Lindauer Zeitung

Darum greift ein Steinmetz gerne mal zum Schnee

Bodolzer Bildhauer schnitzt Schneeskul­ptur - Kunst ist nach zwei Stunden wieder geschmolze­n

- Von Anne Jethon

- Er hat vier Stunden gebraucht, bis sie fertig war, zwei Stunden später ist sie geschmolze­n: René Geier erschafft gerne Schneeskul­pturen. Warum der Steinmetz die Vergänglic­hkeit dabei spannend findet, lesen Sie hier.

Das Wetter in den vergangene­n Tagen war die beste Voraussetz­ung, um haufenweis­e Schnee anzusammel­n. Und statt sich über die Arbeit beim Schneeschi­ppen zu ärgern, hat René Geier zusammen mit seiner Frau die Gelegenhei­t genutzt und den Schneehauf­en im Garten noch größer gemacht. Das Ziel: eine Schneeskul­ptur. Als der Haufen groß genug war, haben die beiden sich mit Kelle und Spaten ans Schnitzen gemacht. „Man muss da relativ schnell sein, weil der Schnee sonst schmilzt“, weiß der Steinmetz, der normalerwe­ise Grabsteine und Skulpturen anfertigt. Nach vier Stunden Arbeit war das Eiskunstwe­rk fertig. „Das geht recht schnell, wenn man geübt ist und die richtigen Stiche setzt“, sagt Geier.

Nur zwei Stunden später sind schon Nase und Oberkiefer abgebroche­n. Damit sei diese Kunst ein kurzes Vergnügen. „Stein ist ein hartes Material, das ewig hält. Schnee ist im Gegensatz dazu eher weich und sehr vergänglic­h. In ihrer Wirkungswe­ise sind sich die beiden aber ähnlich.“

Die Vergänglic­hkeit mache aber auch die Faszinatio­n aus. Es gebe nur einen kurzen Zeitraum, in dem man das Kunstwerk genießen könne. Vor allem in Corona-Zeiten sei es schön, dadurch eine gewisse Abwechslun­g zu haben.

Kunst mit Naturmater­ialien könne „jeder auch mal selbst versuchen. Letztens habe ich Bäume gesehen, auf denen Schneekrei­se geklebt haben“, erzählt Geier. Ein gutes Beispiel dafür sei der Künstler Andy Goldsworth­y, der auch aus Schnee schnelle Kunst herstelle.

Ein weiterer Vorteil der Schneekuns­t: Geier kann große Formate wählen. „Die größten Sachen sind drei bis vier Meter hoch. Bei Stein sind es höchstens 1,20 Meter.“Damit sei die Dimension eine ganz andere. Er müsse zuerst einige Schritte zurück gehen, um das Gesamtkuns­twerk sehen zu können.

Der Steinmetz kennt sich aus: Früher war er Teil des Iglu-LodgeTeams am Nebelhorn. Kurz vor der Vierschanz­entournee können die Menschen hier in Iglus übernachte­n. Dort hat Geier Schneeskul­pturen erschaffen: „Mittlerwei­le lasse ich das aber die Jüngeren machen. Hin und wieder hab ich aber schon Lust.“

„Schnee ist ein sehr vergänglic­hes Material.“

René Geier, Steinmetz und Schneeküns­tler

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FOTO: PRIVAT René Geier hinter seiner Schneeskul­ptur. Mittlerwei­le ist davon nicht mehr viel übrig.

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