„Wir wollen ein Einvernehmen mit den Nachbarn“
Die Gesellschafter der Lifte an der Isnyer Felderhalde haben 80 000 bis 100 000 Euro in den Lärmschutz investiert – Sie wehren sich gegen Kritik aus der Nachbarschaft
- Die Felderhalde in Isny, ein Freitagvormittag am Skihang, die vier Schneekanonen und -lanzen sind zu Demonstrationszwecken in Betrieb. Es geht um tatsächlichen oder vermeintlichen Lärm der Schneekanonen, den Protest einiger Anlieger und die Sicht der Betreiber dazu. „Wir wollen ein Einvernehmen mit den Nachbarn. Dafür tun wir sehr viel“, sagt Markus Romer, Geschäftsführer der Max-Wild-Arena.
Die Felderhalde ist eines der letzten Familienskigebiete in der Region. Hier, am Rand der Stadt Isny, laufen die Menschen seit 1963 Ski. 2013 haben Hans und Marc Rudhart den Lift übernommen. Sie haben Partner gesucht und gefunden, um die Felderhalde dauerhaft zu betreiben. Die Familienlifte Isny GmbH hat heute neun Gesellschafter, alle stammen aus der Region.
Ohne Beschneiung, da sind sich die Betreiber sicher, lässt sich der Lift nicht dauerhaft betreiben. Romer verweist auf eine Faustregel der Branche. Demnach muss ein Skigebiet circa 85 Skitage haben, um überleben zu können. Die Felderhalde hatte zuletzt 45. Beim Start der Beschneiung, räumt Romer ein, hat es Probleme gegeben. Die Schneekanonen hielten die Lärmwerte nicht ein, die der Hersteller selber angegeben hatte. Auch zum Ärger der Gesellschafter. Das war 2018.
Die Betreiber reklamierten die Geräte. Der Hersteller lieferte die Generation zwei, dann drei. Auch diese beiden seien lauter gewesen als angegeben, blickt Romer zurück. Mittlerweile steht eine vierte Generation an der Felderhalde. Sie hat einen „super silent modus“. Die Maschinen halten die strengen Lärmwerte
ein, die in einem reinen Wohngebiet gelten. Trotzdem haben die Betreiber die Schneekanonen mit Lärmschutzwänden eingehaust. „Nicht, weil wir müssen, sondern weil wir die Anwohner entlasten wollen“, sagt Romer. 80 000 bis 100 000 Euro haben die Betreiber so nach eigenen Angaben mittlerweile in den Lärmschutz investiert. Tatsächlich ist 200 Meter Fußstrecke entfernt von den Maschinen kaum etwas zu hören.
„Wir kämpfen seit Jahren, um einen dauerhaften Betrieb sichern zu können“, sagt Romer. Und um ein gutes Verhältnis zu den Anwohnern. Im vergangenen Jahr haben die Gesellschafter einen Beirat gegründet, der den Betrieb kritisch begleiten soll. Anwohner sind vertreten, die Stadt und die Kirche, der ein Teil der Fläche
gehört. „Die Beteiligten bekommen alle Infos“, beteuert Romer. Beides wirkt offenbar – die Lärmschutzmaßnahmen und die Bereitschaft zum Dialog. Jedenfalls ist die Zahl der Kritiker geschrumpft. Geblieben ist ein kleiner, harter Kern. Deren Kritik ist mit dem Nachtbetrieb der Skikanonen und -lanzen neu aufgeflammt, den die Stadt Anfang Dezember genehmigt hat. Zwischenzeitlich hatten die Betreiber aus freien Stücken wegen der Geräuschentwicklung auf eine Beschneiung verzichtet. Basis der Genehmigung ist das Gutachten eines vereidigten Sachverständigen. Demnach halten die Maschinen alle Lärmpegel für ein reines Wohngebiet ein. Heißt: In der Nacht dürfen 35 Dezibel am Einwirkort nicht überschritten werden. Das entspricht etwa einem Zimmerventilator.
„Für uns ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema“, sagt Romer, der selber Diplom-Forstwirt ist. Das belegt er mit dem Aufbau und Betrieb der Familienlifte. So kommt das Wasser für den künstlich erzeugten Schnee aus dem nahen Waldbad, das im Winterhalbjahr seit einigen Jahren abgelassen wird. Es gibt also keinen Schneiteich. Die gesamte Anlage wird mit regenerativer Energie versorgt. Auf technische Gebäude wie ein Pumpenhaus oder Vorratsbehälter verzichtet die Gesellschaft. Sie nutzt dafür eine stillgelegte Infrastruktur der Isnyer Wasserversorgung.
2,1 Millionen Euro haben die Betreiber bislang investiert, das soll nachhaltig sein. Auch deshalb haben sie die Felderhalde 2020 um den Sommerbetrieb erweitert. Mountainbiker können sich den Hang hinaufziehen lassen und auf Wellenbahnen hinunterfahren. Rund 4000 Quadratmeter umfasst der Bikepark.
Um den Eingriff in die Natur auszugleichen, haben die Gesellschafter über sieben Hektar bisher intensiv landwirtschaftlich genutzte Fläche auf extensive Bewirtschaftung umgestellt. Das Areal liegt circa 1,5 Kilometer von der Felderhalde entfernt.
Unterstützt hat das Gesamtprojekt auch Leader. Demnach ist es für die Beteiligten in den Gremien geeignet, die Region nachhaltig zu fördern. So ist das neue Liftstüberl im Auslauf der Lifte aus Holz gebaut, verkauft werden dort regionale Produkte. Betreiber ist die Schönegger Käse-Alm aus dem oberbayerischen Rottenbuch.
Noch einmal zum Winterbetrieb: Auch in Baden-Württemberg stehen die Skilifte coronabedingt still. Romer nimmt nicht an, dass sich daran diese Saison noch etwas ändert. Falls doch, „sind wir bereit“, sagt er. In der Zwischenzeit nutzen Isnyer Familien die Felderhalde als Rodelhang.