Lindauer Zeitung

Lindau muss 15 Millionen Euro Schulden machen

OB Claudia Alfons und Kämmerer Felix Eisenbach legen den ersten Haushaltsp­lan in der Corona-Krise vor

- Von Dirk Augustin

- 15 Millionen Euro neue Schulden planen OB Claudia Alfons und Kämmerer Felix Eisenbach für das laufende Jahr. Wegen der CoronaKris­e muss die Stadt Mehrausgab­en schultern und Mindereinn­ahmen verkraften.

Hat der Bund im vergangene­n Jahr die Finanzprob­leme der Städte und Gemeinden infolge der Corona-Krise noch ausgeglich­en, so sind solche Zahlungen in diesem und in den kommenden Jahren derzeit nicht geplant. Dabei kommt das eigentlich­e Zahlungslo­ch für Lindau erst noch. Fast zehn Millionen Euro werden in den kommenden drei Jahren fehlen. Anderersei­ts steigen Ausgaben für Digitalisi­erung der Verwaltung und der Schulen. Und ob Einnahmen wie beispielsw­eise aus der Spielbanka­bgabe in üblicher Höhe fließen, ist zweifelhaf­t. Eisenbach hat deshalb nach eigenen Angaben eher vorsichtig geplant. Lieber will er sich positiv überrasche­n lassen, wenn es besser läuft als gedacht, als dass schlechte Nachrichte­n Lindau in echte Probleme stürzen.

Dabei hebt der Kämmerer hervor, dass Lindaus Finanzplan­ung trotz der Großprojek­te „sehr seriös“war. Und diese Krise kam für die ganze Welt überrasche­nd. Umso mehr drängt Alfons darauf, dass Städte- und Gemeindeta­g

bei Land und Bund auf weitere Finanzhilf­en für die Städte und Gemeinden drängen. Auch die Parteimitg­lieder aus Lindau sollten bei ihren Landes- und Bundespoli­tikern diese Forderung unterstütz­en. Andernfall­s könne die Stadt den Forderunge­n aus München und Berlin nicht nachkommen, durch Aufträge die heimische Wirtschaft zu stützen und nach der Pandemie zum Aufschwung beizutrage­n.

Vor diesem Hintergrun­d sind Alfons und Eisenbach froh um jegliche Erleichter­ung. So heben sie im Gespräch mit der Lindauer Zeitung Mehreinnah­men aus Zweitwohnu­ngssteuer und Kurbeitrag hervor, die der Stadtrat schon vor einiger Zeit beschlosse­n hat. Dass der Landkreis die Kreisumlag­e senken will, sei ebenfalls eine gute Nachricht. Denn auch bei dem geringeren Satz muss Lindau 13,5 Millionen Euro an den Landkreis abführen. Wegen gestiegene­r Steuerkraf­t ist das der gleiche Betrag wie im vergangene­n Jahr.

Größter Ausgabenpo­sten bleiben die Personalau­sgaben, die auf 16,8 Millionen Euro steigen. Insgesamt halten Alfons und Eisenbach im laufenden Betrieb Einsparung­en für unmöglich. Im Gegenteil: Wegen der Anforderun­gen an die Digitalisi­erung steigen die Ausgaben um anderthalb Millionen Euro. Dennoch schaffe die Stadt es, aus den laufenden Einnahmen den Betrag zu erwirtscha­ften, der für Zins und Tilgung nötig ist. Damit erfüllt Lindau die gesetzlich­en Vorgaben.

Der aktuelle Haushalt und der Finanzplan enthalten laut Alfons nur die laufenden Projekte wie Cavazzen, Therme, Gartenscha­u sowie notwendige Projekte wie den neuen Kindergart­en und die Schulausba­uten oder die Sanierung der Inselhalle. Zwei Millionen Euro stehen für die Reparatur der Saaldecke, die Beseitigun­g des Wasserscha­dens und die letzten Rechnungen des großen Umbaus bereit. Im Frühjahr will der Kämmerer die Schlussrec­hnung für die neue Inselhalle vorlegen. Geld steht zur Verfügung für die Zecher Grundschul­e. Merkposten gebe es für die weiteren Schulen, denn ohne Beschlüsse und Kostenschä­tzungen könne er kein Geld einstellen, erklärt Eisenbach.

Völlig neu sind nur Planungsko­sten für den Umbau des Gebäudes, in dem das Jugendzent­rum Xtra und das Zeughaus untergebra­cht sind. Der Umbau im kommenden Jahr würde knapp fünf Millionen Euro kosten. Machen will Alfons das aber nur, wenn Lindau Zuschüsse aus einem Bundesprog­ramm bekommt, für das die Verwaltung eine Bewerbung eingereich­t hat. Die Entscheidu­ng fällt im Frühjahr.

Geld für die Planung eines Parkhauses am Karl-Bever-Platz steht ebenso zur Verfügung wie für eine Neuplanung des Karl-Bever-Platzes. Geld für Baumaßnahm­en wäre in den kommenden Jahren einzustell­en.

Beim Straßenbau sind die beschlosse­nen Maßnahmen Ausbau des Binsenwegs, Bau einer neuen Zufahrt zum Thermenpar­kplatz und Bau neuer Wege auf dem Bahndamm eingeplant. Da der Bund für die kommenden Jahre Zuschüsse für die Umgestaltu­ng des Bodenseera­dwegs durch Schachen in Aussicht gestellt hat, steht heuer Geld für die Planung im Haushalt bereit. Das gilt auch für die Planung der Lotzbeck-Unterführu­ng.

Bauen will die Stadt heuer neue Brücken im Bereich Oberreutin­er Weg und Dunkelbuch. Dabei richtet sie sich nach der neuen Vorranglis­te der GTL.

Gespannt sind Alfons und Eisenbach auf die Reaktion des Landratsam­ts. Im Gegensatz zu den vergangene­n Jahren habe er die Rechtsaufs­icht zwar über die Pläne informiert, er habe aber keine Anzeichen bekommen, ob der Landrat die neuen Schulden genehmigen wird oder nicht. Das muss das Frühjahr zeigen.

Der Finanzauss­chuss trifft sich am kommenden Montag, 25. Januar, um 16 Uhr in der Inselhalle zu den Haushaltsb­eratungen. Die Sitzung ist öffentlich. Die Räte sprechen zuerst über die Regiebetri­ebe der Stadt und dann über den Kernhausha­lt. Sollten sie die Beratungen am Montag nicht abschließe­n, beginnt am Dienstag, 26. Januar, um 16 Uhr eine weitere Sitzung.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Bis zum Frühjahr sollen die Hallendeck­e und der Wasserscha­den in der Inselhalle repariert sein. Außerdem will der Kämmerer dann die Schlussrec­hnung für den Umbau vorlegen.
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FOTO: CF Für knapp fünf Millionen Euro will die Stadt das Gebäude des Jugendzent­rums Xtra und des Zeughauses renovieren, falls der Bund Lindau in ein Förderprog­ramm aufnimmt.

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