicht mehr um ein Haus samt Garten kümmern wollten. Als Käufer wählten diese den Bewerber aus, der ihnen kurzerhand anbot, für sie im geplanten Neubau auf dem Grundstück eine Wohnung einzuricht­en. So können sie in ihrer gewohnten Nachbarsch­aft bleiben und den Erlös dennoch fürs Alter nutzen.

„Wichtig ist, dass man authentisc­h rüberkommt.“

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FOTO: MARTINA DIEMAND Wer vom Eigenheim träumt, sollte gut vorbereite­t zur Besichtigu­ng gehen. Aus Exposés lässt sich so manches über die Verkäufer erfahren.

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