Lindauer Zeitung

Erstes Bio-Bier mit Allgäuer Gerste

Für die Herstellun­g des Getränks arbeiten ein Buchloer Bauer und ein Nesselwang­er Brauer zusammen

- Von Stefan Binzer

- „Zitronig, fruchtig, spritzig und im Abgang leicht hopfenbeto­nt“: So charakteri­siert der Nesselwang­er Brauer Rudi Maget (62) sein neues „Ostallgäue­r Bio Landbier“. Das Besondere an diesem Getränk: Es ist das erste Bier seit Jahrzehnte­n, das mit Gerste aus dem Allgäu gebraut wurde. Das Getreide hat Bio-Bauer Andreas Bersch (53) angebaut, der bei Buchloe einen Naturland-Hof betreibt.

Laut des bayerische­n Reinheitsg­ebots gehören ins Bier nur Hopfen, Malz (kurz gekeimtes Getreide), Hefe und Wasser. Nicht vorgeschri­eben ist jedoch, wie die Rohstoffe verarbeite­t werden sollen, ob geschwefel­t, ob mit synthetisc­hen Zusatzstof­fen haltbar gemacht, und welche Dünge- und Pflanzensc­hutzmittel verwendet werden. Das wiederum regeln die Richtlinie­n der deutschen Bio-Brauer.

Seit drei Jahren stellt Maget genau nach diesen Bio-Vorschrift­en Gerstensaf­t in seiner kleinen Bärenbraue­rei her. Dazu zählen ein Weizen, ein Dinkel, ein Zwickl, ein Braunbier (Märzen) und saisonal auch ein Bock. Nun bietet er seit wenigen Wochen auch das „Ostallgäue­r

Bio Landbier“an – ein untergärig­es Exportbier mit 5,2 Prozent Alkohol und einer Stammwürze von 12,4 Prozent. Der halbe Liter kostet 1,50 Euro. Das ist nicht so billig wie die Massenbier­e. Aber eigentlich müsste der Bio-Brauer mehr verlangen, weil es ein durch und durch handwerkli­ch hergestell­tes und ökologisch reines Getränk ist. Denn auch der Hopfen ist bio. Er stammt aus der Hallertau zwischen München und Ingolstadt, weil im Allgäu kein Hopfen angebaut wird.

Wie kam es nun zu der Kooperatio­n zwischen Bio Bauer Bersch und

Bio-Brauer Maget? Eingefädel­t hat die Zusammenar­beit Florian Timmermann. Der 36-Jährige ist Projektman­ager der Öko-Modellregi­on Ostallgäu. Er sagt, es gebe schon viele biologisch und regional hergestell­te Lebensmitt­el – Milch, Gemüse oder Fleisch zum Beispiel. Aber ein Bio-Bier mit heimischer Gerste fehlte noch. Vor eineinhalb Jahren hatte es erste Überlegung­en gegeben, für Bier auch Allgäuer BioGerste zu verwenden. Bersch war begeistert von der Idee. Bis vor 40 Jahren sei Bier schon natürlich und mit heimischen Zutaten gebraut worden, sagt der Bio-Bauer. Damals hieß das halt noch nicht „biologisch“oder „regional“. Dann sei die Ära der Großbrauer­eien, der billigen Gerste aus Frankreich und des mit Insektizid­en behandelte­n Hopfens gekommen. Deshalb freuen sich Bersch und Maget, wieder „z’ruck zu de Wurzeln“zu gehen, wie es der Bio-Brauer ausdrückt. Damit auch weg vom Geschmacks­einerlei der „Fernseh-Biere“und hin zu einer ganz eigenen Note.

128 Kilogramm Bio-Gerste hat Landwirt Bersch vergangene­n Herbst an die Bärenbraue­rei geliefert. Daraus machte Maget 590 Liter des „Ostallgäue­r Land Bieres“. Gemälzt worden war die Gerste übrigens nicht im Allgäu, sondern in einem kleinen Betrieb in Laupheim (Landkreis Biberach). Es wäre für Bersch, Maget und Timmermann das i-Tüpfelchen, wenn sich auch im Allgäu mal eine kleine Mälzerei etablieren würde, die bereit wäre, die relativ geringen Mengen von Bio-Gerste zu bearbeiten.

Immerhin deutet sich eine andere Kooperatio­n an. Laut Timmermann interessie­ren sich auch größere Brauereien für Bio-Gerste. So habe die Öko-Region bereits ein BioAnbaupr­ojekt mit der Aktienbrau­erei Kaufbeuren begonnen.

 ?? FOTO: RALF LIENERT ?? Stoßen mit gebührende­m Abstand auf ihr Projekt an (von links): Der Nesselwang­er Bärenbräu-Chef Rudi Maget, Florian Timmermann von der Öko-Modellregi­on Ostallgäu und Bio-Landwirt Andreas Bersch, der bei Buchloe die BioGerste für das „Ostallgäue­r Bio Landbier“angebaut hat.
FOTO: RALF LIENERT Stoßen mit gebührende­m Abstand auf ihr Projekt an (von links): Der Nesselwang­er Bärenbräu-Chef Rudi Maget, Florian Timmermann von der Öko-Modellregi­on Ostallgäu und Bio-Landwirt Andreas Bersch, der bei Buchloe die BioGerste für das „Ostallgäue­r Bio Landbier“angebaut hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany