Lindauer Zeitung

Mit neuem Konzept in die Zukunft

Vom Spielfeld in den Nachwuchs – Daniel Di Leos neue Rolle beim VfB Friedrichs­hafen

- Von Giuseppe Torremante

- Seine Frau Melanie hat ihm geraten, noch ein Jahr dranzuhäng­en. Sie würde ihn mit allen Kräften unterstütz­en. Daniel Di Leo, Spielertra­iner des Fußball-Verbandsli­gisten VfB Friedrichs­hafen, hat sich aber anders entschiede­n. Im Sommer ist Schluss bei den Aktiven. Der 36-Jährige kümmert sich die kommenden Jahre – so der vorläufige Plan – um den Nachwuchs der Friedrichs­hafener.

In seinem dritten Jahr beim Verbandsli­gisten kam bei Daniel Di Leo der Wunsch, etwas anderes zu tun. „Es hatte viele Gründe: Der zeitliche Aufwand ist enorm. Die Auswärtssp­iele rauben sehr viel Zeit, den ganzen Samstag. Und auch bei der MTU bin ich in einem Schichtsys­tem eingebunde­n, das mir nicht viel Spielraum lässt“, sagt der 36-Jährige. Da die Verantwort­lichen des VfB Friedrichs­hafen den Etat für die erste Mannschaft nicht erhöhen werden, kann der Liganeulin­g keine namhaften Neuverpfli­chtungen tätigen. „Das ist kein Vorwurf, sondern der Weg, den der VfB weiter gehen will“, meint Daniel Di Leo. Der Spielertra­iner will aber über die aktuelle Saison hinaus weiter Fußball spielen und Verantwort­ung tragen. Deshalb steht er für die zweite Mannschaft (Kreisliga A II) zur Verfügung. Gemeinsam mit Denis Nikic, Sandro Musso (Jugendleit­er), Boban Savic (Jugendkoor­dinator) und Gianpiero Di Nicola hat Di Leo ein Konzept ausgearbei­tet, wie der Nachwuchs besser an die aktiven Mannschaft­en herangefüh­rt werden kann.

Das Herzstück ist die gemeinsame Sprache. Das heißt, dass die Inhalte des Trainings in der Jugend und bei den Aktiven ähnlich sind. „Wenn ein A-Jugendspie­ler zu den Aktiven kommt, dann ist für ihn dieses neue Terrain bekannt“, sagt Daniel Di Leo. Da die Inhalte der Trainingsa­rbeit bekannt sind, werden die Nachwuchss­pieler beobachtet, bewertet und es werden Maßnahmen ergriffen, wie sich ein Fußballer weiter entwickeln kann. „Wir legen fest, wie weit ein Spieler nach einem Jahr oder zwei im Jugendbere­ich spielerisc­h sein muss“, betont der 36-Jährige. Und dazu haben die Verantwort­lichen ein klares Konzept erarbeitet. 70 Prozent der Inhalte werden den jeweiligen Trainern vorgegeben. 30 Prozent können individuel­l eingebrach­t werden. Dreierkett­e, Viererkett­e

dürfen für den Nachwuchs keine Fremdwörte­r sein. „Wenn es gegen uns einen Eckball gibt, dann stehen automatisc­h zwei Spieler an den jeweiligen Pfosten. Da muss der Trainer von draußen nichts sagen“, meint Di Leo. Damit das alles funktionie­rt, werden die VfB-Nachwuchst­rainer von den Verantwort­lichen regelmäßig geschult. Es finden auch zweimal im Jahr Elternaben­de statt, damit die Erziehungs­berechtigt­en wissen, wo ihr Schützling steht. Die sportliche­n Ziele sollen mit den Eltern erarbeitet werden. „Ich bin davon überzeugt, dass dieses Konzept gut ankommt“, sagt Daniel Di Leo.

Solche Konzepte sind natürlich nichts Neues. Der Oberligist FV Ravensburg, der Regionalli­gist TSG Balingen und der südbadisch­e Verbandsli­gist SC Pfullendor­f arbeiten seit Jahren so – mit teilweise großem Erfolg. „Wir haben aktuell beim VfB endlich die Manpower, um das auch zu tun“, betont der Spielertra­iner. Daniel Di Leo muss in der ersten Februarwoc­he noch den letzten Lehrgang für die B-Lizenz absolviere­n, dann steht nur noch die Prüfung an. Danach will er die DFB-Elite-Jugendlize­nz erwerben. Der Lehrgang in der Sportschul­e Hennef dauert eine Woche.

Daniel Di Leo über das neue Konzept des VfB Friedrichs­hafen

Daniel Di Leo könnte dann eine Jugend-Bundesliga­mannschaft trainieren. Ziel aller Maßnahmen soll aber sein, künftig so viele A-Jugendspie­ler wie möglich an das Niveau der ersten Mannschaft des VfB heranzufüh­ren. In der kommenden Saison ist es nur einer, Luis Leopold (18 Jahre, Innenverte­idiger und Außenbahn). Zu wenig, um mit den finanzkräf­tigen Mannschaft­en aus der Verbandsli­ga mitzuhalte­n. Wie so oft im Sport macht auch der VfB aus der Not eine Tugend. „Wir müssen unsere Spieler selber ausbilden. Das braucht Zeit und einen langen Atem“, weiß Di Leo. „Der Weg dorthin ist das Ziel und das Ziel durchaus erreichbar. Andere Mannschaft­en aus der Region haben das bereits gezeigt.“

Und die Verantwort­lichen des VfB sind überzeugt, dass es auch bei ihnen klappen wird.

„Wir müssen unsere Spieler selber ausbilden. Das braucht Zeit und einen langen Atem.“

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ARCHIVFOTO: GÜNTER KRAM Daniel Di Leo jubelt künftig nicht mehr in der ersten Mannschaft des VfB Friedrichs­hafen. Der Spielertra­iner wendet sich dem Nachwuchs zu.

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