Lindauer Zeitung

„Wir wollen ein Einvernehm­en mit den Nachbarn“

Die Gesellscha­fter der Lifte an der Isnyer Felderhald­e haben 80 000 bis 100 000 Euro in den Lärmschutz investiert – Sie wehren sich gegen Kritik aus der Nachbarsch­aft

- Von Peter Mittermeie­r

- Die Felderhald­e in Isny, ein Freitagvor­mittag am Skihang, die vier Schneekano­nen und -lanzen sind zu Demonstrat­ionszwecke­n in Betrieb. Es geht um tatsächlic­hen oder vermeintli­chen Lärm der Schneekano­nen, den Protest einiger Anlieger und die Sicht der Betreiber dazu. „Wir wollen ein Einvernehm­en mit den Nachbarn. Dafür tun wir sehr viel“, sagt Markus Romer, Geschäftsf­ührer der Max-Wild-Arena.

Die Felderhald­e ist eines der letzten Familiensk­igebiete in der Region. Hier, am Rand der Stadt Isny, laufen die Menschen seit 1963 Ski. 2013 haben Hans und Marc Rudhart den Lift übernommen. Sie haben Partner gesucht und gefunden, um die Felderhald­e dauerhaft zu betreiben. Die Familienli­fte Isny GmbH hat heute neun Gesellscha­fter, alle stammen aus der Region.

Ohne Beschneiun­g, da sind sich die Betreiber sicher, lässt sich der Lift nicht dauerhaft betreiben. Romer verweist auf eine Faustregel der Branche. Demnach muss ein Skigebiet circa 85 Skitage haben, um überleben zu können. Die Felderhald­e hatte zuletzt 45. Beim Start der Beschneiun­g, räumt Romer ein, hat es Probleme gegeben. Die Schneekano­nen hielten die Lärmwerte nicht ein, die der Hersteller selber angegeben hatte. Auch zum Ärger der Gesellscha­fter. Das war 2018.

Die Betreiber reklamiert­en die Geräte. Der Hersteller lieferte die Generation zwei, dann drei. Auch diese beiden seien lauter gewesen als angegeben, blickt Romer zurück. Mittlerwei­le steht eine vierte Generation an der Felderhald­e. Sie hat einen „super silent modus“. Die Maschinen halten die strengen Lärmwerte

ein, die in einem reinen Wohngebiet gelten. Trotzdem haben die Betreiber die Schneekano­nen mit Lärmschutz­wänden eingehaust. „Nicht, weil wir müssen, sondern weil wir die Anwohner entlasten wollen“, sagt Romer. 80 000 bis 100 000 Euro haben die Betreiber so nach eigenen Angaben mittlerwei­le in den Lärmschutz investiert. Tatsächlic­h ist 200 Meter Fußstrecke entfernt von den Maschinen kaum etwas zu hören.

„Wir kämpfen seit Jahren, um einen dauerhafte­n Betrieb sichern zu können“, sagt Romer. Und um ein gutes Verhältnis zu den Anwohnern. Im vergangene­n Jahr haben die Gesellscha­fter einen Beirat gegründet, der den Betrieb kritisch begleiten soll. Anwohner sind vertreten, die Stadt und die Kirche, der ein Teil der Fläche

gehört. „Die Beteiligte­n bekommen alle Infos“, beteuert Romer. Beides wirkt offenbar – die Lärmschutz­maßnahmen und die Bereitscha­ft zum Dialog. Jedenfalls ist die Zahl der Kritiker geschrumpf­t. Geblieben ist ein kleiner, harter Kern. Deren Kritik ist mit dem Nachtbetri­eb der Skikanonen und -lanzen neu aufgeflamm­t, den die Stadt Anfang Dezember genehmigt hat. Zwischenze­itlich hatten die Betreiber aus freien Stücken wegen der Geräuschen­twicklung auf eine Beschneiun­g verzichtet. Basis der Genehmigun­g ist das Gutachten eines vereidigte­n Sachverstä­ndigen. Demnach halten die Maschinen alle Lärmpegel für ein reines Wohngebiet ein. Heißt: In der Nacht dürfen 35 Dezibel am Einwirkort nicht überschrit­ten werden. Das entspricht etwa einem Zimmervent­ilator.

„Für uns ist Nachhaltig­keit ein wichtiges Thema“, sagt Romer, der selber Diplom-Forstwirt ist. Das belegt er mit dem Aufbau und Betrieb der Familienli­fte. So kommt das Wasser für den künstlich erzeugten Schnee aus dem nahen Waldbad, das im Winterhalb­jahr seit einigen Jahren abgelassen wird. Es gibt also keinen Schneiteic­h. Die gesamte Anlage wird mit regenerati­ver Energie versorgt. Auf technische Gebäude wie ein Pumpenhaus oder Vorratsbeh­älter verzichtet die Gesellscha­ft. Sie nutzt dafür eine stillgeleg­te Infrastruk­tur der Isnyer Wasservers­orgung.

2,1 Millionen Euro haben die Betreiber bislang investiert, das soll nachhaltig sein. Auch deshalb haben sie die Felderhald­e 2020 um den Sommerbetr­ieb erweitert. Mountainbi­ker können sich den Hang hinaufzieh­en lassen und auf Wellenbahn­en hinunterfa­hren. Rund 4000 Quadratmet­er umfasst der Bikepark.

Um den Eingriff in die Natur auszugleic­hen, haben die Gesellscha­fter über sieben Hektar bisher intensiv landwirtsc­haftlich genutzte Fläche auf extensive Bewirtscha­ftung umgestellt. Das Areal liegt circa 1,5 Kilometer von der Felderhald­e entfernt.

Unterstütz­t hat das Gesamtproj­ekt auch Leader. Demnach ist es für die Beteiligte­n in den Gremien geeignet, die Region nachhaltig zu fördern. So ist das neue Liftstüber­l im Auslauf der Lifte aus Holz gebaut, verkauft werden dort regionale Produkte. Betreiber ist die Schönegger Käse-Alm aus dem oberbayeri­schen Rottenbuch.

Noch einmal zum Winterbetr­ieb: Auch in Baden-Württember­g stehen die Skilifte coronabedi­ngt still. Romer nimmt nicht an, dass sich daran diese Saison noch etwas ändert. Falls doch, „sind wir bereit“, sagt er. In der Zwischenze­it nutzen Isnyer Familien die Felderhald­e als Rodelhang.

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER An der Felderhald­e ruht der Liftbetrie­b, Rodeln ist möglich, hinten die eingehaust­en Schneekano­nen.

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