Ab 18 Uhr dürfen nur Anwohner-Autos in die Altstadt
Tagsüber wird es auch während der Gartenschau keine Anwohnerparkzone geben
- Lockdown-Ende, Gartenschau, Chagall-Ausstellung – Lindau rechnet heuer mit vielen Besuchern. Ab 18 Uhr sind die Parkplätze in der Altstadt deshalb den Bewohnern vorbehalten. Der Stadtrat hat noch mehr beschlossen.
Fast drei Stunden lang haben sich Lindaus Stadträte am Dienstagabend mit dem Parken befasst. Ein Dauerthema, das aber in diesem Jahr noch mehr Brisanz hat als sonst. Der Ansturm während der Corona-Zeit im vergangenen Sommer übertraf das Bisherige. Noch mehr erwarten manche im kommenden Sommer, wenn Menschen nach monatelangem Lockdown wieder raus dürfen, aber wahrscheinlich noch nicht ins Ausland. Hinzu locken Gartenschau und Chagall-Ausstellung, aber auch die Eröffnung der Therme.
Die Stadt wirbt zwar auf allen Kanälen für eine Anreise mit Zug, Schiff, Bus oder Fahrrad, dennoch fürchten viele, dass auch die Zahl der Autos in Lindau deutlich steigen wird. Die Sorge der Verantwortlichen gilt deshalb Bewohnern, aber auch den Geschäftsleuten auf der Insel, die nach der überlangen Zwangspause wieder Geld verdienen sollen, um die Insel lebendig zu halten.
Vor diesem Hintergrund haben die Räte am Dienstagabend die Vorschläge der Verwaltung diskutiert. Oberbürgermeisterin Claudia Alfons erklärte, dass Anreize ebenso nötig seien wie abschreckende Maßnahmen oder Verbote. Sie forderte außerdem, dass die Räte die verschiedenen Nutzergruppen betrachten und jeweils passende Lösungen beschließen sollten. Denn einheimische Kunden der Geschäfte lassen sich tatsächlich nicht bewegen, das Auto auf dem Festland stehenzulassen, um mit einem Shuttle auf die Insel zu fahren. Bei Tagesgästen ist das aber etwas ganz anderes.
Die Ersatzparkplätze auf der Blauwiese und neben dem Lindaupark halten die Verantwortlichen der Stadtverwaltung um den Mobilitätsplaner Jaime Valdés Valverde, Michael Stiefenhofer vom Parkbetrieb und Tanja Bohnert vom Bürger- und Ordnungsamt für weitgehend ausreichend, zumal an Wochenenden und in Ferien noch rund 400 Stellplätze bei den Schulen zur Verfügung stehen. Als einzige zusätzliche Fläche habe man den alten Hartplatz im Zecher Sportgelände gefunden, auf dem neben Bodensee-Radtouristen auch solche Gäste ihr Auto abstellen sollen, die in Lindau mehrere Tage ohne Auto auskommen. Und die Wohnmobile sollen dort parken, denn die sollen nicht nochmal entlang der Eichwaldstraße stehen, wo Wohnmobilisten im vergangenen Sommer viel Ärger verursacht haben.
Während Thomas Hummler (CSU) zuversichtlich ist, dass man so die Autos der Tagesgäste der Insel fernhalten werde, weiß OB Alfons, dass mancher die Zahl der Parkplätze für deutlich zu niedrig hält. Andere Plätze gebe es aber nicht. Alfons stellte aber in Aussicht, dass nach der Schließung des Hallenbads und nach dem Umzug des Bauhofs in den Neubau zusätzliche Parkflächen zur Verfügung stehen könnten. Ulrich Jöckel (FDP) mahnte erneut, die Stadt könnte freistehende Parkflächen im Gewerbegebiet nutzen. Denn wahrscheinlich seien auch im Sommer viele der dortigen Mitarbeiter noch im Homeoffice.
Nach ausführlicher Diskussion hat der Stadtrat am Dienstag diese Beschlüsse zum Parken im Jahr 2021 gefasst:
Die Anwohnerparkzpone auf der Insel gilt zwischen 18 und 7 Uhr in der gesamten Altstadt. Dann dürfen hinter den Einfahrten des Alten Schulplatzes, Paradiesplatz und Schrannenplatz nur noch Autos parken, in denen ein Anwohnerparkausweis liegt.
Tagsüber wird es auf der Insel weiterhin keine Anwohnerparkzone geben. Inselbewohner dürfen mit Parkausweisen ebenso dort parken wie Festland-Lindauer oder Auswärtige mit Parkticket.
Es bleibt in der Altstadt bei der Parkgebühr von 2,20 Euro pro Stunde. Mit denkbar knapper Mehrheit von 15:14 Stimmen haben die
Während die Bunten, aber auch der Mobilitätsbeauftragte Marc Hübler (CSU) die Vorschläge der Verwaltung lobten und vor allem für einen Test mit vier Monaten Parkverbot auf dem Paradiesplatz kämpften und auch eine große Anwohnerparkzone tagsüber für richtig hielten, lehnte die Mehrheit der Räte das ab. Das könne man den Geschäftsleuten nicht zumuten, erklärten nicht nur Mathias Hotz (JA) und Jürgen Müller (LI) in seltener Einigkeit. Angelika Rundel und Uli Gebhard (SPD) lehnten auch höhere Parkgebühren in der Altstadt als „das falsche Signal“ab. Und Andreas Reich (FW) erinnerte daran, dass der Paradiesplatz das Ergebnis eines heftig umstrittenen Kompromisses sei, der sich bewährt habe.
Räte eine Erhöhung um 20 Cent abgelehnt.
Das Parken auf der Hinteren Insel wird pro Stunde 1,60 Euro kosten – genauso viel wie auf dem Karl-Bever-Platz. Die Parkzeit dort bleibt auf zwei Stunden beschränkt.
Auf dem Paradiesplatz bleiben sechs Stellplätze für Kurzzeitparker.
Beschäftigte auf der Insel müssen ab 1. Februar für ihre Jahresparkkarte, die zum Parken auf dem Karl-Bever-Platz berechtigt, künftig 250 Euro im Jahr bezahlen. Schrittweise soll der Preis in kommenden Jahren bis auf 400 Euro angehoben werden – so viel kostet eine Jahreskarte für den Stadtbus.
Auf der Blauwiese (P1) dürfen Autos künftig höchstens 24 Stunden stehen.
Wie Günther Brombeiß (FB) fühlen sie sich an alte Versprechen gebunden, dass man weitere Parkplätze auf der Insel nur streichen werde, nachdem man Ersatz geschaffen hat. Da die Lindauer beim Bürgerentscheid das Parkhaus auf dem Karl-Bever-Platz abgelehnt haben, müsse man nun das Ergebnis der Bürgerbeteiligung abwarten, bevor man weitere Einschnitte beschließen könne. Hotz wehrte sich heftig gegen den Vorwurf der Mutlosigkeit, denn es gebe wohl keine andere Stadt in der Region, in der politisch Verantwortliche mehr als 370 zentrumsnahe Parkplätze gestrichen habe, wie das der Lindauer Stadtrat auf der Hinteren Insel, auf dem Alten Schulplatz und dem Sina-Kinkelin-Platz gemacht hat.
Auf dem Ersatzparkplatz neben dem Lindaupark (P2) dürfen Autos weiterhin bis zu vier Tage lang stehen. Dort sollen ausdrücklich auch Hotelgäste ihre Autos abstellen dürfen.
Die Tagesgebühr für die Auffangparkplätze P1 und P2 beträgt sieben Euro – das bedeutet zwei Euro Parkgebühr und fünf Euro für den Shuttlebus, der im Viertelstundentakt zwischen Blauwiese und Heidenmauer hin und her fährt. Möglicherweise soll es in Spitzenzeiten einen zusätzlichen Bus geben, der direkt den Parkplatz neben dem Lindaupark anfährt.
Die Parkzeit in der Rickenbacher Straße, im Herbergsweg und Privatweg wird auf zwei Stunden begrenzt, die Parkgebühr dort beträgt 1,40 Euro – genauso viel wie beim neuen Reutiner Bahnhof.
Pius Bandte, Daniel Obermayr und Matthias Kaiser (BL) sowie Christiane Norff (ÖDP) dagegen hoben die „beschissene“Lage der Insulaner hervor und forderten Maßnahmen, die den Parkplatzsuchverkehr auf der Insel eindämmen und möglichst sogar beenden. Das werde nur funktionieren, wenn man Parkmöglichkeiten komplett streicht. Doch die Mehrheit lehnte jegliche Einschränkung des Parkens für Nicht-Insulaner am Tag ab, auch einen Kompromissvorschlag von Ulrich Schöffel (BU), der den Bereich jenseits der Linggstraße für Anwohner reservieren wollte, dafür sollten Anwohner tagsüber nicht im Bereich der Kirchen parken dürfen, um dort Platz für Kurzparker freizuhalten.
Eine deutliche Mehrheit gab es für den neuen Parkplatz in Zech. Die Stadt will dort den Bürgerrat noch beteiligen, der hat aber kein Vetorecht, wie OB Alfons deutlich machte: „Die Entscheidung fällt im Stadtrat.“Sollten die Zecher erhebliche Bedenken äußern, werde man die erneut im Stadtrat vorbringen. Alfons sprach sich zudem gegen Stadtteil-Egoismus aus, denn jeder Stadtteil habe im Sinne der ganzen Stadt Lasten zu tragen. Max Strauß (BL) wiederum kündigte Widerstand der Zecher gegen den Wohnmobil-Parkplatz an.
Das letzte Wort beim Parken ist also noch nicht gesprochen. Doch das war von Beginn an klar, denn OB Alfons stellte grundsätzlich klar, dass die Verwaltung mit der Soko Parken die Verhältnisse genau beobachten und auch kurzfristig nachsteuern werde, wenn es im Sommer Probleme gebe.
Die Stadtverwaltung prüft zudem zügig, ob am Giebelbach und in der Wackerstraße Anwohnerparkzonen sinnvoll sind. Das hatte der Hauptausschuss im Sommer beschlossen.
Auf dem Hartplatz in Zech wird ein Parkplatz eingerichtet, auf dem bis zu 182 Pkw und 32 Wohnmobile parken dürfen. Pkw dürfen höchstens 14 Tage dort stehen, bei einer Gebühr von zwei Euro am Tag. Wohnmobile dürfen nicht länger als 24 Stunden dort stehen, wobei eine Tageskarte 20 Euro kostet. Die WC-Anlage der TSG Zech steht den Parkern offen. Für Wohnmobile wird die Stadt eine kostenpflichtige Schüttstelle einrichten.
Entlang der Robert-Bosch-Straße wird die Stadt Parkplätze für Reisebusse reservieren. Das gilt wegen der Hafenweihnacht bis zum Jahresende. (dik)