Erstes Bio-Bier mit Allgäuer Gerste
Für die Herstellung des Getränks arbeiten ein Buchloer Bauer und ein Nesselwanger Brauer zusammen
- „Zitronig, fruchtig, spritzig und im Abgang leicht hopfenbetont“: So charakterisiert der Nesselwanger Brauer Rudi Maget (62) sein neues „Ostallgäuer Bio Landbier“. Das Besondere an diesem Getränk: Es ist das erste Bier seit Jahrzehnten, das mit Gerste aus dem Allgäu gebraut wurde. Das Getreide hat Bio-Bauer Andreas Bersch (53) angebaut, der bei Buchloe einen Naturland-Hof betreibt.
Laut des bayerischen Reinheitsgebots gehören ins Bier nur Hopfen, Malz (kurz gekeimtes Getreide), Hefe und Wasser. Nicht vorgeschrieben ist jedoch, wie die Rohstoffe verarbeitet werden sollen, ob geschwefelt, ob mit synthetischen Zusatzstoffen haltbar gemacht, und welche Dünge- und Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Das wiederum regeln die Richtlinien der deutschen Bio-Brauer.
Seit drei Jahren stellt Maget genau nach diesen Bio-Vorschriften Gerstensaft in seiner kleinen Bärenbrauerei her. Dazu zählen ein Weizen, ein Dinkel, ein Zwickl, ein Braunbier (Märzen) und saisonal auch ein Bock. Nun bietet er seit wenigen Wochen auch das „Ostallgäuer
Bio Landbier“an – ein untergäriges Exportbier mit 5,2 Prozent Alkohol und einer Stammwürze von 12,4 Prozent. Der halbe Liter kostet 1,50 Euro. Das ist nicht so billig wie die Massenbiere. Aber eigentlich müsste der Bio-Brauer mehr verlangen, weil es ein durch und durch handwerklich hergestelltes und ökologisch reines Getränk ist. Denn auch der Hopfen ist bio. Er stammt aus der Hallertau zwischen München und Ingolstadt, weil im Allgäu kein Hopfen angebaut wird.
Wie kam es nun zu der Kooperation zwischen Bio Bauer Bersch und
Bio-Brauer Maget? Eingefädelt hat die Zusammenarbeit Florian Timmermann. Der 36-Jährige ist Projektmanager der Öko-Modellregion Ostallgäu. Er sagt, es gebe schon viele biologisch und regional hergestellte Lebensmittel – Milch, Gemüse oder Fleisch zum Beispiel. Aber ein Bio-Bier mit heimischer Gerste fehlte noch. Vor eineinhalb Jahren hatte es erste Überlegungen gegeben, für Bier auch Allgäuer BioGerste zu verwenden. Bersch war begeistert von der Idee. Bis vor 40 Jahren sei Bier schon natürlich und mit heimischen Zutaten gebraut worden, sagt der Bio-Bauer. Damals hieß das halt noch nicht „biologisch“oder „regional“. Dann sei die Ära der Großbrauereien, der billigen Gerste aus Frankreich und des mit Insektiziden behandelten Hopfens gekommen. Deshalb freuen sich Bersch und Maget, wieder „z’ruck zu de Wurzeln“zu gehen, wie es der Bio-Brauer ausdrückt. Damit auch weg vom Geschmackseinerlei der „Fernseh-Biere“und hin zu einer ganz eigenen Note.
128 Kilogramm Bio-Gerste hat Landwirt Bersch vergangenen Herbst an die Bärenbrauerei geliefert. Daraus machte Maget 590 Liter des „Ostallgäuer Land Bieres“. Gemälzt worden war die Gerste übrigens nicht im Allgäu, sondern in einem kleinen Betrieb in Laupheim (Landkreis Biberach). Es wäre für Bersch, Maget und Timmermann das i-Tüpfelchen, wenn sich auch im Allgäu mal eine kleine Mälzerei etablieren würde, die bereit wäre, die relativ geringen Mengen von Bio-Gerste zu bearbeiten.
Immerhin deutet sich eine andere Kooperation an. Laut Timmermann interessieren sich auch größere Brauereien für Bio-Gerste. So habe die Öko-Region bereits ein BioAnbauprojekt mit der Aktienbrauerei Kaufbeuren begonnen.