Corona: Vorarlberger Bürgermeister sorgen für Wirbel um Impfreihenfolge
Wolfgang Matt und Katharina Wöss-Krall erhalten Impfdosen, die „übrig“waren
(lz) - Feldkirchs Bürgermeister Wolfgang Matt (ÖVP) und die Bürgermeisterin von Rankweil, Katharina Wöss-Krall (ÖVP), haben sich bei einer Impfaktion in einem Altersheim ebenfalls impfen lassen, berichtet der ORF. Wie Matt im Interview mit ZIB2-Moderator Armin Wolf sagte, habe er die Impfung akzeptiert, da man den Impfstoffrest andernfalls hätte wegwerfen müssen. Er sei „auf Abruf in einer Ecke gestanden“und habe gewartet, ob Impfstoff übrig bleibt. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) zeigt dafür kein Verständnis. Der Impfstoff ist knapp verfügbar. Es gibt einen klar definierten Impfplan, an den man sich zu halten hat“, so Wallner. Bleibe etwas übrig, sei dies in der Zielgruppe zu verimpfen.
Feldkirchs Bürgermeister steht seit Bekanntwerden der Impfung unter Beschuss. Er sagt, er sei als Eigentümervertreter des Seniorenheims auf einer Backup-Liste gestanden, habe aber niemandem etwas weggenommen und hätte verzichtet, wenn sich andere zur Impfung angeboten hätten. Es sei aber niemand da gewesen, und man hätte so schnell niemanden auftreiben können, so Matt in der ZIB2. „Ich schmeiße auch kein altes Brot weg, daraus wird Toast gemacht.“An Rücktritt denke er nicht, so der Feldkircher Bürgermeister.
Bevor kritische Stimmen auch im Fall von Wöss-Krall öffentlich würden, meldete sich die Bürgermeisterin von Rankweil vorsorglich selbst und rechtfertigte in einer schriftlichen Stellungnahme ihre Impfung, die bereits am 13. Januar im Sozialzentrum Haus Klosterreben stattgefunden hat. Sie sei in ihrer Funktion als Geschäftsführerin der Sozialzentrum GmbH Haus Klosterreben vor Ort gewesen, um sich ein Bild vom Beginn der Impfungen zu machen. „Eine Impfabsicht meinerseits gab es zu diesem Zeitpunkt nicht“, schreibt Wöss-Krall. Sie habe eine übrig gebliebene Impfdosis erhalten, die habe sie „im besten Wissen und Gewissen“angenommen. „Für mich war es sinnvoller, den Impfstoff aufzubrauchen, als ihn wegzuwerfen“, argumentiert auch die Bürgermeisterin gleich wie ihr Feldkircher Kollege. Wöss-Krall hat laut ORF familiäre Verbindungen zum Impfkoordinator des Landes und zur Ärztekammer, was für ein zusätzliches „G’schmäckle“sorgt.
Laut „Vorarlberger Nachrichten“gibt es an der Darstellung der Bürgermeisterin Zweifel. Es hätten Mitarbeiter aus Hilfsdiensten ohne Impfung den Nachhauseweg antreten müssen, schreibt die Zeitung und beruft sich auf Augenzeugen.
Bereits in der vergangenen Woche hatte es in Vorarlberg Aufregung gegeben, weil Rot-Kreuz-Direktor Roland Gozzi von der Impf-Reihenfolge abgewichen war. Er hatte nicht nur Rot-Kreuz-Mitarbeiter, sondern auch deren Angehörige zur Impfung eingeladen. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) betonte, dass man die Impfung der Angehörigen sofort unterbunden habe.
Vorarlberg hat nun auf die Situation reagiert. Die Bestellung von Impfstoff erfolgt mittlerweile nur noch zentral über den Impfkoordinator des Landes. Bislang war es offenbar möglich, dass Alten- und Pflegeheime direkt beim Bund Impfstoff bestellen konnten.
Ein Interview von Armin Wolf mit Wolfgang Matt gibt es unter https://vorarlberg.orf.at/ stories/3085761/