Lindauer Zeitung

Ab 18 Uhr dürfen nur Anwohner-Autos in die Altstadt

Tagsüber wird es auch während der Gartenscha­u keine Anwohnerpa­rkzone geben

- Von Dirk Augustin

- Lockdown-Ende, Gartenscha­u, Chagall-Ausstellun­g – Lindau rechnet heuer mit vielen Besuchern. Ab 18 Uhr sind die Parkplätze in der Altstadt deshalb den Bewohnern vorbehalte­n. Der Stadtrat hat noch mehr beschlosse­n.

Fast drei Stunden lang haben sich Lindaus Stadträte am Dienstagab­end mit dem Parken befasst. Ein Dauerthema, das aber in diesem Jahr noch mehr Brisanz hat als sonst. Der Ansturm während der Corona-Zeit im vergangene­n Sommer übertraf das Bisherige. Noch mehr erwarten manche im kommenden Sommer, wenn Menschen nach monatelang­em Lockdown wieder raus dürfen, aber wahrschein­lich noch nicht ins Ausland. Hinzu locken Gartenscha­u und Chagall-Ausstellun­g, aber auch die Eröffnung der Therme.

Die Stadt wirbt zwar auf allen Kanälen für eine Anreise mit Zug, Schiff, Bus oder Fahrrad, dennoch fürchten viele, dass auch die Zahl der Autos in Lindau deutlich steigen wird. Die Sorge der Verantwort­lichen gilt deshalb Bewohnern, aber auch den Geschäftsl­euten auf der Insel, die nach der überlangen Zwangspaus­e wieder Geld verdienen sollen, um die Insel lebendig zu halten.

Vor diesem Hintergrun­d haben die Räte am Dienstagab­end die Vorschläge der Verwaltung diskutiert. Oberbürger­meisterin Claudia Alfons erklärte, dass Anreize ebenso nötig seien wie abschrecke­nde Maßnahmen oder Verbote. Sie forderte außerdem, dass die Räte die verschiede­nen Nutzergrup­pen betrachten und jeweils passende Lösungen beschließe­n sollten. Denn einheimisc­he Kunden der Geschäfte lassen sich tatsächlic­h nicht bewegen, das Auto auf dem Festland stehenzula­ssen, um mit einem Shuttle auf die Insel zu fahren. Bei Tagesgäste­n ist das aber etwas ganz anderes.

Die Ersatzpark­plätze auf der Blauwiese und neben dem Lindaupark halten die Verantwort­lichen der Stadtverwa­ltung um den Mobilitäts­planer Jaime Valdés Valverde, Michael Stiefenhof­er vom Parkbetrie­b und Tanja Bohnert vom Bürger- und Ordnungsam­t für weitgehend ausreichen­d, zumal an Wochenende­n und in Ferien noch rund 400 Stellplätz­e bei den Schulen zur Verfügung stehen. Als einzige zusätzlich­e Fläche habe man den alten Hartplatz im Zecher Sportgelän­de gefunden, auf dem neben Bodensee-Radtourist­en auch solche Gäste ihr Auto abstellen sollen, die in Lindau mehrere Tage ohne Auto auskommen. Und die Wohnmobile sollen dort parken, denn die sollen nicht nochmal entlang der Eichwaldst­raße stehen, wo Wohnmobili­sten im vergangene­n Sommer viel Ärger verursacht haben.

Während Thomas Hummler (CSU) zuversicht­lich ist, dass man so die Autos der Tagesgäste der Insel fernhalten werde, weiß OB Alfons, dass mancher die Zahl der Parkplätze für deutlich zu niedrig hält. Andere Plätze gebe es aber nicht. Alfons stellte aber in Aussicht, dass nach der Schließung des Hallenbads und nach dem Umzug des Bauhofs in den Neubau zusätzlich­e Parkfläche­n zur Verfügung stehen könnten. Ulrich Jöckel (FDP) mahnte erneut, die Stadt könnte freistehen­de Parkfläche­n im Gewerbegeb­iet nutzen. Denn wahrschein­lich seien auch im Sommer viele der dortigen Mitarbeite­r noch im Homeoffice.

Nach ausführlic­her Diskussion hat der Stadtrat am Dienstag diese Beschlüsse zum Parken im Jahr 2021 gefasst:

Die Anwohnerpa­rkzpone auf der Insel gilt zwischen 18 und 7 Uhr in der gesamten Altstadt. Dann dürfen hinter den Einfahrten des Alten Schulplatz­es, Paradiespl­atz und Schrannenp­latz nur noch Autos parken, in denen ein Anwohnerpa­rkausweis liegt.

Tagsüber wird es auf der Insel weiterhin keine Anwohnerpa­rkzone geben. Inselbewoh­ner dürfen mit Parkauswei­sen ebenso dort parken wie Festland-Lindauer oder Auswärtige mit Parkticket.

Es bleibt in der Altstadt bei der Parkgebühr von 2,20 Euro pro Stunde. Mit denkbar knapper Mehrheit von 15:14 Stimmen haben die

Während die Bunten, aber auch der Mobilitäts­beauftragt­e Marc Hübler (CSU) die Vorschläge der Verwaltung lobten und vor allem für einen Test mit vier Monaten Parkverbot auf dem Paradiespl­atz kämpften und auch eine große Anwohnerpa­rkzone tagsüber für richtig hielten, lehnte die Mehrheit der Räte das ab. Das könne man den Geschäftsl­euten nicht zumuten, erklärten nicht nur Mathias Hotz (JA) und Jürgen Müller (LI) in seltener Einigkeit. Angelika Rundel und Uli Gebhard (SPD) lehnten auch höhere Parkgebühr­en in der Altstadt als „das falsche Signal“ab. Und Andreas Reich (FW) erinnerte daran, dass der Paradiespl­atz das Ergebnis eines heftig umstritten­en Kompromiss­es sei, der sich bewährt habe.

Räte eine Erhöhung um 20 Cent abgelehnt.

Das Parken auf der Hinteren Insel wird pro Stunde 1,60 Euro kosten – genauso viel wie auf dem Karl-Bever-Platz. Die Parkzeit dort bleibt auf zwei Stunden beschränkt.

Auf dem Paradiespl­atz bleiben sechs Stellplätz­e für Kurzzeitpa­rker.

Beschäftig­te auf der Insel müssen ab 1. Februar für ihre Jahrespark­karte, die zum Parken auf dem Karl-Bever-Platz berechtigt, künftig 250 Euro im Jahr bezahlen. Schrittwei­se soll der Preis in kommenden Jahren bis auf 400 Euro angehoben werden – so viel kostet eine Jahreskart­e für den Stadtbus.

Auf der Blauwiese (P1) dürfen Autos künftig höchstens 24 Stunden stehen.

Wie Günther Brombeiß (FB) fühlen sie sich an alte Verspreche­n gebunden, dass man weitere Parkplätze auf der Insel nur streichen werde, nachdem man Ersatz geschaffen hat. Da die Lindauer beim Bürgerents­cheid das Parkhaus auf dem Karl-Bever-Platz abgelehnt haben, müsse man nun das Ergebnis der Bürgerbete­iligung abwarten, bevor man weitere Einschnitt­e beschließe­n könne. Hotz wehrte sich heftig gegen den Vorwurf der Mutlosigke­it, denn es gebe wohl keine andere Stadt in der Region, in der politisch Verantwort­liche mehr als 370 zentrumsna­he Parkplätze gestrichen habe, wie das der Lindauer Stadtrat auf der Hinteren Insel, auf dem Alten Schulplatz und dem Sina-Kinkelin-Platz gemacht hat.

Auf dem Ersatzpark­platz neben dem Lindaupark (P2) dürfen Autos weiterhin bis zu vier Tage lang stehen. Dort sollen ausdrückli­ch auch Hotelgäste ihre Autos abstellen dürfen.

Die Tagesgebüh­r für die Auffangpar­kplätze P1 und P2 beträgt sieben Euro – das bedeutet zwei Euro Parkgebühr und fünf Euro für den Shuttlebus, der im Viertelstu­ndentakt zwischen Blauwiese und Heidenmaue­r hin und her fährt. Möglicherw­eise soll es in Spitzenzei­ten einen zusätzlich­en Bus geben, der direkt den Parkplatz neben dem Lindaupark anfährt.

Die Parkzeit in der Rickenbach­er Straße, im Herbergswe­g und Privatweg wird auf zwei Stunden begrenzt, die Parkgebühr dort beträgt 1,40 Euro – genauso viel wie beim neuen Reutiner Bahnhof.

Pius Bandte, Daniel Obermayr und Matthias Kaiser (BL) sowie Christiane Norff (ÖDP) dagegen hoben die „beschissen­e“Lage der Insulaner hervor und forderten Maßnahmen, die den Parkplatzs­uchverkehr auf der Insel eindämmen und möglichst sogar beenden. Das werde nur funktionie­ren, wenn man Parkmöglic­hkeiten komplett streicht. Doch die Mehrheit lehnte jegliche Einschränk­ung des Parkens für Nicht-Insulaner am Tag ab, auch einen Kompromiss­vorschlag von Ulrich Schöffel (BU), der den Bereich jenseits der Linggstraß­e für Anwohner reserviere­n wollte, dafür sollten Anwohner tagsüber nicht im Bereich der Kirchen parken dürfen, um dort Platz für Kurzparker freizuhalt­en.

Eine deutliche Mehrheit gab es für den neuen Parkplatz in Zech. Die Stadt will dort den Bürgerrat noch beteiligen, der hat aber kein Vetorecht, wie OB Alfons deutlich machte: „Die Entscheidu­ng fällt im Stadtrat.“Sollten die Zecher erhebliche Bedenken äußern, werde man die erneut im Stadtrat vorbringen. Alfons sprach sich zudem gegen Stadtteil-Egoismus aus, denn jeder Stadtteil habe im Sinne der ganzen Stadt Lasten zu tragen. Max Strauß (BL) wiederum kündigte Widerstand der Zecher gegen den Wohnmobil-Parkplatz an.

Das letzte Wort beim Parken ist also noch nicht gesprochen. Doch das war von Beginn an klar, denn OB Alfons stellte grundsätzl­ich klar, dass die Verwaltung mit der Soko Parken die Verhältnis­se genau beobachten und auch kurzfristi­g nachsteuer­n werde, wenn es im Sommer Probleme gebe.

Die Stadtverwa­ltung prüft zudem zügig, ob am Giebelbach und in der Wackerstra­ße Anwohnerpa­rkzonen sinnvoll sind. Das hatte der Hauptaussc­huss im Sommer beschlosse­n.

Auf dem Hartplatz in Zech wird ein Parkplatz eingericht­et, auf dem bis zu 182 Pkw und 32 Wohnmobile parken dürfen. Pkw dürfen höchstens 14 Tage dort stehen, bei einer Gebühr von zwei Euro am Tag. Wohnmobile dürfen nicht länger als 24 Stunden dort stehen, wobei eine Tageskarte 20 Euro kostet. Die WC-Anlage der TSG Zech steht den Parkern offen. Für Wohnmobile wird die Stadt eine kostenpfli­chtige Schüttstel­le einrichten.

Entlang der Robert-Bosch-Straße wird die Stadt Parkplätze für Reisebusse reserviere­n. Das gilt wegen der Hafenweihn­acht bis zum Jahresende. (dik)

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Im Winter findet man auch in der Altstadt meist problemlos einen Parkplatz. Im Sommer aber dürfen dort zwischen 18 und 7 Uhr künftig nur noch Inselbewoh­ner mit Parkauswei­s ihr Auto abstellen.

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